Benedikt XVI. ist zurück in Rom. Exakt 30 Stunden, nachdem er mit
einer Alitalia-Maschine nach Valencia aufgebrochen war, landete der Papst an Bord
der Iberia auf dem Militärflughafen Ciampino. Eine Bilanz des päpstlichen Kurztripps
von Birgit Pottler:
Die Stippvisite war eine Pastoralreise. Doch die war voller
diplomatischer Klimmzüge. Die Kirche müsse in bestimmten Punkt auch einmal „nein“
sagen, erklärte der Papst dem Journalistengefolge im Flugzeug. Vor Hunderttausenden
Familien sagte Benedikt dann deutlich „ja“ zur Ehe zwischen Mann und Frau als fundamentale
Institution der Gesellschaft. Das war die Botschaft seiner Reise. Das „nein“ zu Zapateros
Homo-Ehen-Modell erklang im Echo der Papst-Stimme. Das gefiel den Organisatoren des
Familientreffens. Das wollten die katholischen Spanier hören. Dagegen konnte kein
Kritiker objektiv Einspruch erheben. Ein Vermerk auf der Haben-Seite. Regierungschef
Zapatero kam nicht nur Abschlussmesse. Muss er auch nicht, den spanisches Staatsoberhaupt
ist der König, und dessen Familie war stets vertreten. Der Königsfamilie hatte der
Papst einen Höflichkeitsbesuch abgestattet, Zapetero musste zu ihm ins Erzbischöfliche
Palais kommen. Der Papst erfüllte damit das Protokoll, nichts weiter. Die Regierungsgegner
rieben sich die Hände. Ein Erfolg der Diplomatie und ein weiterer Eintrag auf der
Haben-Seite. Auf der Soll-Seite schlägt das Familientreffen selbst zu Buche. Der
Papst war zu weit weg, Vigil wie Gottesdienst waren zu langatmig, zu steif, und trübten
ein wenig die valencianische Freude. Die eine Million Pilger hatte sich recht rasch
zerstreut. Erst am Flughafen empfingen den Papst wieder die gelb-weißen Konfetti und
die Lieder der begeisterten Hafenstädter. Die hat Benedikt wohl für immer auf seiner
Seite. Plakate der Papst-Gegner gab es. Aber wohl an einem Balkon von 100. König Juan
Carlos hofft, dass Spanien dem Papst in Erinnerung bleibt. Das wird gelingen, nicht
nur wegen des Evergreens „Valencia“…
(rv 09.07.06 bp)
Papst:
Abschied von Spanien
Papst Benedikt XVI. hat beim Abschied von Valencia,
wo er am Welttreffen der Familien teilnahm, noch einmal die wesentliche Rolle der
Familie für Kirche und Gesellschaft betont. In seiner letzten Rede auf dem Flughafen
drückte er die Hoffnung aus, dass die Botschaft von Valencia "wie ein fröhliches Liebeslied
weiterklingt, ein Lied des Lebens und des Glaubens in allen Familien".
Zunächst
hatte Spaniens König Juan Carlos Benedikt offiziell verabschiedet. Mit warmen Worten
dankte er dem Papst für seinen Besuch und vor allem für die tröstenden Worte und die
Anteilnahme nach dem U-Bahn-Unglück. Benedikt habe Spanien und den Spaniern „liebevolle
und herzliche Worte voller Zuneigung geschenkt“. Vor allem das Königspaar, so Juan
Carlos, sei dankbar für das persönliche Treffen mit dem Papst, eine "so erfreuliche
wie intensive Stunde“. Mit dem Weltfamilientreffen habe Spanien teilhaben können an
einem für die Kirche sehr bedeutenden, weltweit wichtigen Ereignis. Das Land sei dankbar
und stolz. Spaniens König wünschte dem Benedikt XVI. ein „langes und fruchtbares“
Pontifikat. Für das Patronantsfest des hl. Jakobus, der der Patron Spaniens ist, Ende
Juli in Compostela sei es gut zu wissen, dass Benedikt dem Land und seiner Bevölkerung
verbunden bleibe.
Wir dokumentieren hier die Ansprache des Papstes am Flughafen
in unserer eigenen Übersetzung:
"Majestät, sehr verehrter Regierungspräsident
und verehrte Regierungsmitglieder, verehrte Kardinäle und Brüder im Bischofsamt, liebe
Brüder und Schwestern,
Zum Abschluss meines angenehmen Aufenthaltes in
Valencia aus Anlass des 5. Welttreffens der Familien möchte ich Ihnen, Eure Majestät,
dem König von Spanien, den nationalen Autoritäten, der Regierung von Valencia und
der Stadt, ebenso dem Erzbischof und Euch allen, herzlich danken für diesen freundlichen
Empfang, den ihr mir bereit habt, und für die Verbundenheit, die ihr in jedem Augenblick
meines Besuchs in diesem blühenden Land am Mittelmeer.
Ich
vertraue darauf, dass mit Hilfe des Höchsten und des mütterlichen Schutzes der Jungfrau
Maria dieses Treffen wie ein fröhliches Liebeslied weiterklingt, ein Lied des Lebens
und des Glaubens in allen Familien, das der Welt von heute begreifen hilft, dass der
Bund der Ehe, für den Mann und Frau eine dauerhafte Bindung eingehen, ein großes Gut
für die ganze Menschheit ist.
Danke für Eure Anwesenheit hier. Ihr
seid aus allen Kontinenten der Welt zusammengekommen, habt nicht wenige Opfer auf
Euch genommen und sie dem Herrn gebracht. Ich trage Euch in meinem Herzen. Meine Gefühle
vereinen sich mit meinem Gebet, damit der Allmächtige Euch heute und immer segnen
möge."
