Priester und Ordensmitglieder
können keine Wunderheiler sein. Das hat die Bischofskonferenz Südafrikas in einer
Resolution unwiederruflich festgestellt. Diesen Grundsatz erläutern die katholischen
Oberhirten in einer umfassenden Erklärung von 13 Punkten. Hintergrund ist die starke
Verbindung der Bevölkerung des Landes mit dem traditionellen Ahnenkult. Die Details
erklärt Bischof Fritz Lobinger aus Aliwah:
"Jeder afrikanische Katholik
versucht das irgendwie zusammenzubringen. Die meisten unserer Katholiken sagen, das
ist für uns keine Schwierigkeit. Wir wissen, dass die Ahnen bei Gott sind und dass
sie mit Gott sind und dass Gott der Schöpfer ist und der eigentlich Mächtige. Im Normalfall
entstehen dabei keine Schwierigkeiten. Die Schwierigkeit, auf die wir reagiert haben,
ist die: Wenn eine außergewöhnliche Berufung entstanden ist, und Priestertum und Klosterleben
ist eine außerordentliche Berufung,und dann eine zweite gewissermaßen dazu kommt,
bei der die Ahnen sagen, jetzt übst du als Hauptberuf den eines Wunderheilers aus,
dann entsteht natürlich ein Zusammenprall."
Immer wieder seien solche „Berufungen“
aufgetreten. Bischöfe wie Ordensoberen seien schlicht überfordert gewesen. Mit der
von Fachleuten miterarbeiteten Erklärung alleine sei das Problem noch nicht behoben:
"Der
Ahnenglaube ist ein so tief verwurzelter. Er ist auch sehr schön und hat ungehäuer
viele Vorteile. Die große Schwierigkeit besteht darin, wenn ein Priester, dem seine
Gläubigen ein so großes Vertrauen entgegenbringen, weil er Priester ist, dass sie
ihm nun ein zweites Vetrauen entgegenbringen sollen. Nur auf dieses Problem können
wir eingehen. Das wird ein langer langer Prozess sein. Dagege: Worauf ich, wenn ich
in ganz großer Not bin, mein Vertrauen werfe, und zu welchem Grad ich Gott vertraue,
wo ich Gott sehe, wo ich die Ahnen sehe, das wird im Leben der Menschen, in ihrem
Frömmigkeits- und Glaubensleben immer noch durcheinander gehen."
Lobinger
stammt aus dem Bistum Regensburg und ist seit 50 Jahren in Südafrika tätig, er weiß,
wie sehr die Bevölkerung mit ihren Kulten verbunden ist. 95 Prozent seiner Diözese
sind Afrikaner. Im Grunde habe die katholische Kirche lange zu viel Angst vor den
Ahnen gehabt.
"Jetzt bauen wir in viele Gottesdienstveranstaltungen eine
Anrufung an die Ahnen ein, oder auch bei großen Zeremonien bauen wir das rituelle
Ausgießen von Bier auf die Erde für die Ahnen offiziell in unserer eigenen Anwesenheit
ein. Wir möchten es dem afrikanischen Christen leicht machen, dieses Ahnenvertrauen
und das Gottvertrauen zu verbinden."