2006-07-09 11:15:04

Papst in Spanien - alles auf einen Klick.


RealAudioMP3 Sonntag, 9. Juli 2006

 
So war die Papstreise nach Valencia - eine Bilanz

Benedikt XVI. ist zurück in Rom. Exakt 30 Stunden, nachdem er mit einer Alitalia-Maschine nach Valencia aufgebrochen war, landete der Papst an Bord der Iberia auf dem Militärflughafen Ciampino. Eine Bilanz des päpstlichen Kurztripps von Birgit Pottler:

Die Stippvisite war eine Pastoralreise. Doch die war voller diplomatischer Klimmzüge.
Die Kirche müsse in bestimmten Punkt auch einmal „nein“ sagen, erklärte der Papst dem Journalistengefolge im Flugzeug. Vor Hunderttausenden Familien sagte Benedikt dann deutlich „ja“ zur Ehe zwischen Mann und Frau als fundamentale Institution der Gesellschaft. Das war die Botschaft seiner Reise. Das „nein“ zu Zapateros Homo-Ehen-Modell erklang im Echo der Papst-Stimme. Das gefiel den Organisatoren des Familientreffens. Das wollten die katholischen Spanier hören. Dagegen konnte kein Kritiker objektiv Einspruch erheben. Ein Vermerk auf der Haben-Seite.
Regierungschef Zapatero kam nicht nur Abschlussmesse. Muss er auch nicht, den spanisches Staatsoberhaupt ist der König, und dessen Familie war stets vertreten. Der Königsfamilie hatte der Papst einen Höflichkeitsbesuch abgestattet, Zapetero musste zu ihm ins Erzbischöfliche Palais kommen. Der Papst erfüllte damit das Protokoll, nichts weiter. Die Regierungsgegner rieben sich die Hände. Ein Erfolg der Diplomatie und ein weiterer Eintrag auf der Haben-Seite.
Auf der Soll-Seite schlägt das Familientreffen selbst zu Buche. Der Papst war zu weit weg, Vigil wie Gottesdienst waren zu langatmig, zu steif, und trübten ein wenig die valencianische Freude. Die eine Million Pilger hatte sich recht rasch zerstreut. Erst am Flughafen empfingen den Papst wieder die gelb-weißen Konfetti und die Lieder der begeisterten Hafenstädter. Die hat Benedikt wohl für immer auf seiner Seite. Plakate der Papst-Gegner gab es. Aber wohl an einem Balkon von 100. König Juan Carlos hofft, dass Spanien dem Papst in Erinnerung bleibt. Das wird gelingen, nicht nur wegen des Evergreens „Valencia“…

(rv 09.07.06 bp)

 
Papst: Abschied von Spanien

Papst Benedikt XVI. hat beim Abschied von Valencia, wo er am Welttreffen der Familien teilnahm, noch einmal die wesentliche Rolle der Familie für Kirche und Gesellschaft betont. In seiner letzten Rede auf dem Flughafen drückte er die Hoffnung aus, dass die Botschaft von Valencia "wie ein fröhliches Liebeslied weiterklingt, ein Lied des Lebens und des Glaubens in allen Familien".

Zunächst hatte Spaniens König Juan Carlos Benedikt offiziell verabschiedet. Mit warmen Worten dankte er dem Papst für seinen Besuch und vor allem für die tröstenden Worte und die Anteilnahme nach dem U-Bahn-Unglück. Benedikt habe Spanien und den Spaniern „liebevolle und herzliche Worte voller Zuneigung geschenkt“. Vor allem das Königspaar, so Juan Carlos, sei dankbar für das persönliche Treffen mit dem Papst, eine "so erfreuliche wie intensive Stunde“. Mit dem Weltfamilientreffen habe Spanien teilhaben können an einem für die Kirche sehr bedeutenden, weltweit wichtigen Ereignis. Das Land sei dankbar und stolz.
Spaniens König wünschte dem Benedikt XVI. ein „langes und fruchtbares“ Pontifikat. Für das Patronantsfest des hl. Jakobus, der der Patron Spaniens ist, Ende Juli in Compostela sei es gut zu wissen, dass Benedikt dem Land und seiner Bevölkerung verbunden bleibe.

Wir dokumentieren hier die Ansprache des Papstes am Flughafen in unserer eigenen Übersetzung:

"Majestät,
sehr verehrter Regierungspräsident und verehrte Regierungsmitglieder,
verehrte Kardinäle und Brüder im Bischofsamt,
liebe Brüder und Schwestern,

    Zum Abschluss meines angenehmen Aufenthaltes in Valencia aus Anlass des 5. Welttreffens der Familien möchte ich Ihnen, Eure Majestät, dem König von Spanien, den nationalen Autoritäten, der Regierung von Valencia und der Stadt, ebenso dem Erzbischof und Euch allen, herzlich danken für diesen freundlichen Empfang, den ihr mir bereit habt, und für die Verbundenheit, die ihr in jedem Augenblick meines Besuchs in diesem blühenden Land am Mittelmeer.


    Ich vertraue darauf, dass mit Hilfe des Höchsten und des mütterlichen Schutzes der Jungfrau Maria dieses Treffen wie ein fröhliches Liebeslied weiterklingt, ein Lied des Lebens und des Glaubens in allen Familien, das der Welt von heute begreifen hilft, dass der Bund der Ehe, für den Mann und Frau eine dauerhafte Bindung eingehen, ein großes Gut für die ganze Menschheit ist.


