2006-09-22 12:44:16

Kardinal Kasper: "Ökumen. Fortschritte durch Geduld und Freundschaft"


RealAudioMP3 Nach sechsjähriger Unterbrechung ist in Belgrad wieder die katholisch-orthodoxe
Dialog-Kommission zusammengekommen. Die vom vatikanischen Ökumene-Minister Kardinal Walter Kasper und dem orthodoxen Metropoliten Ioannis Zizioulas von Pergamon geleitete Experten-Konferenz nimmt den im Jahr 2000 ausgesetzten Dialog zwischen den getrennten Kirchen wieder auf. Zu diesem Neubeginn hatte sich im Dezember ein gesamtorthodoxes Treffen unter Leitung von Patriarch Bartholomaios in Istanbul entschlossen.

Nach erfolgreichem Beginn traten beim 1979 offiziell eröffneten katholisch-orthodoxen Dialog in den 90er Jahren Schwierigkeiten auf. Bei ihrem bislang letzten Treffen 2000 in Baltimore konnten sich die Mitglieder nicht auf ein gemeinsames Schlussdokument zur Frage der mit Rom unierten Ostkirchen einigen.

Zu dem Treffen, für das die serbisch-orthodoxe Kirche die Gastgeberrolle übernommen hat, haben beide Seiten je 30 Vertreter entsandt. Auf katholischer Seite gehören dazu unter anderem der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, die Erzbischöfe Alfons Nossol von Oppeln und Roland Minnerath von Dijon, sowie die Bischöfe Kurt Koch aus Basel und Gerhard Feige von Magdeburg.

Wir haben mit Kardinal Kasper in Belgrad gesprochen:
 
Worum ging es eigentlich bei diesem Treffen?

Es ging darum, nach einer längeren Unterbrechung, die ersten Kontakt wieder zu knüpfen. Wir haben eine neue Kommission mit vielen neuen Mitgliedern. Viele mussten erst eingeführt werden in das, was bereits geschehen ist. Dann haben wir uns vorgenommen, über das Thema „Kirche als communio“ zu sprechen. Das bedeutet: Wir wollen die Konsequenzen ziehen aus dem, was in der ersten Phase der Diskussion gesagt worden ist. Die Kirche ist sakramental. Jetzt geht es konkret um Konziliarität und Autorität in der Kirche, also die Spannung zwischen einer synodalen und einer hierarchischen Verfassung. Und da haben wir ein Papier benützt, das schon vorbereitet war für 1990, das schon 16 Jahre alt ist

Was sind die heißen Fragen?

Die heißen Punkte sind bekannt. Es ist in erster Linie das Problem des Petrusamtes, des Primats auf der universalen Ebene der Kirche. Wir werden dieses Problem dieses Ml nicht ausführlich behandeln. Wir haben nur vor, es auf den Tisch der Verhandlungen zu legen, genau die Position abzustecken und werden in einer der künftigen Versammlungen dieses Problem direkt angehen. Ich denke, das ist das wichtigste Problem, das zwischen der Orthodoxie und der katholischen Kirche besteht. Alle anderen Probleme sind mehr Probleme der Mentalität, auch Missverständnisse und polemische Verzerrungen der Vergangenheit.

Waren die Gespräche fruchtbar?

Es sind sehr gute Gespräche gewesen in einer vorzüglichen Atmosphäre, sie sind sehr ruhig verlaufen. Es hat keinerlei große Polemiken gegeben, aber auf der anderen Seite: Sehr ehrlich hat man die Position dargestellt. Und auf dieser Grundlage meine ich, dass wir gute Hoffnung haben, in den folgenden Sitzungen gute Schritte voranzukommen. Es war zunächst einfach notwendig und wichtig, eine gute brüderliche Atmosphäre herzustellen. Denn ohne eine solche Atmosphäre kann man nicht diskutieren. Insofern glaube ich, dass wir der Hoffnung des Heiligen Vaters voll entsprochen haben.

Ist über die Probleme im Zusammenhang mit der Papstrede in Regensburg gesprochen worden?

Wir haben offiziell in unseren Verhandlungen nicht darüber gesprochen, weil sie nicht zum Thema gehört. Aber am Rande ist oft darüber gesprochen worden, von orthodoxer Seite oft in sehr positiver Weise für den Papst. Sie verstehen einerseits die Erklärungen, die der Papst jetzt abgegeben hat. Die werden allgemein von den Orthodoxen akzeptiert. Auf der anderen Seite sagen die Orthodoxen ganz klar, dass der Papst ein Problem benannt hat, das besteht. Und dafür sind sie eigentlich eher dankbar. Im Verhältnis zwischen katholischer und orthodoxer Kirche hat diese Rede keine Probleme gebracht. Natürlich sehen beide mit Sorge auf Reaktionen bestimmter Kreise unter den Muslimen.

Glauben sie dass dieses Treffen auch Auswirkungen auf den katholisch-protestantischen Dialog hat.

Ich glaube nicht direkt, denn die Probleme zwischen orthodoxer und katholischer Kirche sind doch recht unterscheiden vom evangelisch-katholischen Dialog. Vielleicht hat es insofern Auswirkungen, dass es ein Ansporn ist, in diesem Dialog mit den evangelischen Brüdern und Schwestern voranzukommen. Aber direkte Auswirkungen sehe ich im Augenblick nicht. Natürlich das Thema Primat ist ein Thema in beiden Dialogen. Aber doch in einem sehr verschiedenen Kontext, weil wir klar gegenseitig das Bischofsamt haben und auch gegenseitig anerkennen und insofern sind andere Voraussetzungen gegeben.

Uniatismus, das heißt also die Frage der mit Rom unierten Kirchen – war das Thema?

Es war kein offizielles Thema, weil wir gleich am Anfang wiederholt haben, was man in Balamand 1993 gesagt hat: Uniatismus ist ein Phänomen der Vergangenheit. Die Kirchen, die so entstanden sind, haben ein Recht zu existieren. Sie sind übrigens auch hier m Dialog präsent. Wir haben Vertreter dieser orientalischen Kirchen in voller Gemeinschaft mit Rom. Aber wir haben zugleich gesagt: Die Methode des Uniatismus ist keine Methode für heute und für die Zukunft, und das hat doch positiv gewirkt auf orthodoxer Seite.

Wie wird es jetzt weiter gehen? Gibt es eine offizielle Erklärung?

Es wird sicher eine Presseerklärung geben am Schluss. Aber wir werden noch keinen fertigen Text haben am Schluss. Unsere Absicht war, lieber langsam vorangehen in guter Atmosphäre und am Ende einen guten Text haben. Das ist mehr wert als ein schneller Text. Wir werden einen überarbeiteten Text haben. Aber dieser überarbeitete Text muss dann neu in die Vollversammlung eingebracht und diskutiert werden, so dass wir also erst mal kein Dokument verabschieden können. Das ist aber in gar keiner Weise ein Versagen oder ein Fiasko, im Gegenteil: Langsam vorangehen in guter Atmosphäre ist viel besser, als etwas erzwingen zum jetzigen Zeitpunkt.

Steht denn schon fest, wann eine nächste Sitzung stattfindet?

Vermutlich, aber nicht sicher, bereits im nächsten Jahr. Nächstes Mal sind wir, die katholische Seite, die Einladenden. Wo die Versammlung sein wird haben wir noch nicht beschlossen.
(rv / kna 220906 mc)








All the contents on this site are copyrighted ©.