18 Tage währt nun schon der Krieg, über 50 Ziele im Libanon hat die israelische Luftwaffe
gestern angegriffen. 26 Hisbollah-Kämpfer seien getötet worden, so die israelische
Armee. Aber auch die Hisbollah kämpft weiter. Sie feuerte gestern rund 100 Raketen
auf israelische Ziele ab. Die Situation der Flüchtlinge spitzt sich weiter zu, 700.000
sollen nach Angaben der UNICEF vor den Angriffen auf der Flucht sein, die Hälfte davon
Kinder. Erzbischof Agostino Marchetto ist Sekretär des päpstlichen Migrantenrats.
Gegenüber Radio Vatikan sagte er zur Situation der Flüchtlinge: „Wir sorgen
uns besonders um diejenigen, die aus Afrika und Asien gekommen sind, die es in der
Gesellschaft am schwierigsten haben. Außerdem sind im Libanon etwa 20.000 Sudanesen
und Irakis, die dort Asyl gefunden haben, und die jetzt besonders unter den Angriffen
zu leiden haben. Wir haben an Syrien appelliert, die Aufnahme aller Flüchtlinge aus
dem Libanon zu vereinfachen, gleich ob es sich um Migranten handelt oder nicht. Dann
die ganze Frage nach der Situation der Palästinenser… Eine ganze Reihe von Problemen
also, vor allem wenn man bedenkt, dass ungefähr 10 Prozent der libanesischen Bevölkerung
Palästinenser sind.“ Israel hatte die Einrichtung von Hilfskorridoren versprochen
und Hilfsflüge zum Flughafen von Beirut erlaubt. Ein erster Schritt, meint der Erzbischof:
„Ich glaube, dass es sich dabei um Zeichen guten Willens handelt, zumindest
was die Situation der Zivilisten angeht, die die unschuldigen Opfer dieses Konfliktes
sind. Daher ist es sehr wichtig, Korridore für die humanitäre Hilfe zu öffnen. Andererseits,
wenn die Hilfe bis zum Flughafen von Beirut kommt, bleibt das Problem der Verteilung.
Wie wir wissen, haben die israelischen Angriffe vor allem das Straßennetz in weiten
Teilen und die Flughäfen zerstört. Es geht also darum, wie man die Hilfen verteilen
kann." Erzbischof Marchetto setzt auf eine Wende: „Ich hoffe, dass
ein Dialog beginnt, der vielleicht einhergeht mit einem Waffenstillstand und der Freilassung
der von der Hisbollah gefangen genommenen israelischen Soldaten. Ich denke, das ist
die Schwierigkeit, denn die einen wollen dies, die anderes das. Vielleicht sollten
wir beides verbinden als ein Zeichen guten Willens. Natürlich braucht es dann weitergehende
Verhandlungen, die die Zukunft des Libanon, Israels und Palästinas regeln. Es ist
dringend nötig, den Staat Israel anzuerkennen, Palästina die Eigenstaatlichkeit zu
gewähren und die Freiheit und Souveränität des Libanon zu respektieren." (rv
290706 mc)