Danke für Eure Anwesenheit hier. Ihr seid aus allen Kontinenten der Welt zusammengekommen, habt nicht wenige Opfer auf Euch genommen und sie dem Herrn gebracht. Ich trage Euch in meinem Herzen. Meine Gefühle vereinen sich mit meinem Gebet, damit der Allmächtige Euch heute und immer segnen möge."

 
Papstmesse auf dem Messe-Gelände von Valencia

Auf dem Messegelände von Valencia hat Papst Benedikt XVI. heute Morgen die Messe zum Abschluß des V. Welttreffens der Familien gefeiert. Darüber berichtet unsere Korrespondentin Birgit Pottler:
Eine Million Pilger, das spanische Königspaar, rund 60 Kardinäle, 450 Bischöfe, 3000 Priester und der Papst. Das sind die nüchternen Zahlen vom Sonntag Morgen in Valencia. Aus der Nähe betrachtet, also unter die Flaggen aus allen Teilen dieser Erde und hinter die zehn Quadratmeter großen Bildschirme geblickt, klingt das schon lebendiger.
Der Papst kommt eine halbe Stunde früher als geplant in die Stadt der Künste und Wissenschaften und zieht im Papamobil seine Runden durch das Flussbett der Turia. Manche schlafen noch, andere eilen mit Kindern auf den Schultern zu den Absperrgittern. Kinder, Eltern, Großeltern. Ein Familienfest eben.
Ein farbenfrohes obendrein. Fahnen in gelb und weiß, natürlich auch im spanischen gelb und rot, dazwischen eine portugiesische, eine argentinische, eine brasilianische, der Papst im grünen Messgewand. Viele Valencianer sind in traditioneller Tracht gekommen. Es ist ein Fest für Valencia und seine Gäste. Auch für den Ehrengast. Der wirkt inzwischen zwar etwas müde, beim Anblick so vieler lachender und betender Menschen kann er aber einfach nur zufrieden sein. Seine Predigt ist Ermutigung an die Familien, die ihn im Umkreis von fünf Kilometern auf Leinwänden und über Lautsprecher verfolgen. Erst ein Verweis auf die Bibel:
„Die Familie zeigt sich so als Gemeinschaft von Generationen und als Garant eines Erbes von Traditionen.“
Dann die Grundsätze. Der Papst spricht sie nicht aus, die Probleme der Biomedizin dieser Tage, aber er stellt Fragen dazu und gibt Antworten darauf:
„Kein Mensch hat sich das Leben selbst gegeben, noch hat er das grundlegende Wissen um das Leben selbst erworben. Wir alle haben von anderen das Leben empfangen und die grundlegenden Wahrheiten des Lebens. … Sicherlich kommen wir von unseren Eltern und sind ihre Kinder. Wir kommen aber auch von Gott, der uns nach seinem Bilde geschaffen und zu seinen Kindern berufen hat. Daher gibt es am Anfang jedes Menschenwesens keine Zufall oder eine Fatalität, sondern ein Projekt der göttlichen Liebe.“
Benedikt spricht von der Verantwortung der Eltern gegenüber den Kindern:
„In Beziehung zu diesem haben die Eltern ein Recht und eine unveräußerliche Pflicht, dieses Erbe den Kindern weiterzugeben: sie zu erziehen in der Entdeckung ihrer Identität, sie einzuführen in das soziale Leben, in die verantwortliche Wahrnehmung ihrer moralischen Freiheit und ihrer Fähigkeit zu lieben.“
Und der Papst betont die Rolle der Familie, der christlichen Familie, der Kirche in der Gesellschaft:
„In der heutigen Kultur wird sehr häufig die Freiheit des Einzelnen als autonomes Wesen hervorgehoben, wie wenn er sich selbst machen würde und sich selbst genügte – ohne jede Beziehung zu den anderen und ohne jede Verantwortung für die anderen. Man sucht das soziale Leben nur von den subjektiven und veränderlichen Bedürfnissen her zu organisieren – ohne Beziehung zu einer vorhergehenden und objektiven Wahrheit wie z.B. der Würde jedes menschlichen Wesens oder seine unveräußerlichen Pflichten, denen jede soziale Gruppe dienen muss. … Die Kirche hört nicht auf, daran zu erinnern, dass jede Freiheit des menschlichen Wesens daher kommt, dass er nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist. … Um auf diesem Weg menschlicher Reife voranzuschreiten, lehrt uns die Kirche, die wunderbare Wirklichkeit der unauflöslichen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau zu respektieren und zu fördern – eine Ehe, die darüber hinaus auch der Anfang der Familie ist. Daher ist es einer der größten und besten Dienste für das Gemeinwohl und die echte Entwicklung der Menschen und der Gesellschaft, wenn wir Ehe und Familie anerkennen und ihr helfen. Ehe und Familie sind die beste Garantie, um die Würde, Gleichheit und wahre Freiheit der menschlichen Person zu garantieren.“
Es gab Applaus für diese Predigt, aber nicht den Jubel, den Benedikt noch Samstag Nachmittag am Dom oder auch vor der Messe geerntet hatte. Das Weltjugendtagscamp der Nacht ist einem feierlichen Festgottesdienst gewichen. Klassische Liturgie, musikalische Gestaltung, die junge Generation rund um den Papstaltar nicht zum Tanzen einlädt.
Der Papst spricht spanisch, die Fürbitten sprechen Erwachsene in sieben verschiedenen Sprachen. Das internationale Familientreffen und eine Pastoralreise nach Spanien vermischen sich eben. Benedikt XVI. benutzt zur Messfeier den Abendmahlskelch, so wie vor 24 Jahren Johannes Paul II. Voll Andacht hebt er ihn nach oben. Für die Katholiken Valencias sicherlich der Höhepunkt des Tages. Zum Ende dann die Ankündigung, auf die alle gewartet haben: Das nächste Welttreffen der Familien, das sechste, findet 2009 in Mexiko-City statt.
Mit dieser Botschaft verlässt Benedikt XVI. die Stadt der Künste und Wissenschaften. Und hinter dem Papamobil strömt die Million nach Hause.

