Christen aller Konfessionen
müssen sich in der modernen Gesellschaft gemeinsam für die Werte des Lebens einsetzen.
Das betonte Benedikt XVI. in der ökumenischen Vesper in Regensburg. Die ökumenische
Vesper in Regensburg begann am Abend mit einer Prozession, einem gemeinsamen Pilgerzug
aus der Stationskirche St. Ulrich hinüber in den Dom. Birgit Pottler berichtet :
Es
war ein Zeichen für die gemeinsame Pilgerschaft und ein Zeichen, wie wichtig dem Papst
diese ökumenische Begegnung war.: „Dies ist eine Stunde der Dankbarkeit dafür,
dass wir so miteinander beten dürfen und aus der Zuwendung zum Herrn zugleich miteinander
eins werden.“ Papst Benedikt XVI. gilt als Europapapst. Die christlichen Wurzeln
Europas sind hier in Regensburg, wo er – wie er selbst sagt – „wirklich daheim“ ist,
buchstäblich in Stein gemeißelt. Das älteste Zeugnis christlichen Glaubens im Bistum
ist ein Grabstein, um 400 errichtet. Die Diözese ist annähernd 1270 Jahre alt. Hier
wüteten Reformation und Gegenreformation. Die Juden wurden 1519 vertrieben, anstelle
der Synagoge eine Wallfahrtskirche gebaut, ihr Name „Zur Schönen Maria“. Durch die
Nationalsozialisten wurde später Domprediger Maier hingerichtet. Regensburg hat ökumenische
wie interreligiöse Geschichte. Entsprechend die Gästeliste, besetzt aus Mitgliedern
der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) in Bayern sowie Repräsentanten
der Juden in Bayern. Evangelischer Landesbischof Johannes Friedrich, Metropolit Augustinos
und Bischof Gerhard Ludwig Müller als Vertreter der größten Mitgliedskirchen lasen
Psalmen und Lesung. Der Papst unterstrich auch in dieser Ansprache das Glaubensleben.
Sein ökumenisches Credo: „Damit die Welt glaube“, müssen wir eins sein: Der
Ernst dieses Auftrags muss unseren Dialog beseelen.“ Bereits bei der Ankunft
in München vier Tage zuvor hatte er sich für das ökumenische Miteinander ausgesprochen.
Daran würde er jetzt gemessen werden. Er unterstrich daher selbst erst einmal positive
Beispiele: Die Wiederaufnahme des theologischen Dialogs mit der Orthodoxie und die
Unterschrift der Methodisten unter die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre.
Bei allem Willen zum Miteinander und aller Absage an Streit: Der Grundsatz des Papstes
bleibt: keine falschen Kompromisse. „Wer Gott ist, wissen wir durch Jesus Christus:
den einzigen, der Gott ist. In die Berührung mit Gott kommen
wir durch ihn. In der Zeit der multireligiösen Begegnungen sind wir leicht versucht,
dieses zentrale Bekenntnis etwas abzuschwächen oder gar zu verstecken. Aber damit
dienen wir der Begegnung nicht und nicht dem Dialog. Damit machen wir Gott nur unzugänglicher,
für die anderen und für uns selbst. Es ist wichtig, dass wir unser Gottesbild ganz
und nicht nur fragmentiert zur Sprache bringen.“ Das hatte Benedikt schon in
der ersten Predigt an die Kardinäle am Tag nach seiner Wahl betont. Es ist auch die
Linie des Päpstlichen Einheitsrats unter Kardinal Walter Kasper. Wer mit den anderen
sprechen will, muss sich zunächst seiner eigenen Position bewusst sein. Aber alle
Christen könne man, so der Papst an einem Bekenntnis erkennen: Gott ist in Jesus Mensch
geworden. „In diesem gemeinsamen Bekenntnis und in dieser gemeinsamen Aufgabe
gibt es keine Trennung zwischen uns.“ Im Gegenteil, so der Papst: Der gemeinsame
Grund müsse immer stärker werden. Eine zweite Aufgabe nennt der Papst, wohl anspielend
auf das gemeinsame soziale Engagement, den Einsatz für das Leben in allen Phasen,
die Verbreitung christlicher Werte aber im Spiegel der bisherigen Predigten und Ansprachen
bei dieser Reise wohl auch auf den Dialog der Religionen und Kulturen: „In einer
Welt voller Verwirrung müssen wir wieder Zeugnis geben von den Maßstäben, die Leben
zu Leben machen. Dieser großen gemeinsamen Aufgabe aller Glaubenden müssen wir uns
mit großer Entschiedenheit stellen: Es ist die Verantwortung der Christen in dieser
Stunde…“ (rv 12.09.06 bp)