Johannes Paul II. wurde auch nach seiner Wahl zum Papst 1978 von Moskau bespitzelt.
"Sogar im Vatikan gab es Spione. Moskau hatte großes Interesse zu erfahren, was in
Rom mit einem polnischen Papst geschah", sagte der polnische Primas, Kardinal Jozef
Glemp, in einem Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur "Ansa". Glemp weiter:
"Jeder polnische Priester wurde bespitzelt, ich auch. Im Büro der
Geheimdienste
gab es Dossiers über jeden von uns. Jeder Geistliche, Pfarrer, oder Seminarist wurde
überwacht. In diesem Klima gab es auch Priester, die mit dem Regime zusammenarbeiteten.
Man rechnet, dass in Polen 15 Prozent der Geistlichen Beziehungen zu den Geheimdiensten
hatten und ihnen Informationen lieferten. Die Mehrheit von uns, 85 Prozent, hat aber
Widerstand geleistet", betonte Glemp. Der Primas warnte aber vor der Tendenz, bestimmte
Berufsgruppen wie Ärzte, Journalisten und Priester zu verurteilen, die mit dem Regime
kooperiert hätten. "Man darf nicht vergessen, dass man in einer sehr schwierigen Zeit
gelebt hat", so der Kardinal.
Besonders kritisch zeigte sich Glemp mit Blick
auf den Dominikaner Konrad Hejmo, der lange für polnische Pilgergruppen in Rom zuständig
war. Die Dokumente zeigten deutlich, dass Hejmo ein Spion gewesen sei; daran sei nicht
zu rütteln.
Der polnische Primas zeigte sich überzeugt, dass auch die
Wahrheit über den Anschlag auf Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 ans Licht kommen
wird. "Man muss noch warten, doch man wird die Wahrheit erfahren. Man sagt, dass der
Anschlag vom sowjetischen Geheimdienst KGB geplant worden ist. Die Sowjets waren Meister
im Verstecken. Doch die Wahrheit kommt immer ans Licht. Man muss nur Geduld haben",
sagte