Papstmesse auf dem Messe-Gelände von Valencia
Auf
dem Messegelände von Valencia hat Papst Benedikt XVI. heute Morgen die Messe zum Abschluß
des V. Welttreffens der Familien gefeiert. Darüber berichtet unsere Korrespondentin
Birgit Pottler: Eine Million Pilger, das spanische Königspaar, rund 60 Kardinäle,
450 Bischöfe, 3000 Priester und der Papst. Das sind die nüchternen Zahlen vom Sonntag
Morgen in Valencia. Aus der Nähe betrachtet, also unter die Flaggen aus allen Teilen
dieser Erde und hinter die zehn Quadratmeter großen Bildschirme geblickt, klingt das
schon lebendiger. Der Papst kommt eine halbe Stunde früher als geplant in die Stadt
der Künste und Wissenschaften und zieht im Papamobil seine Runden durch das Flussbett
der Turia. Manche schlafen noch, andere eilen mit Kindern auf den Schultern zu den
Absperrgittern. Kinder, Eltern, Großeltern. Ein Familienfest eben. Ein farbenfrohes
obendrein. Fahnen in gelb und weiß, natürlich auch im spanischen gelb und rot, dazwischen
eine portugiesische, eine argentinische, eine brasilianische, der Papst im grünen
Messgewand. Viele Valencianer sind in traditioneller Tracht gekommen. Es ist ein Fest
für Valencia und seine Gäste. Auch für den Ehrengast. Der wirkt inzwischen zwar etwas
müde, beim Anblick so vieler lachender und betender Menschen kann er aber einfach
nur zufrieden sein. Seine Predigt ist Ermutigung an die Familien, die ihn im Umkreis
von fünf Kilometern auf Leinwänden und über Lautsprecher verfolgen. Erst ein Verweis
auf die Bibel: „Die Familie zeigt sich so als Gemeinschaft von Generationen und
als Garant eines Erbes von Traditionen.“ Dann die Grundsätze. Der Papst spricht
sie nicht aus, die Probleme der Biomedizin dieser Tage, aber er stellt Fragen dazu
und gibt Antworten darauf: „Kein Mensch hat sich das Leben selbst gegeben, noch
hat er das grundlegende Wissen um das Leben selbst erworben. Wir alle haben von anderen
das Leben empfangen und die grundlegenden Wahrheiten des Lebens. … Sicherlich kommen
wir von unseren Eltern und sind ihre Kinder. Wir kommen aber auch von Gott, der uns
nach seinem Bilde geschaffen und zu seinen Kindern berufen hat. Daher gibt es am Anfang
jedes Menschenwesens keine Zufall oder eine Fatalität, sondern ein Projekt der göttlichen
Liebe.“ Benedikt spricht von der Verantwortung der Eltern gegenüber den Kindern: „In
Beziehung zu diesem haben die Eltern ein Recht und eine unveräußerliche Pflicht, dieses
Erbe den Kindern weiterzugeben: sie zu erziehen in der Entdeckung ihrer Identität,
sie einzuführen in das soziale Leben, in die verantwortliche Wahrnehmung ihrer moralischen
Freiheit und ihrer Fähigkeit zu lieben.“ Und der Papst betont die Rolle der Familie,
der christlichen Familie, der Kirche in der Gesellschaft: „In der heutigen Kultur
wird sehr häufig die Freiheit des Einzelnen als autonomes Wesen hervorgehoben, wie
wenn er sich selbst machen würde und sich selbst genügte – ohne jede Beziehung zu
den anderen und ohne jede Verantwortung für die anderen. Man sucht das soziale Leben
nur von den subjektiven und veränderlichen Bedürfnissen her zu organisieren – ohne
Beziehung zu einer vorhergehenden und objektiven Wahrheit wie z.B. der Würde jedes
menschlichen Wesens oder seine unveräußerlichen Pflichten, denen jede soziale Gruppe
dienen muss. … Die Kirche hört nicht auf, daran zu erinnern, dass jede Freiheit des
menschlichen Wesens daher kommt, dass er nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen
ist. … Um auf diesem Weg menschlicher Reife voranzuschreiten, lehrt uns die Kirche,
die wunderbare Wirklichkeit der unauflöslichen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau
zu respektieren und zu fördern – eine Ehe, die darüber hinaus auch der Anfang der
Familie ist. Daher ist es einer der größten und besten Dienste für das Gemeinwohl
und die echte Entwicklung der Menschen und der Gesellschaft, wenn wir Ehe und Familie
anerkennen und ihr helfen. Ehe und Familie sind die beste Garantie, um die Würde,
Gleichheit und wahre Freiheit der menschlichen Person zu garantieren.“ Es gab Applaus
für diese Predigt, aber nicht den Jubel, den Benedikt noch Samstag Nachmittag am Dom
oder auch vor der Messe geerntet hatte. Das Weltjugendtagscamp der Nacht ist einem
feierlichen Festgottesdienst gewichen. Klassische Liturgie, musikalische Gestaltung,
die junge Generation rund um den Papstaltar nicht zum Tanzen einlädt. Der Papst
spricht spanisch, die Fürbitten sprechen Erwachsene in sieben verschiedenen Sprachen.
Das internationale Familientreffen und eine Pastoralreise nach Spanien vermischen
sich eben. Benedikt XVI. benutzt zur Messfeier den Abendmahlskelch, so wie vor 24
Jahren Johannes Paul II. Voll Andacht hebt er ihn nach oben. Für die Katholiken Valencias
sicherlich der Höhepunkt des Tages. Zum Ende dann die Ankündigung, auf die alle gewartet
haben: Das nächste Welttreffen der Familien, das sechste, findet 2009 in Mexiko-City
statt. Mit dieser Botschaft verlässt Benedikt XVI. die Stadt der Künste und Wissenschaften.
Und hinter dem Papamobil strömt die Million nach Hause.
Und hier die Predigt
des Papstes in unserer eigenen Übersetzung:
"In dieser Heiligen Messe,
der ich mit großer Freude zusammen mit vielen Bischöfen und Priestern vorstehe, danke
ich dem Herrn für die unzähligen geliebten Familien, die sich hier versammelt haben
und eine jubelnde Menge geworden sind. Ich danke auch für unzählige Andere, die selbst
in fernen Ländern diese Feier über Radio und Fernsehen verfolgen. Ich grüße euch alle
und spreche euch meine Zuneigung mit einem Friedensgruß aus.
Die Zeugnisse
von Esther und Paulus, die wir vorher in den Lesungen gehört haben, zeigen, wie die
Familie berufen ist, an der Weitergabe des Glaubens zu mitzuwirken. Esther bekennt:
„Mein Vater hat mir erzählt, dass Du, o Herr, Israel unter den Nationen erwählt hast.“
Paulus folgt den Traditionen seiner jüdischen Vorfahren, indem er mit reinem Gewissen
auf Gott hört. Er lobt den aufrichtigen Glauben des Timoteus und erinnert ihn an den
„Glauben, der zuerst in deiner Großmutter Loide war, dann in deiner Mutter Eunice
und jetzt – dessen bin ich sicher – in Dir ist. In diesem biblischen Zeugnis umfasst
die Familie nicht nur Eltern und Kinder, sondern auch Großeltern und Vorfahren. Die
Familie zeigt sich so als Gemeinschaft von Generationen und als Garant eines Erbes
von Traditionen.
Kein Mensch hat sich das Leben selbst gegeben noch hat er
das grundlegende Wissen um das Leben selbst erworben. Wir alle haben von anderen das
Leben empfangen und die grundlegenden Wahrheiten des Lebens. Wir sind gerufen, die
Vollkommenheit in Beziehung und liebender Gemeinschaft mit anderen zu erreichen. Die
Familie ist gegründet auf der unauflöslichen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau
und drückt diese Dimension der Beziehung, der Kindschaft und der Gemeinschaft aus.
Sie ist der Rahmen, in dem der Mensch mit Würde geboren, wachsen und sich in umfassender
Weise entwickeln kann.
