Es ist keine inneritalienische
Angelegenheit mehr und auch längst mehr als eine Diskussion in Sachen Fußball. Der
Fußball-Skandal bewegt die Gemüter im Land des Weltmeisters. Gestern Abend sprach
das Berufungsgericht im italienischen Manipulationsprozess nun erheblich mildere Urteile
aus als erwartet. Demnach muss nur noch Rekordmeister Juventus Turin in die Zweite
Liga absteigen, der AC Mailand, Lazio Rom und Florenz bleiben - mit einigem Punktabzug
- erstklassig. Eine zweistündige Sondersendung im Staatsfernsehen kommentierte den
Richterspruch. Auch die Italienische Bischofskonferenz hatte sich merhmals zu Wort
gemeldet. Am Tag nach dem Berufungsurteil sagt nun der Sportreferent der Bischöfe,
Carlo Mazza, nach dem monatelangen Hin- und Her könne man nur für die Zukunft lernen:
"Man
müsste unterscheiden zwischen dem Fußball, der zum Geschäft geworden ist, der – sagen
wir – seine eigenen Regeln hat, und dem Fußball, der wie wir genau wissen und vor
allem wir betonen, zum Wohl des Menschen und seiner Entwicklung beiträgt, der vor
allem den Jugendlichen bei ihrer Persönlichkeitsbildung hilft, und der all diese erzieherischen,
charakterbildenden und sozialen Werte vermittelt, die uns so am Herz liegen. Man muss
von der Basis her neu beginnen. Die ist sauber und gesund und wirklich der Eckstein
des italienischen Fußballs. Die muss man bewahren, in sie muss man investieren, damit
dieser Fußball der Basis immer mehr gepflegt werden kann. Ich glaube, dass dieser
ganze Skandal seine Wurzeln in der Übermacht der Fernsehrechte hat, was dann auch
den Balanceakt der Börsenspekulationen und die Sponsorengelder betrifft."
Konzentration
auf den Straßenfußball und die Jugendmannschaften wird für den Tifoso wohl auch lebensnotwendig.
Denn der Saisonstart der Serie A wird damit wohl um mehrere Wochen verschoben werden
müssen. Juventus Turin hat inzwischen gedroht, weiterhin in Berufung zu gehen, auch
vor Zivilgerichte. "Juve zahlt zuviel für alle", sagte Präsident Giovanni Cobolli
Gigli. Auch Florenz und Lazio kündigten Einspruch an.