Mit einer seltenen gemeinsamen Stellungnahme fordern christliche Kirchen ein Ende
der Gewalt im Libanon, aber auch im Gaza-Streifen. Die derzeitige Gewalt, egal von
wem sie ausgehe, führe nur zu noch mehr Hass und Zerstörung. Der in Genf veröffentlichte
Appell ist vom Weltkirchenrat, dem Lutherischen Weltbund und der Allianz Reformierter
Kirchen unterzeichnet. Israel und die Hisbollah werden zu einem sofortigen Ende der
Gewalt aufgerufen. Auch die Hamas solle alles tun, um zu einer Verständigung beizutragen.
Von der internationalen Gemeinschaft fordern die Kirchen mehr diplomatisches Engagement.
Eine Delegation des Weltkirchenrates ist derweil nach Beirut und Jerusalem unterwegs,
um den Leidenden im Nahen Osten ihre Solidarität auszudrücken. (kna/div 09.08.06
sk)
Hier der genaue Wortlaut der Erklärung. Gemeinsame Erklaerung fuehrender
Vertreter
des Oekumenischen Rates der Kirchen,
des Lutherischen Weltbundes
und
des Reformierten Weltbundes
Aufruf zum Ende der Gewalt
Als
Nachfolger Jesu Christi, des Friedefuersten, und als Repraesentanten des Oekumenischen
Rates der Kirchen und der weltweiten Zusammenschluesse lutherischer und reformierter
Kirchen sind wir erschuettert von der unbarmherzigen Gewalt, den Toten und der Verwuestung
im Libanon, in Israel und Palaestina. Wir trauern um diejenigen, die ihr Leben verloren
haben. Wir verabscheuen das unermessliche menschliche Leiden in diesem Konflikt und
insbesondere die Auswirkungen, die er auf Unschuldige hat. Wir beklagen die Zerstoerung
der Infrastruktur und von Eigentum. Angesichts eines solchen Ausmasses der Tragoedie
bekraeftigen wir, dass Gott uns dazu auffordert, Gerechtigkeit, Versoehnung mit unseren
Feinden und ein gemeinsames Leben in Frieden anzustreben.
Wir rufen
Israel und die Hisbollah dazu auf, die Kaempfe im Libanon zu beenden, und wir rufen
die USA, die Europaeische Union und die arabischen Staaten auf, ihren Einfluss in
dieser Hinsicht geltend zu machen.
Wir rufen die israelische Regierung,
die Palaestinenserbehoerde und die Hamas auf, den Konflikt im Gazastreifen zu beenden.
Die
Zahl der libanesischen Toten belaeuft sich auf annaehernd 1.000, davon laut Berichten
ein Drittel Kinder unter zwoelf Jahren, und die Zahl der israelischen Toten betraegt
nahezu 100. Unabhaengig von den vorgegebenen gegenseitigen Provokationen in diesem
Konflikt dient diese Spirale der Gewalt niemandem; sie fuehrt nur zur Verwuestung
des Libanon und zu weiterem Terror in Israel. Weder die Bedrohung durch Katjuscha-Raketen,
noch die Zerstoerung libanesischer Haeuser, Schulen und Doerfer kann einen nachhaltigen
Frieden in der Region befoerdern. Solche Taten werden nur noch tieferen Hass zwischen
beiden Seiten schueren als den, der diese Gewalt hervorgerufen hat.
Die
Israelis haben erklaert, dass sie ihre militaerischen Interventionen im Libanon so
lange fortsetzen wollen, bis dort eine Friedenstruppe praesent ist. Die Hisbollah
hingegen erklaert, dass sie die Kaempfe erst beenden will, wenn alle israelischen
Militaerkraefte den Libanon verlassen haben. Es ist Zeit, dass diese Unnachgiebigkeit
beider Seiten aufhoert. Israel muss sich schnell aus libanesischem Territorium zurueckziehen,
und die Hisbollah muss gleichzeitig ihre Angriffe auf das israelische Volk einstellen.
Etwa 175 PalaestinenserInnen, darunter viele ZivilistInnen, wurden
seit Beginn der israelischen Militaeroperationen im Gazastreifen getoetet. Die zerstoerte
Infrastruktur macht die Lage noch schwieriger fuer Menschen, die ohnehin nichts mehr
besitzen. Das israelischeen Terror unvorhersehbaren Raketenbeschusses bei Tag und
bei Nacht.
Auch wenn die Bedingungen fuer einen anhaltenden Frieden
nicht innerhalb kurzer Zeit erreicht werden koennen, kann die Welt nicht auf Zeichen
eines „neuen Nahen Ostens“ warten, um das Toeten zu beenden. Es ist an der Zeit, dass
die Staats- und Regierungschefs durch die Vereinten Nationen ihren gesamten Einfluss
in die Waagschale werfen. Eine Waffenruhe ist ein unumgaenglicher erster Schritt zum
Ende der Gewalt. Als glaeubige Menschen beschwoeren wir alle Seiten im Namen Gottes,
dem zuzustimmen, damit die Gewalt nicht noch weitere Ausmasse annimmt in einer Gegend,
die bereits vom Blut Unschuldiger getraenkt ist.
Sobald eine Waffenruhe
erreicht ist, rufen wir die Staats- und Regierungschefs und andere Beteiligte dazu
auf, sich fuer eine in Mitgefuehl verankerte Ordnung einzusetzen, die zu einem nachhaltigen
Frieden fuehrt. Unsere Organisationen und unsere Kirchen werden diese Anstrengungen
nach Kraeften unterstuetzen. Die Aufgabe ist schwierig und der Weg steinig, denn Angst
muss durch Glauben, Hass durch Vertrauen, Feindschaft durch Versoehnung und Ungerechtigkeit
durch Gerechtigkeit ueberwunden werden. Aber es handelt sich um eine Aufgabe, die
all unser Bemuehen wert ist und die den Weg zum Leben darstellt.