Wenn ein Kind geboren wird, beginnt es durch die Beziehung
zu seinen Eltern Teil einer Familientradition zu werden, die noch tiefere Wurzeln
hat. Mit dem Geschenk des Lebens empfängt es auch ein ganzes Erbe an Erfahrungen.
In Beziehung zu diesem haben die Eltern ein Recht und eine unveräußerliche Pflicht,
dieses Erbe den Kindern weiterzugeben: sie zu erziehen in der Entdeckung ihrer Identität,
sie einzuführen in das soziale Leben, in die verantwortliche Wahrnehmung ihrer moralischen
Freiheit und ihrer Fähigkeit zu lieben aufgrund der Erfahrung, geliebt zu sein und
vor allem in der Begegnung mit Gott. Die Kinder wachsen und reifen in dem Maß in dem
sie vertrauensvoll das Erbe und diese Erziehung aufnehmen, die Erziehung, die sie
Schritt für Schritt annehmen. So können sie eine persönliche Synthese entwickeln zwischen
dem, was sie empfangen und dem, was sie gelernt haben. Diese Synthese muss jeder und
jede Generation verwirklichen.
Am Ursprung jedes Menschen und in jeder menschlichen
Vater- und Mutterschaft ist Gott der Schöpfer gegenwärtig. Deshalb müssen die Eltern
das Kind, das geboren wird, nicht nur als ihr Kind, sondern auch als Kind Gottes annehmen,
als Kind Gottes, der es als solches liebt und zur Gotteskindschaft beruft. Noch mehr:
Jeder Zeugungsakt, jede Vater- und Mutterschaft, jede Familie hat ihren Anfang in
Gott, der Vater, Sohn und Heiliger Geist ist.
Der Vater der Ester hat – im
Gedächtnis an seine Vorfahren und an sein Volk – hat ihr die Erinnerung an einen Gott
weitergegeben, von dem alle herkommen und dem alle antworten müssen. Es handelt sich
um die Erinnerung an den Gott und Vater, der sein Volk erwählt hat und der in der
Geschichte für unser Heil wirkt. Das Gedächtnis dieses Vaters erleuchtet die tiefere
Identität der Menschen: von wo wir kommen, wer wir sind und wie groß unsere Würde
ist. Sicherlich kommen wir von unseren Eltern und sind ihre Kinder. Wir kommen aber
auch von Gott, der uns nach seinem Bilde geschaffen und zu seinen Kindern berufen
hat. Daher gibt es am Anfang jedes Menschenwesens keine Zufall oder eine Fatalität,
sondern ein Projekt der göttlichen Liebe. Das hat uns Jesus Christus geoffenbart,
der der wahre Sohn Gotte und der vollkommene Mensch ist. Er wusste, woher er kam und
woher wir alle kommen: aus der Liebe seines Vater und unseres Vaters.
Der
Glaube ist also nicht ein rein kulturelles Erbe, sondern eine fortwährende Tat göttlicher
Liebe, der ruft, sowie auch der menschlichen Freiheit, die diesem Ruf entsprechen
oder auch nicht entsprechen kann. Auch wenn niemand für einen anderen antworten kann,
so sind doch die christlichen Eltern gerufen, ein glaubwürdiges Zeugnis ihres Glaubens
und ihrer christlichen Hoffnung zu geben. Sie müssen so handeln, dass der Ruf Gottes
und die Frohe Botschaft Christi bei ihren Kindern in völliger Klarheit und Echtheit
ankommt.
Im Lauf der Jahre muss dieses Geschenk Gottes, das die Eltern beigesteuert
haben, mit Weisheit und Liebe gepflegt werden und so die Fähigkeit der Unterscheidung
wachsen. Auf diese Weise und durch das fortwährende Zeugnis elterlicher Liebe, die
im Glauben gelebt und von ihm durchdrungen ist und mit der liebevollen Hilfe der christlichen
Gemeinschaft wird in den Kindern ein persönlicher Zugang zum Geschenk des Glaubens
selbst wachsen. So entdecken sie durch den Glauben den tiefen Sinn der eigenen Existenz
und fühlen sich so dankbar.
Die christliche Familie gibt den Glauben weiter,
wenn die Eltern den Kindern lehren zu beten und mit ihnen beten, wenn sie sie auf
die Sakramente vorbereiten und sie einführen in das Leben der Kirche, wenn alle sich
zusammensetzen um die Bibel zu lesen und so das Familienleben mit dem Licht des Glaubens
erleuchten und Gott den Vater preisen.
In der heutigen Kultur wird sehr häufig
die Freiheit des Einzelnen als autonomes Wesen hervorgehoben, wie wenn er sich selbst
machen würde und sich selbst genügte – ohne jede Beziehung zu den anderen und ohne
jede Verantwortung für die anderen. Man sucht das soziale Leben nur von den subjektiven
und veränderlichen Bedürfnissen her zu organisieren – ohne Beziehung zu einer vorhergehenden
und objektiven Wahrheit wie z.B. der Würde jedes menschlichen Wesens oder seine unveräußerlichen
Pflichten, denen jede soziale Gruppe dienen muss.
Die Kirche hört nicht auf,
daran zu erinnern, dass jede Freiheit des menschlichen Wesens daher kommt, dass er
nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist. Daher ist christliche Erziehung
Erziehung zur Freiheit und für die Freiheit. „Wir tun das Gute nicht als Sklaven,
die gar nicht frei sind, etwas anderes zu tun. Sondern wir tun das Gute, weil wir
die Verantwortung für die Welt tragen, weil wir die Wahrheit lieben und das Gute,
weil wir Gott lieben und auch seine Kreaturen. Das ist die wahre Freiheit, zu der
der heilige Geist uns führen will.“
Jesus Christus ist der vollkommene Mensch,
Beispiel endgültiger Freiheit. Er lehrt uns, den Anderen seine Liebe zu weiterzugeben.
„Wie der Vater mich geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe.“
Dazu lehrt das 2. Vatikanum:, dass christliche Eheleute und Eltern müssen sich – auf
ihrem Weg gegenseitig stützen mit der Gnade der treuen Liebe und ihre Kinder in der
christlichen Lehre und den evnagelischen Tugenden unterrichten, die Kinder, die sie
von der Liebe Gottes empfangen haben. So bieten sie allen ein Beispiel einer unermüdlichen
und großmütigen Liebe, bauen eine Gemeinschaft der Liebe, sind Zeugen und Mitarbeiter
der Fruchtbarkeit der Mutter, der Kirche – als Zeichen und Teilhabe der Liebe, mit
der Christus seine Braut geliebt und sich für sie hingegeben hat.“
Die Liebe,
mit der uns die Eltern angenommen und unsere ersten Schritte in dieser Welt begleitet
haben ist ein Zeichen und eine sakramentale Verlängerung der gütigen Liebe Gottes,
von dem wir herkommen. Die Erfahrung aufgenommen und geliebt zu sein von Gott und
unseren Eltern, ist das solide Fundament, das das Wachstum und die echte Entwicklung
des Menschen begünstigt und das uns so hilft, zu reifen auf dem Weg zu Wahrheit und
Liebe, wie auch um aus uns herauszukommen, um in Gemeinschaft mit den anderen und
Gott einzutreten.