Und hier die Predigt des Papstes in unserer eigenen Übersetzung:

"In dieser Heiligen Messe, der ich mit großer Freude zusammen mit vielen Bischöfen und Priestern vorstehe, danke ich dem Herrn für die unzähligen geliebten Familien, die sich hier versammelt haben und eine jubelnde Menge geworden sind. Ich danke auch für unzählige Andere, die selbst in fernen Ländern diese Feier über Radio und Fernsehen verfolgen. Ich grüße euch alle und spreche euch meine Zuneigung mit einem Friedensgruß aus.

Die Zeugnisse von Esther und Paulus, die wir vorher in den Lesungen gehört haben, zeigen, wie die Familie berufen ist, an der Weitergabe des Glaubens zu mitzuwirken. Esther bekennt: „Mein Vater hat mir erzählt, dass Du, o Herr, Israel unter den Nationen erwählt hast.“ Paulus folgt den Traditionen seiner jüdischen Vorfahren, indem er mit reinem Gewissen auf Gott hört. Er lobt den aufrichtigen Glauben des Timoteus und erinnert ihn an den „Glauben, der zuerst in deiner Großmutter Loide war, dann in deiner Mutter Eunice und jetzt – dessen bin ich sicher – in Dir ist. In diesem biblischen Zeugnis umfasst die Familie nicht nur Eltern und Kinder, sondern auch Großeltern und Vorfahren. Die Familie zeigt sich so als Gemeinschaft von Generationen und als Garant eines Erbes von Traditionen.

Kein Mensch hat sich das Leben selbst gegeben noch hat er das grundlegende Wissen um das Leben selbst erworben. Wir alle haben von anderen das Leben empfangen und die grundlegenden Wahrheiten des Lebens. Wir sind gerufen, die Vollkommenheit in Beziehung und liebender Gemeinschaft mit anderen zu erreichen. Die Familie ist gegründet auf der unauflöslichen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau und drückt diese Dimension der Beziehung, der Kindschaft und der Gemeinschaft aus. Sie ist der Rahmen, in dem der Mensch mit Würde geboren, wachsen und sich in umfassender Weise entwickeln kann.

Wenn ein Kind geboren wird, beginnt es durch die Beziehung zu seinen Eltern Teil einer Familientradition zu werden, die noch tiefere Wurzeln hat. Mit dem Geschenk des Lebens empfängt es auch ein ganzes Erbe an Erfahrungen. In Beziehung zu diesem haben die Eltern ein Recht und eine unveräußerliche Pflicht, dieses Erbe den Kindern weiterzugeben: sie zu erziehen in der Entdeckung ihrer Identität, sie einzuführen in das soziale Leben, in die verantwortliche Wahrnehmung ihrer moralischen Freiheit und ihrer Fähigkeit zu lieben aufgrund der Erfahrung, geliebt zu sein und vor allem in der Begegnung mit Gott. Die Kinder wachsen und reifen in dem Maß in dem sie vertrauensvoll das Erbe und diese Erziehung aufnehmen, die Erziehung, die sie Schritt für Schritt annehmen. So können sie eine persönliche Synthese entwickeln zwischen dem, was sie empfangen und dem, was sie gelernt haben. Diese Synthese muss jeder und jede Generation verwirklichen.

Am Ursprung jedes Menschen und in jeder menschlichen Vater- und Mutterschaft ist Gott der Schöpfer gegenwärtig. Deshalb müssen die Eltern das Kind, das geboren wird, nicht nur als ihr Kind, sondern auch als Kind Gottes annehmen, als Kind Gottes, der es als solches liebt und zur Gotteskindschaft beruft. Noch mehr: Jeder Zeugungsakt, jede Vater- und Mutterschaft, jede Familie hat ihren Anfang in Gott, der Vater, Sohn und Heiliger Geist ist.

Der Vater der Ester hat – im Gedächtnis an seine Vorfahren und an sein Volk – hat ihr die Erinnerung an einen Gott weitergegeben, von dem alle herkommen und dem alle antworten müssen. Es handelt sich um die Erinnerung an den Gott und Vater, der sein Volk erwählt hat und der in der Geschichte für unser Heil wirkt. Das Gedächtnis dieses Vaters erleuchtet die tiefere Identität der Menschen: von wo wir kommen, wer wir sind und wie groß unsere Würde ist. Sicherlich kommen wir von unseren Eltern und sind ihre Kinder. Wir kommen aber auch von Gott, der uns nach seinem Bilde geschaffen und zu seinen Kindern berufen hat. Daher gibt es am Anfang jedes Menschenwesens keine Zufall oder eine Fatalität, sondern ein Projekt der göttlichen Liebe. Das hat uns Jesus Christus geoffenbart, der der wahre Sohn Gotte und der vollkommene Mensch ist. Er wusste, woher er kam und woher wir alle kommen: aus der Liebe seines Vater und unseres Vaters.

