2006-08-09 13:52:38

Libanon: Kirchen rufen zu Frieden auf


Mit einer seltenen gemeinsamen Stellungnahme fordern christliche Kirchen ein Ende der Gewalt im Libanon, aber auch im Gaza-Streifen. Die derzeitige Gewalt, egal von wem sie ausgehe, führe nur zu noch mehr Hass und Zerstörung. Der in Genf veröffentlichte Appell ist vom Weltkirchenrat, dem Lutherischen Weltbund und der Allianz Reformierter Kirchen unterzeichnet. Israel und die Hisbollah werden zu einem sofortigen Ende der Gewalt aufgerufen. Auch die Hamas solle alles tun, um zu einer Verständigung beizutragen. Von der internationalen Gemeinschaft fordern die Kirchen mehr diplomatisches Engagement. Eine Delegation des Weltkirchenrates ist derweil nach Beirut und Jerusalem unterwegs, um den Leidenden im Nahen Osten ihre Solidarität auszudrücken.
(kna/div 09.08.06 sk)

Hier der genaue Wortlaut der Erklärung.
Gemeinsame Erklaerung fuehrender Vertreter

des Oekumenischen Rates der Kirchen,

des Lutherischen Weltbundes

und des Reformierten Weltbundes



Aufruf zum Ende der Gewalt



Als Nachfolger Jesu Christi, des Friedefuersten, und als Repraesentanten des Oekumenischen Rates der Kirchen und der weltweiten Zusammenschluesse lutherischer und reformierter Kirchen sind wir erschuettert von der unbarmherzigen Gewalt, den Toten und der Verwuestung im Libanon, in Israel und Palaestina. Wir trauern um diejenigen, die ihr Leben verloren haben. Wir verabscheuen das unermessliche menschliche Leiden in diesem Konflikt und insbesondere die Auswirkungen, die er auf Unschuldige hat. Wir beklagen die Zerstoerung der Infrastruktur und von Eigentum. Angesichts eines solchen Ausmasses der Tragoedie bekraeftigen wir, dass Gott uns dazu auffordert, Gerechtigkeit, Versoehnung mit unseren Feinden und ein gemeinsames Leben in Frieden anzustreben.



Wir rufen Israel und die Hisbollah dazu auf, die Kaempfe im Libanon zu beenden, und wir rufen die USA, die Europaeische Union und die arabischen Staaten auf, ihren Einfluss in dieser Hinsicht geltend zu machen.



Wir rufen die israelische Regierung, die Palaestinenserbehoerde und die Hamas auf, den Konflikt im Gazastreifen zu beenden.



Die Zahl der libanesischen Toten belaeuft sich auf annaehernd 1.000, davon laut Berichten ein Drittel Kinder unter zwoelf Jahren, und die Zahl der israelischen Toten betraegt nahezu 100. Unabhaengig von den vorgegebenen gegenseitigen Provokationen in diesem Konflikt dient diese Spirale der Gewalt niemandem; sie fuehrt nur zur Verwuestung des Libanon und zu weiterem Terror in Israel. Weder die Bedrohung durch Katjuscha-Raketen, noch die Zerstoerung libanesischer Haeuser, Schulen und Doerfer kann einen nachhaltigen Frieden in der Region befoerdern. Solche Taten werden nur noch tieferen Hass zwischen beiden Seiten schueren als den, der diese Gewalt hervorgerufen hat.



Die Israelis haben erklaert, dass sie ihre militaerischen Interventionen im Libanon so lange fortsetzen wollen, bis dort eine Friedenstruppe praesent ist. Die Hisbollah hingegen erklaert, dass sie die Kaempfe erst beenden will, wenn alle israelischen Militaerkraefte den Libanon verlassen haben. Es ist Zeit, dass diese Unnachgiebigkeit beider Seiten aufhoert. Israel muss sich schnell aus libanesischem Territorium zurueckziehen, und die Hisbollah muss gleichzeitig ihre Angriffe auf das israelische Volk einstellen.



Etwa 175 PalaestinenserInnen, darunter viele ZivilistInnen, wurden seit Beginn der israelischen Militaeroperationen im Gazastreifen getoetet. Die zerstoerte Infrastruktur macht die Lage noch schwieriger fuer Menschen, die ohnehin nichts mehr besitzen. Das israelischeen Terror unvorhersehbaren Raketenbeschusses bei Tag und bei Nacht.



Auch wenn die Bedingungen fuer einen anhaltenden Frieden nicht innerhalb kurzer Zeit erreicht werden koennen, kann die Welt nicht auf Zeichen eines „neuen Nahen Ostens“ warten, um das Toeten zu beenden. Es ist an der Zeit, dass die Staats- und Regierungschefs durch die Vereinten Nationen ihren gesamten Einfluss in die Waagschale werfen. Eine Waffenruhe ist ein unumgaenglicher erster Schritt zum Ende der Gewalt. Als glaeubige Menschen beschwoeren wir alle Seiten im Namen Gottes, dem zuzustimmen, damit die Gewalt nicht noch weitere Ausmasse annimmt in einer Gegend, die bereits vom Blut Unschuldiger getraenkt ist.



Sobald eine Waffenruhe erreicht ist, rufen wir die Staats- und Regierungschefs und andere Beteiligte dazu auf, sich fuer eine in Mitgefuehl verankerte Ordnung einzusetzen, die zu einem nachhaltigen Frieden fuehrt. Unsere Organisationen und unsere Kirchen werden diese Anstrengungen nach Kraeften unterstuetzen. Die Aufgabe ist schwierig und der Weg steinig, denn Angst muss durch Glauben, Hass durch Vertrauen, Feindschaft durch Versoehnung und Ungerechtigkeit durch Gerechtigkeit ueberwunden werden. Aber es handelt sich um eine Aufgabe, die all unser Bemuehen wert ist und die den Weg zum Leben darstellt.



Im Namen Jesu Christi



Pfr. Dr. Samuel Kobia

Generalsekretaer

Oekumenischer Rat der Kirchen



Pfr. Dr. Clifton Kirkpatrick

Praesident

Reformierter Weltbund



Bischof Mark Hanson

Praesident

Lutherischer Weltbund








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