Um auf diesem Weg menschlicher Reife voranzuschreiten, lehrt
uns die Kirche, die wunderbare Wirklichkeit der unauflöslichen Ehe zwischen einem
Mann und einer Frau zu respektieren und zu fördern – die darüber hinaus auch der Anfang
der Familie ist. Daher ist es einer der größten und besten Dienste für das Gemeinwohl
und die echte Entwicklung der Menschen und der Gesellschaft, wenn wir Ehe und Familie
anerkennen und ihr helfen. Ehe und Familie sind die beste Garantie, um die Würde,
Gleichheit und wahre Freiheit der menschlichen Person zu garantieren.
In diesem
Zusammenhang möchte ich die Wichtigkeit und die positive Rolle unterstreichen, die
die verschiedenen kirchlichen Familienvereingungen zugunsten von Ehe und Familie leisten.
Ich lade alle Christen ein, mit allen Menschen guten Willens, die ihre Verantwortung
im Dienst der Familie wahrnehmen, freudig und mutig zusammen zu arbeiten. Wenn wir
die Kräfte mit einer legitimen Pluralität von Initiativen bündeln, dann fördern wir
das wahre Wohl der Familien in der heutigen Gesellschaft. Kehren wir für einen
Augenblick zur ersten Lesung der heutigen Messe zurück. Sie ist aus dem Buch Esther
genommen. Die betende Kirche hat in dieser demütigen Königin, die mit ihrem ganzen
Sein für ihr leidendes Volk eintritt, eine Vorausbildung Mariens gesehen, die als
Mutter ihren Sohn uns allen geschenkt hat. Eine Vorausbildung der Mutter, die mit
ihrer Liebe die pilgernde Familie Gottes in dieser Welt schützt. Maria ist das exemplarische
Bild aller Mütter, ihrer großen Mission als Hüterinnen des Lebens, ihrer Sendung,
die Kunst des Lebens und der Liebe zu lehren.
Die christliche Familie – Vater,
Mutter und Kinder – ist also gerufen, die oben angegebenen Ziele nicht als etwas von
außen auferlegtes zu verfolgen, sondern als Geschenk der sakramentalen Ehe-Gnade,
die in die Eheleute eingegossen ist. Wenn sie offen bleiben für den Geist und seine
Hilfe erbitten, dann wird er ihnen ununterbrochen die Liebe Gottes, des Vaters mitteilen,
die sich in Christus gezeigt hat und Fleisch wurde. Die Anwesenheit des Geistes wird
den Eheleuten helfen, die Quelle und Dimension ihrer Liebe und ihrer wechselseitigen
Hingabe aus den Augen zu verlieren. Er wird ihnen auch helfen, ihn in allen Dimensionen
ihres Lebens Fleisch werden zu lassen. Der Heilige Geist wird gleichzeitig in ihnen
die Sehnsucht nach der endgültigen Begegnung mit Christus im Haus seines und unseres
Vaters wecken. Das ist die Botschaft der Hoffnung, die ich von Valencia aus an alle
Familien in der Welt schicken möchte. Amen." (Übersetzung: Pater Eberhard. v. Gemmingen
SJ)
"Nächstes Familientreffen in Mexiko"
Das nächste Welttreffen
der Familien soll 2009 in Mexiko-Stadt stattfinden. Das kündigte Benedikt XVI. heute
Mittag beim Angelusgebet in Valencia an. Hier ist seine Ansprache in unserer eigenen
deutschen Übersetzung: "Bevor wir diese schöne Feier beschließen, richten wir uns
an die Jungfrau Maria wie so viele Familien, die sie im Herzen ihres Hauses anrufen,damit
sie ihnen mit ihrer mütterlichen Sorge beistehe. Durch die Fürsprache Marien öffnet
eure Häuser und Herzen Christus, damit er eure Stärke sei und eure Freude, und damit
er euch hilft, der Welt die unbesiegbare Kraft der wahren Liebe zu verkünden. In
diesem Augenblick möchte ich allen danken, die den guten Ablauf dieses Treffens möglich
gemacht haben. Besonders spreche ich meine Hochschätzung für die Arbeit, die die unzähligen
Freiwilligen aus vielen Nationen mit Selbstverleugnung und Effizienz während des ganzen
Ablaufs des Treffens geleistet haben, aussprechen. Einen Spezialdank spreche ich den
Ordensleuten und Ordensgemeinschaften – gerade auch denen in Klausur – aus, die alle
Feiern mit ihrem inständigen Gebet begleitet haben. Jetzt habe ich die Freude,
anzukündigen, dass das nächste Weltfamilientreffen im Jahr 2009 in der Hauptstadt
von Mexiko stattfindet. Der geliebten Kirche in der edlen mexikanischen Nation und
dem Herrn Kardinal Norberto Rivera Carrera, dem Erzbischof der Stadt, danke ich schon
jetzt für ihre Verfügbarkeit. Nun umarme ich von Herzen alle Familien, die hier
anwesend sind und auch diejenigen, die an dieser Feier über Radio, Fernsehen oder
andere Kommunikationsmittel verbunden waren. Ich empfehle alle der Heiligen Familie
von Nazareth, damit sie sie beschütze und damit sie nach ihrem stillen Beispiel ihren
Kindern helfen können, an Weisheit, Alter und Gnade vor Gott und den Menschen zu wachsen."
Gestern
Nacht: Vigilfeier mit dem Papst
Hunderttausende von Menschen haben gestern
Nacht auf dem Messegelände von Valencia eine Vigil mit dem Papst gefeiert. Sie war
ein Höhepunkt des V. Welttreffens der Familien. Hier ein Bericht unserer Redakteurin
Birgit Pottler und eine Übersetzung der Ansprache des Papstes.
"Als die Sonne
langsam hinter dem Kunstpalast versank, fuhr der Papst in der Stadt der Künste und
Wissenschaften ein. Seit den Mittagsstunden hatten ihn hier die Familien erwartet,
mit Schlafsack, mit Fahnen, mit Proviant für zwei Tage waren sie angereist und bevölkerten
das Gelände rund um die futuristischen Museenbauten, die Grünflächen im einstigen
Flussbett der Turia. In der Mitte der Papst-Altar. Weiß wie die Museen, auf einer
Fläche von 2.500 Quadratmetern. 35 Meter hoch ragt ein weißer Kubus in den Nachthimmel
Valencias, am oberen Ende leuchtet ein Kreuz.
Familien aus verschiedenen Ländern
begrüßen den Papst in ihrer jeweiligen Landessprache. Münchner sind auch dabei. Dann
das Grußwort von Kardinal Lopez Trujillo, Grüße aus Orthodoxie und evangelischer Kirche,
die Bibellesungen und Glaubenszeugnisse verschiedener Familien. Das Programm ist wenig
familienfreundlich. Viel Wort und viel klassische Musik. Höhepunkt: der Auftritt der
Opernsängerin Montserrat Caballé.
