EU: Bischöfe sehen Niederlage für den Embryonenschutz
Gestern war es soweit:
Die EU-Forschungsminister haben sich in Brüssel auf einen Kompromiss zur Förderung
der ethisch umstrittenen Stammzellforschung geeinigt. Deutschland ist es nicht gelungen,
ein grundsätzliches Verbot der EU-Förderung der Embryonenforschung zu erreichen. Die
Deutsche Bischofskonferenz hat in einer Stellungnahme scharfe Kritik am Kompromiss
geübt. Wir haben mit dem Leiter des katholischen Büros der deutschen Bischöfe, Prälat
Karl Jüsten, gesprochen:
RG 1 Jüsten (45) „Die Entscheidung des EU-Ministerrates
zum 7. EU-Forschungsrahmenprogramms ist eine schwere Niederlage für den Embryonenschutz
in Europa. Künftighin können embryonale Stammzellen hergestellt werden zu Forschungszwecken.
Und das ist eine schwere Niederlage. Wir haben jetzt die paradoxe Situation, dass
mit deutschen Geldern über die EU Forschungsprojekte im Ausland gefördert werden,
wofür ein Deutscher in Deutschland eine Gefängnisstrafe bekommen könnte. Das kann
doch nicht sein. Wir hatten gehofft, dass unter Führung der deutschen Regierung eine
Sperrminorität organisiert würde, die eben den Beschluss des europäischen Parlaments
außer Kraft setzt, wonach an embryonalen Stammzellen künftig auch mit deutschen Geldern
geforscht werden kann.“
Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU)
war vorgeworfen worden, sich nicht energisch genügend für die deutsche Position stark
gemacht zu haben. Die Einigung drohte zu scheitern:
RG 2 Jüsten (41) „Ich
glaube schon, dass die Ministerin tatsächlich gekämpft hat, um mehr herauszuholen.
Allerdings stand die ganze Position der deutschen unter dem Vorbehalt, das ganze siebte
Forschungsprogramm nicht scheitern zu lassen. Man hätte das Risiko auf sich nehmen
müssen, das gesamte Projekt nicht zu genehmigen. Ich glaube, wenn man das gemacht
hätte, hätte es einen Aufschrei in Europa gegeben, aber wir als Kirche glauben, dass
wir das Risiko durchaus mal hätten eingehen sollen. Denn wir machen ja oft die Erfahrung,
dass über die EU Entscheidungen getroffen werden, die in den Nationen so gar nicht
getragen werden.“
Die EU-Kommission verabschiedete eine Zusatz-Erklärung
zum 7. EU-Forschungsrahmenprogramm, durch das einige geplante und vom EU-Parlament
bereits verabschiedete Vorhaben gestoppt wurden.
RG 3 Jüsten (21) „Immerhin
ist es der Ministerin geglückt hinzubringen, dass in Zukunft darauf verzichtet werden
soll, mit EU-Mitteln Projekte zu fördern, wofür Embryonen extra getötet werden sollen.
Das ist ihr sicher geglückt. Außerdem dürfen Embryonen auch nicht getötet werden,
um Experimente zur Veränderung des menschlichen Erbguts herzustellen.“
Durch
die Einigung kann das 7. Forschungsrahmenprogramm der EU nun 2007 in Kraft treten.
Wissenschaftler in der EU sollen mit mehr als 50 Milliarden Euro gefördert werden.
Für ethisch umstrittene Stammzellforschung ist davon aber nur ein Bruchteil vorgesehen.
Das Parlament muss dem am Montag gefundenen Kompromiss jetzt noch in zweiter Lesung
zustimmen. (rv 250706 mc)