Drei Tage nach dem Militärputsch in Thailand hat König Bhumibol den Regierungsauftrag
offiziell an Militärchef Sonthi Boonyaratglin vergeben. Nun hat sich auch die katholische
Kirche Thailands zu Wort gemeldet – Bangkoks Erzbischof Kardinal Kitbunchu forderte
eine rasche Rückkehr zur Demokratie. Allerdings zeigte sich der Erzbischof erfreut,
dass der Putsch friedlich verlaufen sei – keine Gewalt, kein Widerstand. Wir haben
den Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde im Zentrum Bangkoks, Clemens
Fabry, erreichen können. Er kann den Erzbischof nur bestätigen – Panzer gibt es nur
im Regierungsviertel:
„In den letzten beiden Tagen ist es sehr in Mode gekommen,
sich vor einem Panzer fotografieren zu lassen, als kleines Andenken. Zu meiner großen
Verwunderung habe ich bisher Panzer nur im Fernsehen gesehen – will damit sagen, dass
eigentlich das normale Leben im Land, auch in der Hauptstadt Bangkok selbst, seinen
gewöhnlichen Gang geht. Die einzige Auswirkung die wir zu spüren bekamen war, dass
am Mittwoch und Donnerstag die Schulen geschlossen wurden und so für mich auch der
Religionsunterreicht ausfiel.“
Am 2. April dieses Jahres wurde in Thailand
zum letzten Mal gewählt – die Wahl wurde einen Monat später annulliert. Damals gingen
viele Menschen auf die Straße – sowohl die Opposition als auch Regierungsanhänger
äußerten ihren Unmut:
„Wenn man das mit jetzt vergleicht, wo die Regierung
abgesetzt ist und der Militär die Macht übernommen hat, besteht das Bedürfnis zu demonstrieren
in keiner Weise – bei niemandem mit dem man spricht. Ich glaube, dass das sehr stark
damit zusammenhängt, dass schon zwei Stunden nach dem Putsch die Militärführung bei
dem König gewesen ist, der dann diese Militärausnahmeregierung bestätigt hat. Das
will sagen, dass es also neben der Politik einen ganz großen anderen Faktor gibt -
den König – und der ist so maßgeblich: wenn er der jetzigen Situation zustimmt, sind
die Menschen im Land fast ausnahmslos einverstanden. Die Menschen auf der Straße sagen:
Wenn der König sagt, das ist gut so wie es zur Zeit ist, dann ist es so.“ (rv 22.09.06
sis)