In drei Wochen ist es soweit: Der Papst reist nach Bayern - Joseph Ratzinger kommt
nach Hause. Vom 9. bis zum 14. September macht er sich auf die Spuren seiner eigenen
Vergangenheit. Er selbst sagte im großen Radio- und Fernsehinterview: "Der Grund
des Besuchs war eigentlich eben doch wirklich der, dass ich noch einmal die Orte,
die Menschen sehen wollte, wo ich groß geworden bin, die mich geprägt und mein Leben
geformt haben, und diesen Menschen danken wollte.“ Diesen Wunsch des Papstes
muss ganz Deutschland respektieren, sagt der deutsche Oberhirte Kardinal Karl Lehmann.
Auch wenn vor allem die neuen Bundesländer 15 Jahre nach der Wiedervereinigung auf
einen Besuch des Papstes in Erfurt oder Dresden warteten - diesmal müsste sich alle
Nicht-Bayern in Zurückhaltung üben, so Lehmann: "Es ist menschlich, dass der
Papst zunächst einmal nach seiner Wahl, er konnte ja nicht mehr in seine Heimat gehen,
nach Hause kommt und einen persönlichen Besuch macht. Hier sind die Gräber seiner
Eltern, seiner Schwester Maria, die ihm jahrzehntelang den Haushalt geführt hat, hier
liegen die Wurzeln seines Tuns. Es ist ein Zeichen, der Verbundenheit des Papstes
mit seiner Heimat…“ Im Süden der Republik ist die Welt scheinbar noch in Ordnung.
Zumindest aus gesamtdeutscher Perspektive betrachtet, meint Lehmann: "Bayern
ist mit Abstand das am meisten katholisch geprägte Land in der Bundesrepublik. Es
besteht kein Zweifel, dass in Bayern, gerade auch auf dem Land noch sehr viel bodenständige
Kultur, die vom Glauben geprägt ist, lebt. Außerdem haben wir hier Bistümer, die trotz
des Schwundes der Beteiligung am Leben der Kirche, der überall zu spüren ist, doch
noch einen höheren Kirchenbesuch als anderswo, also zum Beispiel in Passau und in
Regensburg. Man spürt, dass hier eine sehr sehr starke Tradition zwar geschwächt ist,
aber trotzdem noch viele viele Kräfte hat. Das gilt auch für die Stärke der Laienarbeit." Christliche
Werte sind hier noch stabil, sei es im Alltag der Menschen oder in der Gesellschaft
insgesamt, glaubt Lehmann. Er weiß aber auch: "Man darf sich nichts vormachen,
da ist auch vieles von den Säkularisierungsschüben und den Schwundprozessen erfasst,
aber da finden wir doch noch ein erfreuliches und ermutigendes Leben der Katholiken
und der Kirche.“ Die dritte Auslandsreise Benedikts XVI. wird also eine Pastoralreise
durch drei bayerische Bistümer bzw. Erzbistümer: München-Freising, Passau und Regensburg.
Das Motto: "Wer glaubt ist nie allein". Das sollen die Pilger am eigenen Leib erleben,
die Tickets und Parkscheine für die Gottesdienste sind seit Wochen ausgebucht, eine
halbe Millionen Menschen werden erwartet. Audienzen für Pilger aus der Heimat beendent
Papst Benedikt seit Monaten mit den Worten: "Auf Wiedersehen im September.“ (rv
18.08.06 bp)