2006-09-09 17:21:29

"Pfadfinder als Kardinäle"


Benedikt XVI. ist in Deutschland. Der deutsche Papst landete am Nachmittag auf dem Münchner Franz-Josef-Strauß-Flughafen. Begrüßt von tausenden Pilgern, geladenen Gästen aus den Orten seiner Kindheit und den Spitzen aus Staat und Kirche. Birgit Pottler ist für uns vor Ort, sie hat Vorbereitungen und Ankunft beobachtet:

„München leuchtet“ ist einer der Werbeslogans für die „heimliche Hauptstadt Deutschlands“. Heute stimmt er. Genauer gesagt: München strahlt. Alles ist blitz und blank, noch ein bisschen mehr als sonst. Einziger Wehrmutstropfen – wenn man das überhaupt sagen kann – der Himmel ist nicht bayerisch, nicht weiß-blau. Sicherheitstechnisch ist an alles gedacht; die Wege wurden in Originalgeschwindigkeit abgefahren, inklusive Papamobil und Gefolge. Pfadfinder schlüpften dabei in die Rolle der Kardinäle. Entlang der kompletten Strecke gilt Schirm-, Fahrrad- und sogar Klappstuhlverbot.“

Der Papst hat in den vergangenen Wochen oft betont, wie sehr ihm die Reise in die Heimat am Herzen liegt. Kann man denn schon sagen, wie sein Besuch in Deutschland aufgenommen wird?

„Natürlich liegt das Hauptgewicht auf Bayern. Die Reise in die Heimat ist „vorweggenommenes Sterben“ schreibt die Süddeutsche Zeitung. Papst Benedikt selbst sagte im Flugzeug den Journalisten, er wisse nicht, wie viele Jahre im Gott noch schenke. Es scheint, als hätte Deutschland Verständnis für den Bayernbesuch. Bundespräsident Köhler sagte am Flughafen, „Heimat ist mehr als nur ein Ort“, sondern ist das Zusammenspiel von Gefühlen, Erinnerungen, Musik, Brauchtum… Auch das ist wohl ein Zeichen, dass die Bayernreise deutschlandweit Anerkennung findet. Was sicher auch am menschlichen, persönlichen Auftreten des Papstes liegt. Ohne Zweifel hat aber München den am wenigsten bayerischen Charakter der Reise. Zum einen, weil der Papst hier Bundespräsident und Kanzlerin trifft, zum anderen ist München eine internationale Stadt mit Touristen und Zugereisten, die in Medienbetrieben und internationalen Firmen arbeiten; und das Alltagsleben ist auch hier eher säkular geprägt. In Altötting, Regensburg und vor allem in Marktl wird der Papst dann wirklich als heimgekehrter Bayer empfangen werden.“

Die Reisestationen des Papstes sind eng mit seinem Lebensweg verbunden. Auf jedes Detail wurde wert gelegt:

„Nur fünf Jahre war er hier Erzbischof, doch er studierte in München, war er hier Kaplan und Aushilfsseelsorger. Marienplatz und Mariensäule sind für ihn die erste Adresse. Sie ist weltweit die älteste ihrer Art, 1638 errichtet. Die Mariensäule ist das Herz Münchens, ist der metrische Nullpunkt Bayerns; von hier aus werden alle Entfernungen gemessen. Hier betete Johannes Paul II., hier betete Joseph Ratzinger zu Beginn und zum Ende seiner Münchner Bischofszeit. Die Mariensäule ist Ausdruck der bayerischen Marienfrömmigkeit, des altbayerischen Glaubenslebens überhaupt. Bei aller Öffentlichkeit – das Gebet hier ist für den Bayern Joseph Ratzinger etwas zutiefst persönliches. Und gleichzeitig wird er, so wie schon der Erbauer Kurfürst Maximilian, das Volk, die Menschen dem Schutz der Gottesmutter anvertrauen, also wirklich als geistliches Oberhaupt auftreten.“

(rv 09.09.06 bp)







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