Papst nimmt Abschied von München - auf nach Altötting
Am Montag hat Papst
Abschied von München genommen. Nach zwei Tagen in der bayerischen Landeshauptstadt
ging es weiter nach Altötting, dem größten Wallfahrtsort Deutschlands mit dem Beinahmen
„Herz Bayerns“. Benedikt XVI. verlässt damit auch die Grenzen der Erzdiözese und reist
weiter ins Bistum Passau. Unsere Bayern-Gesandte Birgit Pottler hat sich vorab schon
einmal umgesehen.
Die Kirchendichte dürfte hier größer sein, als in Rom. Altötting
hat knapp 12.000 Einwohner und auf dem zentralen Kapellplatz und rundherum scharen
sich fünf Kirchen. Der Papst kennt sie alle, den Altöttinger Liebfrauenboten hat er
bis heute abonniert, er bezeichnet es als Glück in der Nähe Altöttings geboren zu
sein.
„Er kennt hier alle Gassen, er kennt die Kirchen, er kennt die
Gnadenkapelle, das ist glaube ich wirklich für ihn ein Stück Heimat, das ganz weit
zurückreicht in seine eigene Biographie. Und wenn er hier auf dem Kapellplatz Eucharistie
feiert, wird er sich bestimmt auch an seine Kindheitsgeschichte und auch an die Eltern
und das werden wir alle mit hinein nehmen in das große Marienlob, das wir hier feiern
wollen.“
sagt Wolfgang Duschl, Pressesprecher des Bistums Passau. Er kann
zufrieden sein. Wenn er sich umblickt sieht er hunderte Menschen, die zusammenarbeiten
wie am Fließband. Jeder Handgriff scheint zu sitzen, jeder weiß, was er zu tun hat.
Dabei ist es gar nicht mehr viel, verglichen mit der monatelangen Vorbereitung: Da
steht der Generalvikar auf der Wiese vor der Altarinsel und lässt sich noch einmal
die Zugangswege erklären. Da kommt der Kapuzinervikar gibt ein letztes Interview zur
Mittagspause des Papstes.
„Es war bei vieler Hektik, auch Nervosität
und vieler Arbeit eine große Ehre für unseren gesamten Stab, an so einem großen Projekt
teilhaben zu dürfen. Wir haben mit Freude auf diesen Montag hingearbeitet. Einmal
hier den Papst in Altötting erleben zu dürfen und in seiner Heimat wenige Kilometer
von hier in Marktl ist für uns im Bistum Passau ein wahrlich herausragendes historisches
Ereignis.“
In der Mitte des Platzes, gesäumt von prächtigen Barockgebäuden:
die Gnadenkapelle. Hier sind in silbernen Urnen die Herzen Herrscher des Hauses Wittelsbach
beigesetzt. Nicht von ungefähr also der Beiname „Herz Bayerns“. Das soll es für Duschl
am Montag auch sein.
„Wenn wir alle Miteinander, die hier sind und die
weltweit über das Fernsehen an unserer Veranstaltung teilnehmen, spüren, wir als Kirche
haben Freude am Glauben, dann ist alles erreicht und bestimmt auch das, was der Heilige
Vater selbst möchte.“
Und zwischen all den Kamerateams, Technikern und
Ordensmännern die Pilger. Wie seit 500 Jahren ziehen sie zur Schwarzen Madonna, der
Mutter Gottes mit Kind aus Lindenholz, die vom Ruß der Kerzen dunkel geworden ist.
Altötting ist einer der fünf großen Marienwallfahrtsorte Europas, neben Lourdes, Fatima,
Loreto und Tschenstochau.
INSERTO PILGER
Eigens vor dem Papstbesuch
neu gestaltet hat die Diözese Passau eine Anbetungskapelle in der ehemaligen Schatzkammer
der Stifts- und Pfarrkirche. Besonderes Detail: Das Allerheiligste wird auf einem
Originalstein der Münchner Mariensäule, die im II. Weltkrieg zerstört worden war,
ausgesetzt. Bernhard Kirchgessner, Domvikar in Passau, erklärt:
„Wenn
der Heilige Vater als erster hierher kommen wird, um hier Anbetung zu halten, wird
der Prozession die Gnadenmadonna voran gehen, das war sein Wunsch, und so wird deutlich,
dass Maria uns zu Christus hinführt, dass Maria – das ist auch wichtig für unser ökumenisches
Gespräch - niemals ein Hinderungsgrund sein kann, niemals Christus verstellen will,
sondern im Gegenteil den Weg für ihn frei macht.“
Die Idee zur Anbetungskapelle
hatte der Passauer Bischof Josef Schraml, gestaltet und umgesetzt wurde sie in enger
Absprache mit dem Papst, sagt Kirchgessner. Absprachen gab es in den vergangenen Monaten
wohl genug, er selbst zeichnet für die Liturgie, für die Altarinsel und die Gewänder
am Montag verantwortlich:
„Da gehen wir auch ganz auf seine Theologie
ein, dass Liturgie schlicht sein soll, aber würdig, und dass Liturgie stets kosmische
Liturgie sein soll, damit deutlich wird: Der Tod Jesu Christi ist das, was für uns
diese Welt zusammenhält. Und das feiern wir am Montag in der Liturgie und darauf freuen
wir uns jetzt unbandig.“ (rv 10.09.06 bp)