Vorbereitung auf CELAM-Konferenz: Kirche weckt auf
Was kann die Kirche
Lateinamerikas konkret tun, um sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen? Rund
400 Laien und Kirchenvertreter der Sozialpastoral aus ganz Lateinamerika haben sich
vergangene Woche in Mexiko-Stadt getroffen, um sich auf die 5. CELAM-Konferenz vorzubereiten,
die nächstes Jahr im brasilianischen Aparecida stattfinden wird. Das hochkarätig besetzte
Expertengremium aus den 22 lateinamerikanischen Episkopaten diskutierte vier Tage
lang über Erfahrungen und Forderungen der Kirche angesichts einer Welt, in der immer
mehr Arme von den Vorteilen der Globalisierung ausgeschlossen sind. Der bei der
CELAM für Justiz und Solidarität zuständige hondurenische Kardinal Oscar Andres Rodriguez
Maradiaga bringt das Anliegen der Kirche auf den Punkt: „Wie kann die katholische
Soziallehre der Kirchenbasis und ganz besonders den Führern der Gesellschaft nahe
gebracht werden, damit sie die notwendigen Änderungen einleiten, damit sich etwas
bewegt in dem von sozialer Ungerechtigkeit gebeutelten lateinamerikanischen Kontinent,
einer Ungerechtigkeit, die nur eine Folge der zunehmenden Armut ist.“ Aufwachen
und sich der Realität stellen – das fordert Kardinal Maradiaga nicht nur von den Teilnehmern:
„Die Länder Lateinamerikas produzieren heute schon mehr Immigranten als Exportgüter.
Mit Trauer müssen wir gerade in diesen Tagen feststellen, dass nach dem Fall der Berliner
Mauer neue Mauern errichtet werden, keine ideologischen, sondern wirtschaftliche.
Was will die Gesellschaft tun, die in einem Ozean von Armen eingeschlossen ist? Es
kann nicht so weiter gehen. Wir müssen etwas tun, damit die Armut weniger wird.“ Die
Migranten seien eine Folge wirtschaftlicher Umstände, argumentiert der Kardinal. Wer
die illegale Immigration stoppen wolle, der müsse etwas zur Entwicklung des Binnenmarktes
beitragen – erst dann gebe es Frieden. Dies müssten auch die Politiker begreifen,
die das Problem gerne unter den Tisch fallen ließen, erklärt Rodriguez Maradiaga:
„Als hätten sie Angst vor einem Dialog zwischen Politikern und Klerus. Wir
suchen den Dialog um des Gemeinwohls willen. Wir streben nicht nach Macht. Wir suchen
den Dialog, damit die Politiker begreifen, dass das Ziel der Politik aus den Augen
verloren wurde.“ (rv 18.09.06 sis/ bs)