Das begeisterte lokale Fernsehen spricht
gegen 22 Uhr von mehr als einer Million Menschen, die offiziellen Zahlen liegen bei
rund 500.000. Doch rund zwei Drittel von ihnen sehen gerade einmal das Leuchtkreuz
auf der Altarinsel. In der ersten Reihe sitzen nur das spanische Kronprinzenpaar und
die Kardinäle.
Dann die Ansprache des Papstes. Ein Schlussdokument des Familientreffens
war zwar erwartet worden, blieb aber aus. Es wird nicht fehlen, denn die Worte Benedikt
ersetzen es:
„Die Familie ist der bevorzugte Ort, an dem jede Person lernt,
Liebe zu geben und zu empfangen. … Die Familie ist eine Institution, die den Einzelnen
mit der Gesellschaft verbindet, nichts kann sie voll und ganz ersetzen. Sie gründet
sich auf einer tiefen persönlichen Beziehung zwischen Mann und Frau…Die Familie ist
ein notwendiges Gut für die Völker, ein unverzichtbares Fundament für die Gesellschaft
und für die Brautleute ein Schatz, ihr ganzes Leben lang. Sie ist ein unverzichtbares
Gut für die Kinder, die Frucht der Liebe, der vollkommenen und freien Hingabe der
Eltern sein müssen. Es ist die große Verantwortung aller, die ganze Wahrheit über
die Familie zu verkünden, die auf der Ehe gründet: die Familie als Hauskirche und
Heiligtum des Lebens. … Neben der Weitergabe des Glaubens ist eine der Hauptaufgaben
der Familien, freie und verantwortungsvolle Menschen heranzubilden. … Wenn die Familie
sich nicht in sich selbst verschließt, lernen die Kinder, dass jede Person die Würde
besitzt, Mensch zu sein, und dass es eine universale Gemeinschaft zwischen allen Menschen
gibt. … Die Herausforderungen der zeitgenössischen Gesellschaft, vor allem in den
Städten von Vereinzelung gekennzeichnet, brauchen die Garantie, dass die Familien
nicht allein sind. … Die kirchliche Gemeinschaft muss Unterstützung bieten, Ansporn
und geistliche Nahrung, um den familiären Zusammenhalt zu stärken, vor allem in Prüfungen
oder kritischen Momenten. … Der Glaube und die christliche Ethik, wollen die Liebe
nicht ersticken, sondern sie reinigen, stark und wirklich frei machen.
Feuerwerk
und bengalische Lichter besiegeln die Worte Benedikts. Valencia ist berühmt für seine
zündenden Lichtspiele, doch nur die Hälfte der Pilger konnte sie sehen. Gegen Mitternacht
verlässt der Papst die Stadt der Künste und Wissenschaften. Viele Familien verbringen
die Nacht im begrünten Flussbett. Schließlich kommt ihr Heiliger Vater am Morgen wieder." (Birgit
Pottler aus Valencia)
Ansprache des Papstes bei der Vigilfeier in Valencia
Hier
ist die Ansprache des Papstes in unserer eigenen Übersetzung:
"Liebe Brüder
& Schwestern,
ich freue mich sehr, an diesem Gebetstreffen teilzunehmen,
in dem wir das göttliche Geschenk der Familie feiern wollen. Ich bin im Gebet allen
nahe, die kürzlich von den traurigen Ereignissen in dieser Stadt eingeholt wurden,
und ich bin ihnen in der Hoffnung auf den auferstandenen Christus nahe, Eine Hoffnung,
die auch in Augenblicken größten menschlichen Leides Mut und Licht spendet.
Vereint
im Glauben an Christus, haben wir uns hier aus vielen Teilen der Welt versammelt.
Wir sind eine Gemeinde, die freudvolles Zeugnis davon ablegt, dass der Mensch im Bild
und Gleichnis Gottes geschaffen wurde um zu lieben, und dass er sich nur dann voll
realisiert, wenn er sich selbst aufrichtig den anderen schenkt. Die Familie ist der
privilegierte Ort, an dem jeder Mensch lernt, Liebe zu schenken und zu empfangen.
Deshalb drückt die Kirche beständig ihre pastorale Sorge in diesem grundlegenden Bereich
des Menschen aus. Und deshalb lehrt die Kirche: „Gott ist Liebe und hat den Menschen
aus Liebe geschaffen, er hat ihn zur Liebe berufen. Indem er Mann und Frau schuf,
berief er sie in der Ehe zu einer intimen Einheit des Lebens und der Liebe, sodass
sie nicht mehr zwei, sondern nur noch ein Fleisch sind.
Dies ist eine Wahrheit,
die die Kirche unermüdlich in die Welt trägt. Mein verehrter Vorgänger Johannes Paul
II. Sagte, dass der Mensch nicht nur durch die eigene Menschlichkeit im Bild und Gleichnis
Gottes geschaffen wurde, sondern auch durch die Einheit der Personen, die der Mann
und die Frau von Anfang an bilden. Der Mensch wird zum Abbild Gottes nicht so sehr
im Augenblicken der Einsamkeit, als im Augenblick der Gemeinschaft. Und so habe ich
die Einladung zum 5. Weltfamilientreffen bestätigt, in Spanien, in Valencia, das reich
an Traditionen und stolz auf ihren Glauben ist, der in so vielen Familien gepflegt
wird.
Die Familie ist eine vermittelnde Institution zwischen dem Individuum
und der Gesellschaft, und nichts kann sie gänzlich ersetzen. Sie gründet sich vor
allem auf eine tiefe zwischenmenschlichen Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau,
die von der Zuneigung und gegenseitigem Verständnis getragen wird. Daher erhält sie
die starke Hilfe Gottes im Sakrament der Ehe, das eine wahre Berufung zur Heiligkeit
darstellt. Es ist wünschenswert, dass die Kinder mehr die Momente der Harmonie und
der Zuneigung der Eltern erfahren als jene der Zwietracht und Gleichgültigkeit: so
kann die Liebe zwischen Vater und Mutter den Kindern große Sicherheit schenken und
sie die Schönheit der treuen und dauerhaften Liebe lehren.
Die Familie ist
ein notwendiges Gut für die Völker, ein unerlässliches Fundament für die Gesellschaft
und ein großer schatz für die Eheleute in ihrem ganzen Leben. Sie ist ein unersetzliches
Gut für die Kinder, die Frucht der Liebe und der großzügigen Hingabe der Eltern sind.
