2006-07-31 09:51:42

Jesuiten-General: Tatkräftiger Einsatz


RealAudioMP3 Interview mit dem Generaloberen des Jesuitenordens, Pater Peter-Hans Kolvenbach aus Anlass des Festes des Heiligen Ignatius am 31. 7. 2006 im Jubiläumsjahr der Jesuiten 450 Jahre nach dem Tod des Ordensgründers

P Eberhard v. Gemmingen: Welches sind die Schwerpunkte der Arbeit der Jesuiten heute, welche Akzente setzt der Orden heute?

P. General Kolvenbach: Natürlich, in den 450 Jahren seit dem Tod des Ignatius hat sich die Welt sehr verändert, doch die grundlegenden menschlichen Probleme und Bedürfnisse sind die gleichen geblieben. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gesellschaft Jesu heute in ähnlichen Bereichen engagiert ist, wie zu Zeiten des Ignatius. Sein Eifer, den Menschen zu helfen, hatte Ignatius zum Aufbau eines Erziehungsapostolats geführt, das bis heute zu den wichtigsten Feldern unseres Einsatzes gehört. Aber auch die Sensibilität für die sozialen Probleme und sein tatkräftiger Einsatz für die Armen und Ausgegrenzten bedeuten einen Auftrag und eine bleibende Herausforderung der Gesellschaft Jesu. Wir sollen noch immer suchen, wie wir die Liebe Gottes glaubhaft durch unseren Einsatz für Gerechtigkeit bezeugen können.
Die Missionstätigkeit, für die Franz Xaver nach Indien aufbrach, gilt auch heute als weites Arbeitsfeld, in dem der Orden seine Sendung zu erfüllen sucht. Und gemessen an der Zahl der Jesuiten, die in den Missionsländern tätig sind, ist die Gesellschaft Jesu der größte Missionsorden.

P Eberhard v. Gemmingen: In welchen Ländern dieser Erde geht es den Jesuiten relativ am besten – im Nachwuchs und überhaupt im geistlichen Wachstum?

P. General Kolvenbach: An einem Festtag, wie dem unseres Ordensgründers, ist es sicher angebracht, nicht nur auf Zahlen zu schauen, sondern vielmehr jede einzelne Berufung als ein Geschenk Gottes zu betrachten.
Heutzutage gibt es in der Gesellschaft Jesu noch immer 897 Novizen. Und wir sind sehr dankbar dafür. Aber die Nachwuchszahlen in den einzelnen Ländern hängen von vielen Faktoren ab, die teils religiöser Natur sind, teils aber auch auf gesellschaftliche Gegebenheiten zurückzuführen sind.
Eine überalterte Gesellschaft mit wenig Jugendlichen wird zahlenmäßig weniger Berufungen hervorbringen als eine deren Durchschnittsalter unter 30 Jahren liegt. Großräumig gesehen weisen die indischen und afrikanischen Provinzen im Vergleich mit anderen Assistenzen höhere Nachwuchszahlen auf. Besonders gibt es viele Berufungen in Indonesien, auf den Philippinen und in Korea und in den letzten Jahren vor allem auch in Vietnam.
In Europa ist die Nachwuchssituation sicher in Portugal am besten, gefolgt von den beiden polnischen Provinzen.

P Eberhard v. Gemmingen: Gibt es Akzente, die die GJ in diesem Jubiläumsjahr gesetzt hat?

 
P. General Kolvenbach: Die von den einzelnen Provinzen gesetzten Akzente sind sehr mannigfaltig
Pilgerfahrten und Bildungsveranstaltungen, Vorträge zu Geschichte und Spiritualität der Gesellschaft, Konzerte mit Musik aus den ehemaligen Jesuitenreduktionen, Ausstellungen und Exerzitien auf den Spuren des Ignatius, Publikationen und Gottesdienste, aber auch Sportveranstaltungen für unsere Alumnen wie hier in Italien.
Neben solchen Aktivitäten nach außen geht es in einem Jubiläumsjahr jedoch vor allem auch um die innere Erneuerung der Jesuiten und der ganzen ignatianischen Familie.
Diesem Anliegen dienen beispielsweise die Kongresse zu den Exerzitien und zu den Konstitutionen, gemeinsam gemachte Exerzitien und Einkehrtage. Nicht unerwähnt bleiben soll der Gottesdienst am 22. April in St. Peter, als wir das Jubiläum mit dem Heiligen Vater gefeiert haben.

(rv 30.07.06 gem)








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