2006-09-01 14:54:04

Iran: "Sanktionen fruchten wenig"


Das UN-Ultimatum ist verstrichen, im Atomstreit mit Iran hat sich bisher nichts bewegt. die Regierung in Teheran hat gestern nochmals deutlich gemacht, dass sie die umstrittene Urananreicherung nicht einstellen wird. Diese Ankündigung hat Kritik ausgelöst, der Ruf nach wirtschaftlichen Sanktionen wurde laut. „Sanktionen fruchten wenig“, meint der Pfarrer der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Teheran, Karl Jacobi.

„Wir haben den Eindruck, dass die Mehrheit der Iraner hinter der Politik von Ahmadinedschad steht, und zwar deshalb, weil es hier um den Stolz der Nation geht. Es wird immer wieder in den iranischen Zeitschriften betont, dass es ein unveräußerliches Recht Irans ist, Atomenergie friedlich zu nutzen. Deshalb glaube ich auch, dass wirtschaftliche Sanktionen wenig fruchten werden. Die Iraner haben im Iran- Irakkrieg gezeigt, dass sie leiden können. Ich glaube, dass auch stärkere Sanktionen nicht zu einem Politikwechsel führen.“

 
Respekt vor der iranischen Bevölkerung – dazu mahnte Papst Benedikt bereits zu Beginn der Auseinandersetzungen in Sachen Atomstreit. Beobachter haben anstelle wirtschaftlicher Sanktionen einen Vermittelungsversuch des Heiligen Stuhles angeregt.

„Nach dem, was ich in den iranischen Zeitungen lese, wird der Vatikan als Gesprächspartner ernst genommen. Die verschiedenen Institutionen hier in Teheran, die sich um interreligiösen Dialog bemühen, zeigen ebenfalls immer wieder, dass Iran einen willkommenen Gesprächspartner wie den Vatikan ernst nimmt. Allerdings sind die Iraner auch Händler. Von daher glaube ich, werden wirtschaftliche Notwendigkeiten auch gehört – inklusive der Frage, wie produzieren wir unsere Energie in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren. Wichtig ist, dass die Iraner respektiert werden. Und vor allen Dingen, seit der islamischen Revolution, fühlen sich die Iraner in ihrem Kern vom Westen nicht mehr ernst genommen. Und wenn man deutsche Zeitschriften liest, hat man ja wirklich den Eindruck, dass sehr viel Distanz zwischen Deutschland und Iran liegt.“

Unter den Deutschen, die in Iran leben, sei die Stimmung gemischt. Einige riefen zur Gelassenheit auf, während andere schon auf gepackten Koffern Richtung Deutschland säßen. eine Möglichkeit, die der heranwachsenden Generation iranischer Jugendlicher verwehrt bleibe, so Pfarrer Jacobi:

„Das größte Problem sehe ich darin, dass vor allen Dingen junge Iraner im Iran wenig Zukunft sehen. Denn es geht ja nicht nur um Waren, sondern auch um Technologietransfer und um Bildung, die bei einer ganzen Generation verschlechtert wird. Und das bereitet mir am meisten Sorge, dass junge Iraner sich anfangen einzukapseln und dass mit jungen, unzufriedenen Iranern auch das Gewaltpotential im Nahen Osten wächst.“ (rv 01.09.06 sis)








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