2006-08-01 13:37:13

Kongo: Ohne das Engagement der Kirche "wäre es chaotisch"


RealAudioMP3 Die internationale Gemeinschaft ist zufrieden mit dem Ablauf der ersten demokratischen Wahlen im Kongo. UNO-Generalsekretär Kofi Annan spricht von einem „Meilenstein“ in der Geschichte. Das kann der Menschenrechts-Experte Kalala Ilunga Matthiesen nur bestätigen. Dennoch kritisiert er: Richtig demokratische Wahlen sehen anders aus. Matthiesen ist als Kandidat bei den Parlamentschaftswahlen angetreten. Eigentlich lebt er mit seiner Familie in Hamburg. Sein Wahlkreis im Kongo war so groß wie Schleswig Holstein:

„Es ist natürlich eine Erleichterung für die Kongolesen, wenn sie zur Wahl gehen. Aber für uns als unabhängige Kandidaten – ich gehöre zu keiner politischen Partei... Alles habe ich selbst finanziert. Und der Staat hat nichts für uns getan. Die Herausforderung für uns als unabhängige Kandidaten ist sehr groß – auch der Druck. Und auch, dass man garantieren kann, dass die Wahl frei und demokratisch abgelaufen ist, ist in Frage zu stellen, weil es keine Beobachter gab. Uns Kandidaten werden die Ergebnisse sagen, ob es gut gelaufen ist oder ob es schlecht gelaufen ist. Ob Geld eine Rolle spielt - oder ob das, was wir gepredigt haben, eine Bedeutung in der Bevölkerung hat.“

Menschenrechte und Menschenwürde – das stand auf seinem Programm. Er verschenkte keine Fahrräder, er gab den Wählern kein Geld. Er wollte, dass die Menschen etwas über Demokratie lernen, bevor sie an den ersten demokratischen Wahlen teilnehmen. Die Bundeswehr wurde in den Kongo geschickt, um die Wahlen abzusichern. Sein Wahlkreis konnte von dieser Präsenz jedoch nicht profitieren, meint Matthiesen:

„Es ist wichtig, dass die Bundeswehr nach Kinshasa gegangen ist. Aber der Kongo ist sehr, sehr groß – etwa siebenmal so groß wie Deutschland. Die ganzen Soldaten sind nur in Kinshasa, und deshalb sind sie hier in meinem Wahlkreis nicht zu sehen. In meinem Wahlkreis sind keine internationalen Beobachter, es gibt auch keine lokalen Beobachter. Nur die Zeugen, die jeder Kandidat engagieren sollte, sollten dafür garantieren, dass die Wahl gut läuft. Allerdings haben diese Zeugen die Erlaubnis von der unabhängigen Wahlbüro viel zu spät bekommen- einen Tag vor der Wahl.“

Matthiesen bedauert, dass in seinem Wahlkreis vieles nicht geklappt hat. Im Vorfeld hatten methodistische und katholische Bischöfe immer wieder auf die Unregelmäßigkeiten aufmerksam gemacht. Ohne das Engagement der Kirche, so Matthiesen, wären die Wahlen unmöglich gewesen:

„Weil die Politiker keine Kompromisse mehr finden konnten. Heute ist auch der Leiter der Wahlkommission ein katholischer Priester. Das heißt, die Kirche hat total mitgewirkt. Zum Beispiel ist heute eine Truppe der UNO hier in unserem Wahlkreis. Sie sind nicht genug, sie sind nicht ausreichend, aber sie sind sichtbar. Aber sie sind auch nicht in allen Wahlzentren gewesen, sie sind nur bei der katholischen Kirche, wo sie übernachten. Das heißt, wir können dorthin gehen, um uns zu beschweren. Wenn etwas komisch läuft, dann haben wir Leute, an die wir uns wenden können. Das sichert schon einigermaßen. Ohne das wäre es chaotisch“ (rv 01.08.06 sis)







All the contents on this site are copyrighted ©.