2006-09-22 13:27:51

Thailand: Panzer sind Touristenattraktion


Drei Tage nach dem Militärputsch in Thailand hat König Bhumibol den Regierungsauftrag offiziell an Militärchef Sonthi Boonyaratglin vergeben. Nun hat sich auch die katholische Kirche Thailands zu Wort gemeldet – Bangkoks Erzbischof Kardinal Kitbunchu forderte eine rasche Rückkehr zur Demokratie. Allerdings zeigte sich der Erzbischof erfreut, dass der Putsch friedlich verlaufen sei – keine Gewalt, kein Widerstand. Wir haben den Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde im Zentrum Bangkoks, Clemens Fabry, erreichen können. Er kann den Erzbischof nur bestätigen – Panzer gibt es nur im Regierungsviertel:

„In den letzten beiden Tagen ist es sehr in Mode gekommen, sich vor einem Panzer fotografieren zu lassen, als kleines Andenken. Zu meiner großen Verwunderung habe ich bisher Panzer nur im Fernsehen gesehen – will damit sagen, dass eigentlich das normale Leben im Land, auch in der Hauptstadt Bangkok selbst, seinen gewöhnlichen Gang geht. Die einzige Auswirkung die wir zu spüren bekamen war, dass am Mittwoch und Donnerstag die Schulen geschlossen wurden und so für mich auch der Religionsunterreicht ausfiel.“

Am 2. April dieses Jahres wurde in Thailand zum letzten Mal gewählt – die Wahl wurde einen Monat später annulliert. Damals gingen viele Menschen auf die Straße – sowohl die Opposition als auch Regierungsanhänger äußerten ihren Unmut:

„Wenn man das mit jetzt vergleicht, wo die Regierung abgesetzt ist und der Militär die Macht übernommen hat, besteht das Bedürfnis zu demonstrieren in keiner Weise – bei niemandem mit dem man spricht. Ich glaube, dass das sehr stark damit zusammenhängt, dass schon zwei Stunden nach dem Putsch die Militärführung bei dem König gewesen ist, der dann diese Militärausnahmeregierung bestätigt hat. Das will sagen, dass es also neben der Politik einen ganz großen anderen Faktor gibt - den König – und der ist so maßgeblich: wenn er der jetzigen Situation zustimmt, sind die Menschen im Land fast ausnahmslos einverstanden. Die Menschen auf der Straße sagen: Wenn der König sagt, das ist gut so wie es zur Zeit ist, dann ist es so.“ (rv 22.09.06 sis)








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