Vatikan: Interview mit dem neuen Pressesprecher des Vatikan P. Federico Lombardi SJ
Sie sind am Dienstag zum Leiter des Vatikanischen Pressesaals ernannt worden, das
heißt in Nachfolge Joaquin Navarro-Valls zum Vatikan-Sprecher. Welchen Aufgaben sehen
Sie in dieser Funktion entgegen?
Die Aufgabe des Pressesaals ist die Beziehung
mit den Journalisten, die über den Vatikan und die Tätigkeit des Heiligen Vaters informieren
müssen. Wir haben die Aufgabe, ihnen zu dienen, das heißt, Texte, Nachrichten, Deklarationen
weiterzugeben, damit sie arbeiten können. Wir müssen auch Pressekonferenzen organisieren,
wenn ein neues Dokument herauskommt, das man erklären muss. Dann lädt man zuständige
oder kompetente Leute ein, um diese Dokumente vorzustellen. Wir müssen auch, glaube
ich, bestimmte Fragen der Journalisten beantworten, wenn sie Klärungen brauchen. Aber
das in dem Maße, in dem wir eine Information zu geben haben! Wir müssen nicht etwas
erfinden, das nicht stimmt oder nicht sicher ist.
Sie arbeiten seit vielen
Jahren beim Vatikan, Sie sind Generaldirektor beim Radio und Leiter des vatikanischen
Fernsehzentrums, Sie kennen die Medienarbeit des Heiligen Stuhles aus erster Hand.
Überall sonst auf der Welt wäre das wahrscheinlich ein Interessenskonflikt, sowohl
das Presseamt zu leiten als auch Radio und Fernsehen. Hier aber hat es einen Vorteil.
Warum?
Wir müssen Erfahrungen sammeln und sehen, wie das läuft. Vorher
war ich ja eher ein Klient des Pressesaals in dem Sinn, dass der Pressesaal eine Quelle
von Informationen für Radio Vatikan ist. Aber Radio und Fernsehzentrum machen auch
einen wichtigen technischen Dienst für den Pressesaal. Wir geben Ton und Bilder an
die Journalisten weiter, was sehr wichtig ist für die tägliche Arbeit. Daher muss
ich etwas sehen, wie die Synergien sind. Das habe ich schon zwischen Radio Vatikan
und Fernsehzentrum erfahren, und ich glaube wir haben gute Ergebnisse. Ich muss lernen,
was die tägliche Arbeit des Pressesaals ist und wie man diese Arbeit leichter machen
kann mit Mitarbeit oder mit technischen Mitteln von Radio Vatikan und dem Fernsehzentrum.
Wir haben schon eine gute Erfahrung, und in diesem Sinn glaube ich nicht, dass das
ein Konflikt sein wird.
Sie haben in Frankfurt studiert und dort deutsch
studiert. Wie wichtig ist deutsch für Ihre zukünftige Arbeit? Müssen Sie die Sprache
des Heimatlandes des Papstes können, weil deutschsprachige Journalisten vielleicht
besonders kritische Nachfragen stellen?
Ich glaube, Deutsch zu können ist
sicher ein Vorteil für diese Arbeit. Der Papst hat natürlich viele Begegnungen mit
deutschen Persönlichkeiten und Organisationen, so wie der vorige Papst sie mit polnischen
Persönlichkeiten hatte. In diesem Sinn, wenn man Deutsch versteht, kann man leichter
verstehen, was passiert, und leichter den anderen erklären, was gesagt worden ist.
Aber ich glaube, dass für die Beziehungen mit den Journalisten - das Problem ist
allgemein, nicht nur mit den Deutschen, das heißt im deutschen Sprachraum gibt es
auch viel Sympathie für den Papst, nicht nur kritische Einstellung. In diesem Sinn
glaube ich, ich muss keine Angst haben vor deutschen Journalisten, weil ich hoffe,
großes Interesse zu finden, und ich bin froh, wenn ich ihnen in guter Weise dienen
kann.