Kommentar von P.Gemmingen nach Papstreise Valencia Wenn man ein wenig über die
Papstaussagen in Valencia nachdenkt, fällt folgendes auf: Er hat keinen Ton über die
so genannte Homo-Ehe gesagt, keinen Ton über die spanische Möglichkeit, dass auch
gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren können, er hat kein Wort über Abtreibung
und Geburtenplanung gesagt, kein Wort über Bioethik. Und dies alles bei einem Kongress,
der das Thema Familie zum Inhalt hatte. Wusste der Papst nicht, bei welcher Veranstaltung
er war? Wussten seine Redenschreiber nicht, wofür sie den Papst vorbereiten sollten? Nein,
ich vermute es ist anders. Papst Benedikt versucht es ein wenig wie Jesus zu machen:
er verkündet die frohe Botschaft, auch die frohe Botschaft der Familie. Das ist eine
Frohbotschaft und keine Drohbotschaft. Das ist Verkündigung der Liebe Gottes, Verkündigung
dessen, wozu der Mensch von Gott berufen ist. Und erst, wer die frohe Botschaft gehört
und verstanden hat, der weiß auch, was das für seine Lebensführung konkret bedeutet.
Jesus hat keine Moral verkündet. Ja – er war sogar den Pharisäern zu wenig Moralapostel.
Und so will Papst Benedikt auch nicht als Moralapostel durch die Welt ziehen und verkünden,
was alles verboten und was erlaubt ist. Er will verkünden, wozu der Mensch von Gott
berufen ist. Ich vermute, der Papst leidet darunter und ärgert sich darüber, dass
die Kirche weitgehend nur wahrgenommen wird als eine Einrichtung, die vieles verbietet
und weniges erlaubt. Und Benedikt versucht, das zu ändern und zu verkünden: die Kirche
ist nicht die Moralinstanz, die das Leben säuerlich macht. Das hat er schon in seiner
ersten Enzyklika „Deus Caritas est“ gezeigt. Die Lehre über Geschlechtlichkeit und
Liebe will die Lust nicht versäuern, sondern will die Lust vermenschlichen. Und so
wollte der Papst in Spanien nur vor aller Welt die frohe Botschaft der Familie verkünden,
die frohe Botschaft der menschlichen Berufung, der Berufung zu Mutterschaft und Vaterschaft.
Alles andere folgt daraus und kann gut verstanden werden: Nur die Liebe zwischen einem
Mann und einer Frau führt zu einem Kind. Und das Kind braucht einen Vater und eine
Mutter, es braucht nicht zwei Väter oder zwei Mütter. Und die Liebe, wenn sie denn
wirklich Liebe ist, sucht Ausschließlichkeit und Ewigkeit. Aus der Frohen Botschaft
über Ehe und Familie folgt viel, aber die Botschaft ist eine Berufung und keine Verbotstafel.
Papst Benedikt ist anders. Anders als viele meinten. Man muss gut hinhören.