 Der Glaube ist also nicht ein rein kulturelles Erbe, sondern eine fortwährende Tat göttlicher Liebe, der ruft, sowie auch der menschlichen Freiheit, die diesem Ruf entsprechen oder auch nicht entsprechen kann. Auch wenn niemand für einen anderen antworten kann, so sind doch die christlichen Eltern gerufen, ein glaubwürdiges Zeugnis ihres Glaubens und ihrer christlichen Hoffnung zu geben. Sie müssen so handeln, dass der Ruf Gottes und die Frohe Botschaft Christi bei ihren Kindern in völliger Klarheit und Echtheit ankommt.

Im Lauf der Jahre muss dieses Geschenk Gottes, das die Eltern beigesteuert haben, mit Weisheit und Liebe gepflegt werden und so die Fähigkeit der Unterscheidung wachsen. Auf diese Weise und durch das fortwährende Zeugnis elterlicher Liebe, die im Glauben gelebt und von ihm durchdrungen ist und mit der liebevollen Hilfe der christlichen Gemeinschaft wird in den Kindern ein persönlicher Zugang zum Geschenk des Glaubens selbst wachsen. So entdecken sie durch den Glauben den tiefen Sinn der eigenen Existenz und fühlen sich so dankbar.

Die christliche Familie gibt den Glauben weiter, wenn die Eltern den Kindern lehren zu beten und mit ihnen beten, wenn sie sie auf die Sakramente vorbereiten und sie einführen in das Leben der Kirche, wenn alle sich zusammensetzen um die Bibel zu lesen und so das Familienleben mit dem Licht des Glaubens erleuchten und Gott den Vater preisen.

In der heutigen Kultur wird sehr häufig die Freiheit des Einzelnen als autonomes Wesen hervorgehoben, wie wenn er sich selbst machen würde und sich selbst genügte – ohne jede Beziehung zu den anderen und ohne jede Verantwortung für die anderen. Man sucht das soziale Leben nur von den subjektiven und veränderlichen Bedürfnissen her zu organisieren – ohne Beziehung zu einer vorhergehenden und objektiven Wahrheit wie z.B. der Würde jedes menschlichen Wesens oder seine unveräußerlichen Pflichten, denen jede soziale Gruppe dienen muss.

Die Kirche hört nicht auf, daran zu erinnern, dass jede Freiheit des menschlichen Wesens daher kommt, dass er nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist. Daher ist christliche Erziehung Erziehung zur Freiheit und für die Freiheit. „Wir tun das Gute nicht als Sklaven, die gar nicht frei sind, etwas anderes zu tun. Sondern wir tun das Gute, weil wir die Verantwortung für die Welt tragen, weil wir die Wahrheit lieben und das Gute, weil wir Gott lieben und auch seine Kreaturen. Das ist die wahre Freiheit, zu der der heilige Geist uns führen will.“

Jesus Christus ist der vollkommene Mensch, Beispiel endgültiger Freiheit. Er lehrt uns, den Anderen seine Liebe zu weiterzugeben. „Wie der Vater mich geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe.“ Dazu lehrt das 2. Vatikanum:, dass christliche Eheleute und Eltern müssen sich – auf ihrem Weg gegenseitig stützen mit der Gnade der treuen Liebe und ihre Kinder in der christlichen Lehre und den evnagelischen Tugenden unterrichten, die Kinder, die sie von der Liebe Gottes empfangen haben. So bieten sie allen ein Beispiel einer unermüdlichen und großmütigen Liebe, bauen eine Gemeinschaft der Liebe, sind Zeugen und Mitarbeiter der Fruchtbarkeit der Mutter, der Kirche – als Zeichen und Teilhabe der Liebe, mit der Christus seine Braut geliebt und sich für sie hingegeben hat.“

Die Liebe, mit der uns die Eltern angenommen und unsere ersten Schritte in dieser Welt begleitet haben ist ein Zeichen und eine sakramentale Verlängerung der gütigen Liebe Gottes, von dem wir herkommen. Die Erfahrung aufgenommen und geliebt zu sein von Gott und unseren Eltern, ist das solide Fundament, das das Wachstum und die echte Entwicklung des Menschen begünstigt und das uns so hilft, zu reifen auf dem Weg zu Wahrheit und Liebe, wie auch um aus uns herauszukommen, um in Gemeinschaft mit den anderen und Gott einzutreten.

Um auf diesem Weg menschlicher Reife voranzuschreiten, lehrt uns die Kirche, die wunderbare Wirklichkeit der unauflöslichen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau zu respektieren und zu fördern – die darüber hinaus auch der Anfang der Familie ist. Daher ist es einer der größten und besten Dienste für das Gemeinwohl und die echte Entwicklung der Menschen und der Gesellschaft, wenn wir Ehe und Familie anerkennen und ihr helfen. Ehe und Familie sind die beste Garantie, um die Würde, Gleichheit und wahre Freiheit der menschlichen Person zu garantieren.