Die ganze Wahrheit der Familie zu verkünden, die sich auf der Ehe als Hauskirche und
Heiligtum des Lebens gründet, ist eine große Verantwortung für alle. Der Vater
und die Mutter haben einander vor Gott ein totales „Ja“ versprochen, das die Basis
des Sakraments darstellt, das sie vereint; damit die innere Beziehung der Familie
vollständig ist, müssen sie auch ein „Ja“ der Akzeptanz zu ihren eigenen oder adoptierten
Kindern sagen, die ihre eigene Persönlichkeit und ihren eigenen Charakter haben. So
werden diese Kinder in einem Klima der Akzeptanz und der Liebe aufwachsen, und es
ist wünschenswert, dass sie, wenn sie die nötige Reife dazu haben, ihrerseits ein
„ja“ zu denen sagen, die ihnen das Leben geschenkt haben.
Die Herausforderungen
der momentanen Gesellschaft, die von der Zerstreuung vor allem in den Städten geprägt
ist, erfordern die Garantie dass die Familien nicht allein gelassen werden. Eine kleine
Familie kann schwierige Hindernisse vorfinden, wenn sie sich isoliert vom Rest der
Verwandten und Freunde fühlt. Deshalb steht die kirchliche Gemeinschaft in der Verantwortung,
Unterstützung, Stimulierung und spirituelle Nahrung anzubieten, die den Familienzusammenhalt
stärkt, besonders in den Prüfungen und in kritischen Momenten. In diesem Sinn ist
die Rolle der Pfarrgemeinden sehr wichtig, so wie jene der verschiedenen kirchlichen
Einrichtungen, die als hilfreiche Stützen dienen sollen, um die Familie im Glauben
zu bestärken.
Christus hat den stetigen Quell des Lebens für alle gezeigt,
und deshalb auch für die Familie: „Dies ist mein Gebot: liebt einander, so wie ich
euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine
Freunde hingibt. Die Liebe Gottes hat sich in der Taufe über uns ergossen. Deshalb
sind die Familien dazu berufen, diese Güte der Liebe zu leben, denn der Herr ermöglicht
uns das durch die menschliche, gefühlvolle, barmherzige Liebe, so wie jene Jesu Christi.
Gleichzeitig mit der Weitergabe des Glaubens und der Liebe des Herrn ist eine
der größten Aufgaben für die Familie DIE, freie und verantwortungsvolle Menschen heranzubilden.
Deshalb sollen die Eltern ihren Kindern die Freiheit zurückgeben, deren Garant sie
einige Zeit lang sind. Wenn die Kinder sehe, dass die Eltern, und überhaupt die erwachsenen,
die sie umgeben – ihr Leben in Freude und Begeisterung leben, auch in Zeiten von Schwierigkeiten,
wird auch ihn ihnen die tiefe Lebensfreude wachsen, die ihnen helfen wird, mögliche
Hindernisse und Widrigkeiten zu überwinden, die das Leben mit sich bringt. Wenn die
Familie sich nicht in sich selbst verschließt, begreifen die Kinder, dass jede Person
es wert ist, geliebt zu werden, und dass es eine grundlegende universelle Geschwisterlichkeit
zwischen allen Menschen gibt.
Dieses 5. Weltfamilientreffen lädt uns dazu
ein, über ein besonders wichtiges Thema nachzudenken, das uns große Verantwortung
abverlangt. Die Weitergabe des Glaubens in der Familie. Der Katechismus der katholischen
Kirche bringt das schön zum Ausdruck. So wie eine Mutter ihre Kinder sprechen lehrt,
sie lehrt die Mutter Kirche uns die Sprache des Glaubens, um uns in die Intelligenz
des Glaubens und ins Glaubensleben einzuführen.“ Wie es die Taufliturgie mit
der Aushändigung der brennenden Kerze ausdrückt, sind die Eltern Gefährten des Geheimnisses
des neuen Lebens als Kinder Gottes, das man durch das Taufwasser wird.
Den
Kindern den Glauben weiterzugeben, mit der Hilfe anderer Menschen und Institutionen
wie die Pfarrgemeinde, die Schule oder katholische Vereinigungen, ist eine Verantwortung,
die die Eltern weder vergessen, noch vernachlässigen oder völlig delegieren dürfen.
„Die christliche Familie wird Hauskirche genannt, weil sie die gemeinschaftliche Natur
der Kirche als Familie Gottes zum Ausdruck bringt. Jedes Mitglied übt, je nach seiner
Rolle, das Taufpriestertum aus und trägt zu dazu bei, aus der Familie eine Gemeinschaft
der Gnade und des Gebets zu machen, eine Schule menschlicher und christlicher Tugenden,
der Ort der Erstverkündigung des Glaubens an die Kinder. Und weiter: die Eltern, Teilhaber
an der göttlichen Vaterschaft, sind für die Kinder die ersten Verantwortlichen für
die Erziehung und die ersten Verkünder des Glaubens. Sie haben die Pflicht, die Kinder
als Menschen und als Kinder Gottes zu lieben und zu respektieren. Besonders haben
sie die Sendung, sie zum christlichen Glauben zu erziehen.
Die Sprache des
Glaubens erlernt man zu Hause, wo der glaube wächst und sich durch Gebet und christliche
Praxis stärkt. In der Lesung aus dem Buch Deuteronomium haben wir das wiederholte
Gebet für das auserwählte Volk gehört, das auch Jesus in seinem haus in Nazaret hörte
und wiederholte. Er selbst hat sich in seinem öffentlichen Leben daran erinnert, wie
uns das Evangelium nach Markus sagte. Dies ist der Glaube der Kirche, der von der
Liebe Gottes herrührt, und der durch eure Familien geht. Die Fülle dieses Glaubens
in seiner wunderbaren Neuheit zu leben, ist ein großes Geschenk. Doch in Momenten,
in denen sich das Antlitz Gottes scheinbar versteckt, ist es schwer zu glauben, und
es kostet Mühe.
Dieses Treffen gibt neue Kraft, um in der Verkündigung des
Evangeliums in der Familie voranzuschreiten, deren Gültigkeit zu bestätigen, die auf
der Ehe gründet – und diese ist wiederum offen für das großzügige Geschenk des Lebens,
ein Ort, an dem Söhne und Töchter in ihrem körperlichen und seelischen Wachsen gestärkt
werden. Auf diese Art wird ein weit verbreiteter Hedonismus abgelehnt, der die menschlichen
Beziehungen banalisiert und sie ihres Wertes und ihrer Schönheit entleert. Die Werte
der Ehe zu fördern, hindert keineswegs die volle Freude, die Mann und Frau in ihrer
gegenseitigen Liebe finden. Glaube und christliche Ethik wollen also nicht die Liebe
ersticken, sondern sie gesünder, stärker und wahrhaft frei machen. Deshalb muss die
menschliche Liebe gereinigt werden, sie muss reifen, um wahrhaft menschlich und zum
Prinzip einer echten und dauerhaften Freude zu werden.
