Die katholische Kirche in Deutschland profitiert nach Einschätzung des Berliner Trendforschers
und Religionswissenschaftlers Norbert Bolz nur sehr bedingt von der Begeisterung
für Papst Benedikt XVI. Der Papst fasziniere viele Menschen durch sein Charisma und
verkörpere Vertrauen, sagte der Professor für Medientheorie heute in einem Interview
der Katholischen Nachrichten-Agentur in Düsseldorf. Er stehe durch seine dogmatische
Festigkeit für eine dauerhafte Orientierung. Was aber nach wie vor wenig überzeuge,
sei der Alltag der beiden großen christlichen Kirchen. Gerade auch nichtgläubige
Menschen seien vom Papst fasziniert, weil er seine Botschaften klar und unabhängig
vom Zeitgeist formuliere, sagte der Religionswissenschaftler. Nach Einschätzung Bolz
bedeutet diese positive Bewertung des Papstes aber nicht, dass die Menschen in konkreten
Einzelfragen kirchliche Lehrmeinungen akzeptieren.
Anders als Bolz glaubt
der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich aus Bayern auf positive Wirkungen
des Papstbesuchs auf die Kirchen. Das hohe Medieninteresse komme Religion und Kirche
insgesamt zugute, "also auch uns Protestanten", sagte Friedrich der Katholischen Nachrichten-Agentur
in München. Friedrich will nach eigenen Worten bei Gelegenheit den Papst in Regensburg
bitten, dass katholischerseits konfessionsverschiedene Ehepartner zur gemeinsamen
Eucharistie zugelassen würden. "Ich bin zuversichtlich, dass Benedikt XVI., dem die
Seelsorge - wie ich weiß - sehr am Herzen liegt, sich der Frage annehmen wird", sagte
der Landesbischof.