In diesem Zusammenhang möchte ich die Wichtigkeit und die positive Rolle unterstreichen, die die verschiedenen kirchlichen Familienvereingungen zugunsten von Ehe und Familie leisten. Ich lade alle Christen ein, mit allen Menschen guten Willens, die ihre Verantwortung im Dienst der Familie wahrnehmen, freudig und mutig zusammen zu arbeiten. Wenn wir die Kräfte mit einer legitimen Pluralität von Initiativen bündeln, dann fördern wir das wahre Wohl der Familien in der heutigen Gesellschaft.
Kehren wir für einen Augenblick zur ersten Lesung der heutigen Messe zurück. Sie ist aus dem Buch Esther genommen. Die betende Kirche hat in dieser demütigen Königin, die mit ihrem ganzen Sein für ihr leidendes Volk eintritt, eine Vorausbildung Mariens gesehen, die als Mutter ihren Sohn uns allen geschenkt hat. Eine Vorausbildung der Mutter, die mit ihrer Liebe die pilgernde Familie Gottes in dieser Welt schützt. Maria ist das exemplarische Bild aller Mütter, ihrer großen Mission als Hüterinnen des Lebens, ihrer Sendung, die Kunst des Lebens und der Liebe zu lehren.

Die christliche Familie – Vater, Mutter und Kinder – ist also gerufen, die oben angegebenen Ziele nicht als etwas von außen auferlegtes zu verfolgen, sondern als Geschenk der sakramentalen Ehe-Gnade, die in die Eheleute eingegossen ist. Wenn sie offen bleiben für den Geist und seine Hilfe erbitten, dann wird er ihnen ununterbrochen die Liebe Gottes, des Vaters mitteilen, die sich in Christus gezeigt hat und Fleisch wurde. Die Anwesenheit des Geistes wird den Eheleuten helfen, die Quelle und Dimension ihrer Liebe und ihrer wechselseitigen Hingabe aus den Augen zu verlieren. Er wird ihnen auch helfen, ihn in allen Dimensionen ihres Lebens Fleisch werden zu lassen. Der Heilige Geist wird gleichzeitig in ihnen die Sehnsucht nach der endgültigen Begegnung mit Christus im Haus seines und unseres Vaters wecken. Das ist die Botschaft der Hoffnung, die ich von Valencia aus an alle Familien in der Welt schicken möchte. Amen."
(Übersetzung: Pater Eberhard. v. Gemmingen SJ)


"Nächstes Familientreffen in Mexiko"

Das nächste Welttreffen der Familien soll 2009 in Mexiko-Stadt stattfinden. Das kündigte Benedikt XVI. heute Mittag beim Angelusgebet in Valencia an. Hier ist seine Ansprache in unserer eigenen deutschen Übersetzung:
"Bevor wir diese schöne Feier beschließen, richten wir uns an die Jungfrau Maria wie so viele Familien, die sie im Herzen ihres Hauses anrufen,damit sie ihnen mit ihrer mütterlichen Sorge beistehe. Durch die Fürsprache Marien öffnet eure Häuser und Herzen Christus, damit er eure Stärke sei und eure Freude, und damit er euch hilft, der Welt die unbesiegbare Kraft der wahren Liebe zu verkünden.
In diesem Augenblick möchte ich allen danken, die den guten Ablauf dieses Treffens möglich gemacht haben. Besonders spreche ich meine Hochschätzung für die Arbeit, die die unzähligen Freiwilligen aus vielen Nationen mit Selbstverleugnung und Effizienz während des ganzen Ablaufs des Treffens geleistet haben, aussprechen. Einen Spezialdank spreche ich den Ordensleuten und Ordensgemeinschaften – gerade auch denen in Klausur – aus, die alle Feiern mit ihrem inständigen Gebet begleitet haben.
Jetzt habe ich die Freude, anzukündigen, dass das nächste Weltfamilientreffen im Jahr 2009 in der Hauptstadt von Mexiko stattfindet. Der geliebten Kirche in der edlen mexikanischen Nation und dem Herrn Kardinal Norberto Rivera Carrera, dem Erzbischof der Stadt, danke ich schon jetzt für ihre Verfügbarkeit.
Nun umarme ich von Herzen alle Familien, die hier anwesend sind und auch diejenigen, die an dieser Feier über Radio, Fernsehen oder andere Kommunikationsmittel verbunden waren. Ich empfehle alle der Heiligen Familie von Nazareth, damit sie sie beschütze und damit sie nach ihrem stillen Beispiel ihren Kindern helfen können, an Weisheit, Alter und Gnade vor Gott und den Menschen zu wachsen."

Gestern Nacht: Vigilfeier mit dem Papst

Hunderttausende von Menschen haben gestern Nacht auf dem Messegelände von Valencia eine Vigil mit dem Papst gefeiert. Sie war ein Höhepunkt des V. Welttreffens der Familien. Hier ein Bericht unserer Redakteurin Birgit Pottler und eine Übersetzung der Ansprache des Papstes.

"Als die Sonne langsam hinter dem Kunstpalast versank, fuhr der Papst in der Stadt der Künste und Wissenschaften ein. Seit den Mittagsstunden hatten ihn hier die Familien erwartet, mit Schlafsack, mit Fahnen, mit Proviant für zwei Tage waren sie angereist und bevölkerten das Gelände rund um die futuristischen Museenbauten, die Grünflächen im einstigen Flussbett der Turia. In der Mitte der Papst-Altar. Weiß wie die Museen, auf einer Fläche von 2.500 Quadratmetern. 35 Meter hoch ragt ein weißer Kubus in den Nachthimmel Valencias, am oberen Ende leuchtet ein Kreuz.