Ich lade also die Erzieher
und die Gesetzgeber dazu ein, über das augenfällige Gut nachzudenken, das der häusliche
Herd in Frieden und Harmonie dem Menschen und der Familie sichert. Die Familie ist
das Nervenzentrum der Gesellschaft. Der Gegenstand von Gesetzen ist das umfassende
Wohl des Menschen, die antwort auf seine Bedürfnisse und Wünsche. Dieses Wohl ist
eine bemerkenswerte Hilfe der Gesellschaft, von der sie sich nicht trennen kann, und
für die Völker ist es Rettung und Reinigung. Überdies ist die Familie eine Schule
der Menschlichkeit, damit sie wächst, um wahrhaft Mensch zu werden. In diesem Sinn,
bringt die Erfahrung, von den Eltern geliebt zu sein, die Söhne und Töchter dazu,
ein Bewusstsein über ihre Würde als Kinder zu entwickeln.
Die empfangene Kreatur
muss im Glauben erzogen weden, sie muss geliebt und beschützt werden. Die Kinder haben
– neben dem Recht, geboren und im Glauben erzogen zu werden, auch das Recht auf eine
Heimstatt, die das Haus von Nazareth zum Vorbild hat, und sie haben das Recht darauf,
vor Bedriohungen beschätzt zu werden.
Ich möchte mich jetzt gerne den Großeltern
zuwenden, die so wichtig für die Familie sind. Sie können – und oft sind sie es tatsächlich
– Garanten der Zuneigung und der Zärtlichkeit sein, das jeder Mensch braucht. Sie
bieten den Enkeln die Perspektive der Zeit, sind Gedächtnis und Reichtum der Familie.
Aus keinem Grund heraus dürfen sie von der Familie ausgeschlossen werden. Die Großeltern
sind ein Schatz, den wir den heranwachsenden Generationen nicht vorenthalten dürfen,
besonders wenn sie im Nahen des Todes ihr Zeugnis des Glaubens ablegen.
Ich
möchte nun einen Teil des eben gehörten Gebets wiederholen, und dem Weltfamilientreffen
viel Erfolg wünschen.
Oh Herr, der du uns in der Heiligen Familie Ein perfektes
Modell des Familienlebens vorgestellt hast, das im Glauben und im Gehorsam deinem
Willen gegenüber gelebt wurde. Hilf uns, Beispiele des Glaubens und der Liebe
zu deinen Geboten zu sein. Hilf uns in unserem Auftrag, unseren Söhnen und Töchtern
den Glauben weiterzugeben. Öffne ihre Herzen, damit ihn ihnen der Samen des Glaubens
wachse, den sie in der Taufe empfangen haben. Stärke den Glaubens unserer Jugendlichen,
damit sie, Jesus kennend, aufwachsen. Bestärke die Liebe und die Treue in
allen Ehen, besonders jenen, die Momente des Leidens und der Schwierigkeiten
durchleben. Vereint mit Josef und Maria, bitten wir dich durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unsern Herrn. Amen."
(rv 08.07.06 gs)
Samstag,
8. Juli 2006
Papst Benedikt XVI. ist zu seiner dritten Auslandsreise in
Spanien eingetroffen. Schon am Flughafen erinnerte er an die "zentrale Rolle, die
die auf der Ehe aufbauende Familie für die Kirche und die Gesellschaft hat. Sie ist
eine nach dem Plan Gottes unersetzliche Institution." In der Innenstadt von Valencia
betete der Papst am Ort des Metro-Unglücks vom Wochenbeginn; bei einer Begegnung mit
Seminaristen sprach er von seiner Hoffnung auf reiche Priester-Berufungen. In einem
Brief, den er den spanischen Bischöfen übergab, drängt der Papst die Katholiken in
Spanien, sich "nicht ins Private abdrängen" zu lassen.
Ankunft am Flughafen
von Valencia
Gegen 11.30 Uhr setzte die Maschine mit dem vatikanischen
Gast an Bord auf dem Rollfeld des Flughafens von Valencia auf. Benedikt wurde vom
spanischen Königspaar und Tausenden von Menschen begrüßt. In der spanischen Mittelmeerstadt
will der Papst am V. Welttreffen der Familien teilnehmen.
In seiner Ansprache
auf dem Flughafen von Valencia erinnerte König Juan Carlos I. zunächst an das Metro-Unglück,
das zu Wochenbeginn in Valencia über 40 Todesopfer forderte. "Ihre Anwesenheit wird
ein Trost für die Angehörigen sein", so der König. Juan Carlos erinnerte an die früheren
Besuche des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger in Spanien und würdigte die Beziehungen
zwischen Kirche und Staat im Land. Er erinnerte auch an die "große universelle Statur"
des verstorbenen Johannes Paul II., der "ein großer Freund Spaniens" gewesen sei,
und an die 500-Jahr-Feiern des aus Spanien kommenden h. Franz Xaver, eines Mitgründers
des Jesuitenordens. Juan Carlos sprach auch von einem "fruchbaren Modernisierungsprozeß",
den sein Land in den letzten Jahrzehnten erlebe. Es sei "ein modernes, dynamisches,
aber auch solidarisches Land; eine alte und große Nation, plural und diversiviziert,
seinen Traditionen treu, unermüdlich im Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit."
Er zitierte zustimmend die große Aufmerksamkeit der Kirche für die Familien "als Kern
des Lebens, der Weitergabe von Werten und der menschlichen Bildung". Valencia sei
in diesen Tagen eine "Welthauptstadt christlicher Familien." Juan Carlos erwähnte
auch, wie wichtig der Beitrag aller "im Kampf gegen Gewalt, Hunger, Armut, Ungerechtigkeit,
Menschenrechtsverletzungen und Freiheitsberaubungen" sei. An den Papst gewandt, sagte
der König abschließend: "Wir kennen Ihren unermüdlichen Eifer im Hirtendienst, wir
kennen Sie als Mann des Gebets und des Intellekts." "Danke, dass Sie hier sind."
In
seiner kurzen Ansprache auf spanisch meinte der Papst, er sei in das Land gekommen,
um beim V. Welttreffen der Familien daran zu erinnern, wie wichtig die Weitergabe
des Glaubens in der Familie sei. "Ich will die zentrale Rolle hervorheben, die die
auf der Ehe aufbauende Familie für die Kirche und die Gesellschaft hat. Sie ist eine
nach dem Plan Gottes unersetzliche Institution; die Kirche kann nicht anders, als
ihren fundamentalen Wert zu verkünden und zu fördern, damit er immer mit Verantwortung
und Freude gelebt wird." Es sei "mit großer Emotion", dass er heute das "edle Spanien"
besuche, an das er viele "schöne Erinnerungen von früheren Reisen her" habe. Er sei
aber auch dem "Schmerz der Familien nahe, die ihre Lieben beweinen, und allen Verletzten",
sagte der Papst mit Blick auf das kürzliche Metro-Unglück von Valencia. Wie schon
Juan Carlos erinnerte Benedikt ebenfalls an seinen Vorgänger Johannes Paul II., der
sich noch vor seinem Tod für Valencia als Schauplatz des kirchlichen Familientreffens
entschieden hatte. Er sei, so Benedikt wörtlich, "von der gleichen Hirtensorge bewegt"
wie Johannes Paul.
