In der muslimischen Welt halten die Proteste gegen als islamfeindlich verstandene
Papstäußerungen an. Trotz der persönlichen Klarstellung von Benedikt XVI. gestern
rief der einflussreiche Muslim-Führer Jusuf el Karadawi im Golfstaat Katar für den
kommenden Freitag zu einem "Tag des friedlichen Zorns" auf. Dabei mahnte er im Fernsehsender
"El Dschasira", die Proteste müssten gewaltfrei bleiben. Auch in Indien, Pakistan
und Indonesien forderten muslimische Gruppen eine weiter gehende Entschuldigung des
Papstes. Nach Korrespondentenberichten zündeten rund 500 Demonstranten in der irakischen
Stadt Basra eine Puppe an, die den Papst darstellen sollte. Dabei forderte die Menge
eine deutlichere Entschuldigung von Benedikt XVI., der den Propheten Mohammed beleidigt
habe.
Für die palästinensische Hamas betonte ein Sprecher, die Klarstellungen
des Papstes könnten nicht als Entschuldigung verstanden werden. El Dschasira veröffentlichte
auf seiner Internetseite eine Karikatur, bei der Benedikt XVI. die von seinem Vorgänger
Johannes Paul II. frei gelassene Friedenstauben des Dialogs mit einem Gewehr vom Himmel
schießt. Überschrieben ist die Karikatur mit "Die Ära des neuen Vatikan".
In
New York rief die neue Präsidentin der UNO-Vollversammlung, Haja Rasched el Chalifa,
allgemein zur Versöhnung auf. Ohne den Papst zu erwähnen, forderte sie, die Religionsführer
sollten den Dialog fortsetzen und Gegensätze überwinden helfen.