Familien aus verschiedenen Ländern begrüßen den Papst in ihrer jeweiligen Landessprache. Münchner sind auch dabei. Dann das Grußwort von Kardinal Lopez Trujillo, Grüße aus Orthodoxie und evangelischer Kirche, die Bibellesungen und Glaubenszeugnisse verschiedener Familien. Das Programm ist wenig familienfreundlich. Viel Wort und viel klassische Musik. Höhepunkt: der Auftritt der Opernsängerin Montserrat Caballé.

Das begeisterte lokale Fernsehen spricht gegen 22 Uhr von mehr als einer Million Menschen, die offiziellen Zahlen liegen bei rund 500.000. Doch rund zwei Drittel von ihnen sehen gerade einmal das Leuchtkreuz auf der Altarinsel. In der ersten Reihe sitzen nur das spanische Kronprinzenpaar und die Kardinäle.

Dann die Ansprache des Papstes. Ein Schlussdokument des Familientreffens war zwar erwartet worden, blieb aber aus. Es wird nicht fehlen, denn die Worte Benedikt ersetzen es:

„Die Familie ist der bevorzugte Ort, an dem jede Person lernt, Liebe zu geben und zu empfangen. … Die Familie ist eine Institution, die den Einzelnen mit der Gesellschaft verbindet, nichts kann sie voll und ganz ersetzen. Sie gründet sich auf einer tiefen persönlichen Beziehung zwischen Mann und Frau…Die Familie ist ein notwendiges Gut für die Völker, ein unverzichtbares Fundament für die Gesellschaft und für die Brautleute ein Schatz, ihr ganzes Leben lang. Sie ist ein unverzichtbares Gut für die Kinder, die Frucht der Liebe, der vollkommenen und freien Hingabe der Eltern sein müssen. Es ist die große Verantwortung aller, die ganze Wahrheit über die Familie zu verkünden, die auf der Ehe gründet: die Familie als Hauskirche und Heiligtum des Lebens. … Neben der Weitergabe des Glaubens ist eine der Hauptaufgaben der Familien, freie und verantwortungsvolle Menschen heranzubilden. … Wenn die Familie sich nicht in sich selbst verschließt, lernen die Kinder, dass jede Person die Würde besitzt, Mensch zu sein, und dass es eine universale Gemeinschaft zwischen allen Menschen gibt. … Die Herausforderungen der zeitgenössischen Gesellschaft, vor allem in den Städten von Vereinzelung gekennzeichnet, brauchen die Garantie, dass die Familien nicht allein sind. … Die kirchliche Gemeinschaft muss Unterstützung bieten, Ansporn und geistliche Nahrung, um den familiären Zusammenhalt zu stärken, vor allem in Prüfungen oder kritischen Momenten. … Der Glaube und die christliche Ethik, wollen die Liebe nicht ersticken, sondern sie reinigen, stark und wirklich frei machen.

Feuerwerk und bengalische Lichter besiegeln die Worte Benedikts. Valencia ist berühmt für seine zündenden Lichtspiele, doch nur die Hälfte der Pilger konnte sie sehen. Gegen Mitternacht verlässt der Papst die Stadt der Künste und Wissenschaften. Viele Familien verbringen die Nacht im begrünten Flussbett. Schließlich kommt ihr Heiliger Vater am Morgen wieder."
(Birgit Pottler aus Valencia)

Ansprache des Papstes bei der Vigilfeier in Valencia

Hier ist die Ansprache des Papstes in unserer eigenen Übersetzung:

"Liebe Brüder & Schwestern,

 ich freue mich sehr, an diesem Gebetstreffen teilzunehmen, in dem wir das göttliche Geschenk der Familie feiern wollen. Ich bin im Gebet allen nahe, die kürzlich von den traurigen Ereignissen in dieser Stadt eingeholt wurden, und ich bin ihnen in der Hoffnung auf den auferstandenen Christus nahe, Eine Hoffnung, die auch in Augenblicken größten menschlichen Leides Mut und Licht spendet.

Vereint im Glauben an Christus, haben wir uns hier aus vielen Teilen der Welt versammelt. Wir sind eine Gemeinde, die freudvolles Zeugnis davon ablegt, dass der Mensch im Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde um zu lieben, und dass er sich nur dann voll realisiert, wenn er sich selbst aufrichtig den anderen schenkt. Die Familie ist der privilegierte Ort, an dem jeder Mensch lernt, Liebe zu schenken und zu empfangen. Deshalb drückt die Kirche beständig ihre pastorale Sorge in diesem grundlegenden Bereich des Menschen aus. Und deshalb lehrt die Kirche: „Gott ist Liebe und hat den Menschen aus Liebe geschaffen, er hat ihn zur Liebe berufen. Indem er Mann und Frau schuf, berief er sie in der Ehe zu einer intimen Einheit des Lebens und der Liebe, sodass sie nicht mehr zwei, sondern nur noch ein Fleisch sind.

Dies ist eine Wahrheit, die die Kirche unermüdlich in die Welt trägt. Mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. Sagte, dass der Mensch nicht nur durch die eigene Menschlichkeit im Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde, sondern auch durch die Einheit der Personen, die der Mann und die Frau von Anfang an bilden. Der Mensch wird zum Abbild Gottes nicht so sehr im Augenblicken der Einsamkeit, als im Augenblick der Gemeinschaft. Und so habe ich die Einladung zum 5. Weltfamilientreffen bestätigt, in Spanien, in Valencia, das reich an Traditionen und stolz auf ihren Glauben ist, der in so vielen Familien gepflegt wird.