Nach der Ansprache begrüßte Papst Benedikt zahlreiche Persönlichkeiten
aus Spaniens Kirche und Gesellschaft; dabei kam es auch zu einem kurzen Handschlag
mit Ministerpräsident Joseluis Zapatero. Im Flughafengebäude von Valencia hat sich
der Papst kurz mit dem spanischen König und dessen Frau unterhalten. Einzelheiten
der Unterredung wurden nicht bekannt. Dann brach Benedikt im Papamobil in die Innenstadt
von Valencia auf. Dabei winkten ihm von beiden Seiten der Autobahn aus unter Valencias
sommerlicher Hitze Tausende von Menschen zu, viele mit Fächern in der Hand; an einer
Stelle warfen Spanier Papierschnipsel oder Blütenblätter in den vatikanischen Farben
Gelb-Weiß von einer Autobahnbrücke auf den Konvoi des Papstes hinunter.
Papst
betet für Unglücksopfer
Gegen 12.45 Uhr traf der Papst am Ort des Metro-Unglücks
vom Wochenbeginn ein; dort wurde er vom spanischen Kronprinzenpaar Felipe und Letizia
begrüßt. Papst Benedikt legte vor dem Eingang der Metrostation "Jesus" einen Kranz
nieder, sprach ein kurzes Gebet und erteilte seinen Segen. Außerdem grüßte er kurz
Angehörige von Opfern des Metro-Unglücks sowie einige Überlebende.
Papst
besucht Kathedrale von Valencia
Anschließend besuchte Benedikt die Kathedrale
von Valencia, einen beeindruckenden gotischen Bau, der sich auf den Resten einer romanischen
Vorgängerkirche und einer Moschee erhebt. Dort verweilte er einen Moment vor einem
Kelch, der nach der Tradition von Christus beim Letzten Abendmahl verwendet wurde
und seit dem Spätmittelalter in Valencia aufbewahrt wird. In der Kathedrale traf sich
der Papst mit etwa 1.500 Priestern und Ordensleuten sowie mit der spanischen Bischofskonferenz,
deren Präsident, ein baskischer Bischof, vom Papst unter dem Beifall der anderen Oberhirten
umarmt wurde. Benedikt XVI. schenkte den spanischen Bischöfen einen Kelch, hielt aber
keine Rede, sondern verwies kurz darauf, dass er ihnen einen Brief geschrieben habe,
den er ihnen übergebe. Darin drängt er die Katholiken Spaniens, sich "nicht ins Private
abdrängen zu lassen. Nach der kurzen, aber herzlichen Begegnung mit den Bischöfen
ging der Papst in die nahegelegene barocke Basilika, um vor der hölzernen, mittelalterlichen
Statue "Unserer Lieben Frau der Verlassenen" zu beten, die die Patronin Valencias
ist. In einem kurzen Gebetstext sagte er, er vertraue die Opfer des Metro-Unglücks
Maria an.
Auf dem Vorplatz von Kathedrale und Basilika traf sich der Papst
mit Priesteramtskandidaten und deren Familien aus ganz Spanien - insgesamt mehr als
3.000 Menschen. "Willkommen bei Ihnen zu Hause, willkommen in Valencia, willkommen
in Spanien!" rief ihm der Erzbischof von Valencia, Agustin Garcia-Gasco Vicente, zu.
"Wir haben eine sehr intensive Woche hinter uns, auch was das Metro-Unglück betrifft",
so der Erzbischof. "Aber wir stehen zusammen als eine Familie. Die Toten und Verletzten
- das ist unsere Familie!" Die Ortskirche von Valencia habe sich sehr intensiv
auf den Papstbesuch und das kirchliche Welttreffen der Familien vorbereitet. Garcia-Gasco
Vicente erinnerte an die christlichen Wurzeln Valencias; die Gläubigen stünden in
Treue zu Gott, von dem Benedikt in seiner ersten Enzyklika betont habe, dass er die
Liebe ist.
Papst Benedikt XVI. betete in seiner Ansprache um Berufungen zum
Priestertum. Vor Seminaristen sagte er auf dem Vorplatz der Kathedrale beim Angelusgebet,
"der Herr der Ernte möge Arbeiter in seinen Weinberg schicken" (Mt 9, 38). Die Ortskirche
des Erzbistums Valencia sei "sehr alt und blühend", so der Papst; er bitte "Unsere
Liebe Frau der Verlassenen", den Glauben der Bewohner Valencias zu stärken und "alle
ihre Kinder mit Hoffnung zu erfüllen". "Die Liebe, die gegenseitige Hingabe und die
Treue der Eltern sowie der Zusammenhalt in der Familie" seien ein fruchtbares Umfeld,
um den Ruf Gottes zu hören und die Berufung zum Priestertum anzunehmen. Der Papst
wörtlich: "Lebt eure Jahre der Vorbereitung im Seminar intensiv, mit Hilfe und Unterscheidungsvermögen
eurer Ausbilder und mit dem völligen Vertrauen der Apostel, die Jesus so bereitwillig
gefolgt sind."
(rv 08.07.06 sk)
Erster Tag des Papstbesuchs in Spanien:
eine Zwischenbilanz von Birgit Pottler.
"Was der Papst sagt und tut, scheint
genau das zu sein, was vor allem die Menschen in Valencia sich erwartet haben. Er
besucht als erstes die Unglücksstation der städtischen U-Bahn, betet vor dem Abendmahlskelch
und vor dem Madonnenbild der Stadt. Er spricht nahezu akzentfrei die Landessprache,
erinnert an die christliche Mission des Landes und plädiert vor Hunderttausenden auf
den Straßen für einen offen in der Gesellschaft gelebten Glauben. In einer Stadt mit
96 Prozent Katholiken kommt das an. Die Stadt lebt seit einer Woche mit kirchlichen
Aussagen über Ehe und Familie. Sie hat nichts anderes erwartet. Und die Spanier?
Benedikt XVI. hat nichts ausdrücklich gesagt zu den Uneinigkeiten in der Spanischen
Bischofskonferenz. Nur in einem Halbsatz seines Briefes an die Oberhirten spricht
er von „noch mehr Zusammenwachsen“. Aber kann man erwarten, dass der Papst öffentlich
seine Bischöfe kritisiert? Benedikt XVI. hat auch nichts gesagt zum spanischen Terrorismus.
Zur ETA, zu den von Zapatero angebotenen Verhandlungen. Aber der Papst ist nicht zum
Staatsbesuch in Spanien, sondern zum Abschluss des Weltfamilientreffens in Valencia.
Noch im Flugzeug hat er einem Journalisten geantwortet: „Fangen wir nicht gleich mit
den negativen Dingen an.“