Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrte Mitglieder der Regierung, meine
verehrten Herren Kardinäle, liebe Mitbrüder im Bischofsamt, sehr geehrte Damen
und Herren!
Im Moment, da ich Bayern verlasse, um nach Rom zurückzukehren,
möchte ich an Sie, die Sie hier zugegen sind – und in Ihnen an alle Bürger meiner
Heimat – einen herzlichen Gruß und ein Wort tief empfundenen Dankes richten. Unauslöschlich
trage ich in meinem Herzen den bewegenden Eindruck, den die Begeisterung und die starke
Religiosität der großen Massen von Gläubigen in mir ausgelöst hat, die in andächtiger
Sammlung beim Hören des Wortes Gottes und im Gebet verharrten. Ich habe bemerken können,
wie viele Menschen in Bayern sich auch jetzt bemühen, in Gemeinschaft mit ihren Hirten
auf den Wegen Gottes zu gehen, und sich engagieren, um ihren Glauben in der heutigen
säkularisierten Welt zu bezeugen. Dank dem unermüdlichen Einsatz der Organisatoren
hat alles in Ruhe und Ordnung ablaufen können. Eben darum ist mein erstes Wort bei
diesem Abschied ein Wort des Dankes.
Zunächst einmal denke ich an Sie,
Herr Ministerpräsident, dem ich für die freundlichen Worte danke, die Sie im Namen
aller gesprochen haben. Ich danke den staatlichen und kirchlichen Persönlichkeiten,
die hier zusammengekommen sind, besonders denen, die zum perfekten Gelingen dieses
Besuches beigetragen haben, bei dem ich vielen Menschen dieses Landes begegnen konnte,
denen ich im Herzen tief verbunden bleibe. Es waren intensive Tage, und in der Erinnerung
konnte ich viele Ereignisse der Vergangenheit, die mein Leben geprägt haben, noch
einmal neu erleben. Überall bin ich mit größter Zuvorkommenheit und Aufmerksamkeit
empfangen worden; das hat mich tief berührt. Ich kann mir die Schwierigkeiten, die
Sorgen und Mühen vorstellen, die die Organisation meines Aufenthaltes in Bayern mit
sich gebracht hat: Viele Menschen aus den Dienststellen der Kirche, aus zivilen Behörden
sowohl des Landes als auch des Staates wie vor allem auch eine ganz große Zahl von
freiwilligen Helfern waren damit beschäftigt. Allen sage ein ganz herzliches „Vergelt’s
Gott“, verbunden mit der Zusicherung eines besonderen Gedenkens im Gebet für euch
alle.
Ich bin nach Deutschland gekommen, um meinen Landsleuten die immer
währenden Wahrheiten des Evangeliums erneut nahezubringen und die Gläubigen zu stärken
in der Treue zu Christus, dem Sohn Gottes, der Mensch geworden ist zu unserem Heil.
Im Glauben bin ich gewiß, daß sich in ihm, in seinem Wort, der Weg finden läßt, um
nicht nur die ewige Glückseligkeit zu erlangen, sondern auch um eine menschenwürdige
Zukunft schon auf dieser Erde zu bauen. Von diesem Bewußtsein angetrieben, hat die
Kirche unter der Führung des Geistes die Antworten auf die Herausforderungen, die
im Laufe der Geschichte auftraten, immer neu im Wort Gottes gesucht. Das hat sie ganz
speziell auch für die Probleme getan, die sich vor allem von der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts an im Zusammenhang mit der sogenannten „Arbeiterfrage“ stellten.
Ich unterstreiche das bei diesem Anlaß, weil gerade heute, am 14. September, der 25.
Jahrestag der Veröffentlichung der Enzyklika Laborem exercens ist, in der der
große Papst Johannes Paul II. die Arbeit als eine „fundamentale Dimension menschlicher
Existenz auf Erden“ bezeichnet (Nr. 4) und daran erinnert hat, daß „die erste Grundlage
für den Wert der Arbeit der Mensch selbst ist“ (Nr.6). Sie ist darum „ein Gut für
den Menschen“, merkte er an, „weil er durch die Arbeit nicht nur die Natur umwandelt
und seinen Bedürfnissen anpaßt, sondern auch sich selbst als Mensch verwirklicht,
ja gewissermaßen »mehr Mensch wird«“ (Nr. 9). Auf der Basis dieser Grundintuition
gab der Papst in der Enzyklika einige Orientierungen, die bis heute aktuell sind.
Auf diesen Text, der durchaus prophetischen Wert besitzt, möchte ich auch die Bürger
meiner Heimat verweisen, weil ich sicher bin, daß seine praktische Anwendung auch
für die heutige gesellschaftliche Situation Deutschlands von großem Nutzen sein kann.
Zum Abschied von meinem geliebten Vaterland vertraue ich nun Gegenwart
und Zukunft Bayerns und ganz Deutschlands der Fürsprache aller Heiligen an, die im
treuen Dienst Christi auf deutschem Boden gelebt und in ihrem Leben die Wahrheit jener
Worte erfahren haben, welche die verschiedenen Stationen des Besuches als Leitmotiv
begleitet haben: „Wer glaubt, ist nie allein.“ Diese Erfahrung hat sicher auch
der Autor des traditionellen Hymnus des bayerischen Volkes gemacht. Mit seinen Worten,
die auch ein Gebet sind, möchte ich meiner Heimat gern noch einen Segenswunsch hinterlassen:
„Gott mit dir, du Land der Bayern, deutsche Erde, Vaterland! / Über deinen weiten
Gauen ruhe seine Segenshand! / Er behüte deine Fluren, schirme deiner Städte Bau /
Und erhalte dir die Farben seines Himmels weiß und blau!“
Allen ein herzliches
`Vergelt`s Gott` und `Auf Wiedersehen`, so Gott will! (rv 14.09.06 gs)