Bischof Heinz Josef
Algermissen von Fulda ist der Präsident von Pax Christi Deutschland. „Jeder
Krieg ist, wie das der verstorbene Papst Johannes Paul II. gesagt hat, eine eklatante
Niederlage der Menschheit. Mit einem Krieg können weder Israel noch die Hisbollah
etwas bewegen oder ändern. Ich war selbst vor wenigen Jahren im Libanon, habe dort
eine Kirche, die von den Hisbollah zerstört wurde, wieder eingeweiht und habe mich
überzeugt, wie damals in Beirut die Wiederaufbauarbeit geleistet war. Jetzt sehe ich
die Bilder der Zerstörung: das treibt mir fast die Tränen in die Augen. Als Präsident
von Pax Christi ist mir daran gelegen zu sagen, was ist da eigentlich passiert, dass
es soweit kommen konnte. Denn jeder Krieg, der ausbricht, findet bereits lange Zeit
vorher in den Herzen der Menschen statt.
Der Friedensprozess, viele Beobachter
haben das bereits angemerkt, ist damit am Ende und muss – wenn überhaupt – unter völlig
neuen Vorzeichen beginnen. Welche Vorzeichen müssten das sein?
„Ich weiß
es nicht. Wir sind glaube ich allesamt, die sich mit diesem Konflikt über Jahre schon
befassen, ratlos. Ich verstehe natürlich die Juden und das Volk Israel: wissend,
dass es vom Iran diese entsetzliche Äußerung gibt, man müsse die Juden allesamt ins
Mittelmeer treiben. Dass sie sich dagegen wehren, das ist eine Existenzfrage! Sie
sind ja schon einmal fast ausgelöscht worden. Darum sind meine Sympathien schon auf
der Seite der Israelis. Aber auch sie haben Dinge getan, die unverantwortlich waren.
Man muss zu einer Ruhe kommen und sich zusammensetzen. Es geht nur über Verhandlungen
und über den Dialog, das müssen die Israelis lernen, aber sicherlich auch die Palästinenser.“
Patriarch
Gregorius III. richtet einen dringenden Appell an den Papst, der Heilige Stuhl möge
einen Sonderbotschafter entsenden. Was halten Sie von diesem Vorschlag?
„Wenn
es nur eine Spur des Erfolges geben würde, und wenn dieser Erfolg davon abhinge, hielte
ich den Vorschlag für bedenkenswert. Vielleicht ist dieser Appell ein letzter großer
Hilferuf. Es muss natürlich auch gewollt werden. Wissen Sie, sie können bei zwei Streitenden,
die sich gegenseitig die Haare ausreißen, nur dann etwas gewinnen, wenn sie sich auseinander
holen lassen. Wenn das nicht gewünscht wird, dann ist das alles – auf Deutsch gesagt
– alles für die Katz’. (kna 21.07.06 gs)