Die Familie ist eine vermittelnde Institution zwischen dem Individuum und der Gesellschaft, und nichts kann sie gänzlich ersetzen. Sie gründet sich vor allem auf eine tiefe zwischenmenschlichen Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau, die von der Zuneigung und gegenseitigem Verständnis getragen wird. Daher erhält sie die starke Hilfe Gottes im Sakrament der Ehe, das eine wahre Berufung zur Heiligkeit darstellt. Es ist wünschenswert, dass die Kinder mehr die Momente der Harmonie und der Zuneigung der Eltern erfahren als jene der Zwietracht und Gleichgültigkeit: so kann die Liebe zwischen Vater und Mutter den Kindern große Sicherheit schenken und sie die Schönheit der treuen und dauerhaften Liebe lehren.

Die Familie ist ein notwendiges Gut für die Völker, ein unerlässliches Fundament für die Gesellschaft und ein großer schatz für die Eheleute in ihrem ganzen Leben. Sie ist ein unersetzliches Gut für die Kinder, die Frucht der Liebe und der großzügigen Hingabe der Eltern sind. Die ganze Wahrheit der Familie zu verkünden, die sich auf der Ehe als Hauskirche und Heiligtum des Lebens gründet, ist eine große Verantwortung für alle.
Der Vater und die Mutter haben einander vor Gott ein totales „Ja“ versprochen, das die Basis des Sakraments darstellt, das sie vereint; damit die innere Beziehung der Familie vollständig ist, müssen sie auch ein „Ja“ der Akzeptanz zu ihren eigenen oder adoptierten Kindern sagen, die ihre eigene Persönlichkeit und ihren eigenen Charakter haben. So werden diese Kinder in einem Klima der Akzeptanz und der Liebe aufwachsen, und es ist wünschenswert, dass sie, wenn sie die nötige Reife dazu haben, ihrerseits ein „ja“ zu denen sagen, die ihnen das Leben geschenkt haben.

Die Herausforderungen der momentanen Gesellschaft, die von der Zerstreuung vor allem in den Städten geprägt ist, erfordern die Garantie dass die Familien nicht allein gelassen werden. Eine kleine Familie kann schwierige Hindernisse vorfinden, wenn sie sich isoliert vom Rest der Verwandten und Freunde fühlt. Deshalb steht die kirchliche Gemeinschaft in der Verantwortung, Unterstützung, Stimulierung und spirituelle Nahrung anzubieten, die den Familienzusammenhalt stärkt, besonders in den Prüfungen und in kritischen Momenten. In diesem Sinn ist die Rolle der Pfarrgemeinden sehr wichtig, so wie jene der verschiedenen kirchlichen Einrichtungen, die als hilfreiche Stützen dienen sollen, um die Familie im Glauben zu bestärken.

Christus hat den stetigen Quell des Lebens für alle gezeigt, und deshalb auch für die Familie: „Dies ist mein Gebot: liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Die Liebe Gottes hat sich in der Taufe über uns ergossen. Deshalb sind die Familien dazu berufen, diese Güte der Liebe zu leben, denn der Herr ermöglicht uns das durch die menschliche, gefühlvolle, barmherzige Liebe, so wie jene Jesu Christi.

Gleichzeitig mit der Weitergabe des Glaubens und der Liebe des Herrn ist eine der größten Aufgaben für die Familie DIE, freie und verantwortungsvolle Menschen heranzubilden. Deshalb sollen die Eltern ihren Kindern die Freiheit zurückgeben, deren Garant sie einige Zeit lang sind. Wenn die Kinder sehe, dass die Eltern, und überhaupt die erwachsenen, die sie umgeben – ihr Leben in Freude und Begeisterung leben, auch in Zeiten von Schwierigkeiten, wird auch ihn ihnen die tiefe Lebensfreude wachsen, die ihnen helfen wird, mögliche Hindernisse und Widrigkeiten zu überwinden, die das Leben mit sich bringt. Wenn die Familie sich nicht in sich selbst verschließt, begreifen die Kinder, dass jede Person es wert ist, geliebt zu werden, und dass es eine grundlegende universelle Geschwisterlichkeit zwischen allen Menschen gibt.

Dieses 5. Weltfamilientreffen lädt uns dazu ein, über ein besonders wichtiges Thema nachzudenken, das uns große Verantwortung abverlangt. Die Weitergabe des Glaubens in der Familie. Der Katechismus der katholischen Kirche bringt das schön zum Ausdruck. So wie eine Mutter ihre Kinder sprechen lehrt, sie lehrt die Mutter Kirche uns die Sprache des Glaubens, um uns in die Intelligenz des Glaubens und ins Glaubensleben einzuführen.“
Wie es die Taufliturgie mit der Aushändigung der brennenden Kerze ausdrückt, sind die Eltern Gefährten des Geheimnisses des neuen Lebens als Kinder Gottes, das man durch das Taufwasser wird.

