Der Heilige Stuhl
bleibt bei seiner Forderung nach einem sofortigen Ende der Gewalt im Nahen Osten.
Das sagte der "Außenminister“ des Heiligen Stuhls, Erzbischof Giovanni Lajolo, gegenüber
Radio Vatikan. Der vatikanische Chefdiplomat nahm gestern als Beobachter an der Libanon-Konferenz
in Rom teil. Lajolo kritisierte die Haltung von Ländern, die erst die Bedingungen
für einen Waffenstillstand hergestellt sehen möchten.
„Die Probleme
(im Nahen Osten) sind vielfältig und extrem komplex. Genau deshalb können sie nicht
alle gleichzeitig angegangen werden. Man muss sich die Probleme einzeln vornehmen
und dabei mit jenen anfangen, die sofort lösbar sind. Die Haltung jener Länder, die
meinen, man müsse erst die Bedingungen dafür schaffen, dass ein Waffenstillstand auch
hält, ist nur scheinbar realistisch. Denn solche Bedingungen können und müssen mit
anderen Mitteln hergestellt werden als mit dem Mord an unschuldigen Menschen.“
Allgemein
hatten Beobachter die Ergebnisse der Nahost-Friedenskonferenz als eher enttäuschend
eingestuft. Auch Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano reihte sich unter die Kritiker
ein. Der Heilige Stuhl habe sich mehr erwartet, zitiert die Zeitung "Corriere della
Sera“ den Kardinal. Außenminister Lajolo dagegen, der die dreiköpfige Beobachter-Delegation
aus dem Vatikan angeführt hatte, bezeichnet die Ergebnisse der Konferenz als "schätzenswert“.
Folgende Punkte waren für Lajolo positiv:
"Die Tatsache, dass Länder
aus verschiedenen Erteilen, von Kanada bis Russland, daran teilnahmen; die Bitte um
eine internationale Friedenstruppe unter UNO-Mandat; positiv ist auch die Verpflichtung
der Teilnehmer – die nach dem eigentlichen Ende der Konferenz getroffen wurde –, sich
nach dem Eingreifen der internationalen Gemeinschaft beständig über die Entwicklung
im Libanon auszutauschen.“
Für problematisch hält Lajolo, dass „man
sich darauf beschränkt hat, Israel zu Mäßigung bloß einzuladen“. Eine solche Aufforderung
sei missverständlich, da doch der Schutz der Zivilbevölkerung "eine genaue und unabdingbare
Pflicht" sei. Der Papst sei den Menschen im Konfliktgebiet nahe.
"Benedikt
XVI. betet, und mit ihm die ganze Kirche, damit der Tag des Friedens heute noch und
nicht erst morgen komme. Er betet zu Gott und ermahnt die verantwortlichen Politiker.
Der Papst weint mit jeder Mutter, die um ihre Kinder weint, und mit jeder Person,
die ihre Lieben betrauert. Eine sofortige Unterbrechung der Gewalt ist möglich: Deshalb
ist sie unsere Pflicht.“ (rv 27.07.06 gs)