Den Kindern den Glauben weiterzugeben, mit der Hilfe anderer Menschen und Institutionen wie die Pfarrgemeinde, die Schule oder katholische Vereinigungen, ist eine Verantwortung, die die Eltern weder vergessen, noch vernachlässigen oder völlig delegieren dürfen. „Die christliche Familie wird Hauskirche genannt, weil sie die gemeinschaftliche Natur der Kirche als Familie Gottes zum Ausdruck bringt. Jedes Mitglied übt, je nach seiner Rolle, das Taufpriestertum aus und trägt zu dazu bei, aus der Familie eine Gemeinschaft der Gnade und des Gebets zu machen, eine Schule menschlicher und christlicher Tugenden, der Ort der Erstverkündigung des Glaubens an die Kinder. Und weiter: die Eltern, Teilhaber an der göttlichen Vaterschaft, sind für die Kinder die ersten Verantwortlichen für die Erziehung und die ersten Verkünder des Glaubens. Sie haben die Pflicht, die Kinder als Menschen und als Kinder Gottes zu lieben und zu respektieren. Besonders haben sie die Sendung, sie zum christlichen Glauben zu erziehen.

Die Sprache des Glaubens erlernt man zu Hause, wo der glaube wächst und sich durch Gebet und christliche Praxis stärkt. In der Lesung aus dem Buch Deuteronomium haben wir das wiederholte Gebet für das auserwählte Volk gehört, das auch Jesus in seinem haus in Nazaret hörte und wiederholte. Er selbst hat sich in seinem öffentlichen Leben daran erinnert, wie uns das Evangelium nach Markus sagte. Dies ist der Glaube der Kirche, der von der Liebe Gottes herrührt, und der durch eure Familien geht. Die Fülle dieses Glaubens in seiner wunderbaren Neuheit zu leben, ist ein großes Geschenk. Doch in Momenten, in denen sich das Antlitz Gottes scheinbar versteckt, ist es schwer zu glauben, und es kostet Mühe.

Dieses Treffen gibt neue Kraft, um in der Verkündigung des Evangeliums in der Familie voranzuschreiten, deren Gültigkeit zu bestätigen, die auf der Ehe gründet – und diese ist wiederum offen für das großzügige Geschenk des Lebens, ein Ort, an dem Söhne und Töchter in ihrem körperlichen und seelischen Wachsen gestärkt werden. Auf diese Art wird ein weit verbreiteter Hedonismus abgelehnt, der die menschlichen Beziehungen banalisiert und sie ihres Wertes und ihrer Schönheit entleert. Die Werte der Ehe zu fördern, hindert keineswegs die volle Freude, die Mann und Frau in ihrer gegenseitigen Liebe finden. Glaube und christliche Ethik wollen also nicht die Liebe ersticken, sondern sie gesünder, stärker und wahrhaft frei machen. Deshalb muss die menschliche Liebe gereinigt werden, sie muss reifen, um wahrhaft menschlich und zum Prinzip einer echten und dauerhaften Freude zu werden.

Ich lade also die Erzieher und die Gesetzgeber dazu ein, über das augenfällige Gut nachzudenken, das der häusliche Herd in Frieden und Harmonie dem Menschen und der Familie sichert. Die Familie ist das Nervenzentrum der Gesellschaft. Der Gegenstand von Gesetzen ist das umfassende Wohl des Menschen, die antwort auf seine Bedürfnisse und Wünsche. Dieses Wohl ist eine bemerkenswerte Hilfe der Gesellschaft, von der sie sich nicht trennen kann, und für die Völker ist es Rettung und Reinigung. Überdies ist die Familie eine Schule der Menschlichkeit, damit sie wächst, um wahrhaft Mensch zu werden. In diesem Sinn, bringt die Erfahrung, von den Eltern geliebt zu sein, die Söhne und Töchter dazu, ein Bewusstsein über ihre Würde als Kinder zu entwickeln.

Die empfangene Kreatur muss im Glauben erzogen weden, sie muss geliebt und beschützt werden. Die Kinder haben – neben dem Recht, geboren und im Glauben erzogen zu werden, auch das Recht auf eine Heimstatt, die das Haus von Nazareth zum Vorbild hat, und sie haben das Recht darauf, vor Bedriohungen beschätzt zu werden.

 Ich möchte mich jetzt gerne den Großeltern zuwenden, die so wichtig für die Familie sind. Sie können – und oft sind sie es tatsächlich – Garanten der Zuneigung und der Zärtlichkeit sein, das jeder Mensch braucht. Sie bieten den Enkeln die Perspektive der Zeit, sind Gedächtnis und Reichtum der Familie. Aus keinem Grund heraus dürfen sie von der Familie ausgeschlossen werden. Die Großeltern sind ein Schatz, den wir den heranwachsenden Generationen nicht vorenthalten dürfen, besonders wenn sie im Nahen des Todes ihr Zeugnis des Glaubens ablegen.

Ich möchte nun einen Teil des eben gehörten Gebets wiederholen, und dem Weltfamilientreffen viel Erfolg wünschen.

Oh Herr, der du uns in der Heiligen Familie
Ein perfektes Modell des Familienlebens vorgestellt hast,
das im Glauben und im Gehorsam deinem Willen gegenüber gelebt wurde.
Hilf uns, Beispiele des Glaubens und der Liebe zu deinen Geboten zu sein.
Hilf uns in unserem Auftrag, unseren Söhnen und Töchtern den Glauben weiterzugeben.
Öffne ihre Herzen, damit ihn ihnen der Samen des Glaubens wachse, den sie in der Taufe empfangen haben.
Stärke den Glaubens unserer Jugendlichen,
damit sie, Jesus kennend, aufwachsen.
Bestärke die Liebe und die Treue in allen Ehen,
besonders jenen, die Momente des Leidens und der Schwierigkeiten durchleben.
Vereint mit Josef und Maria,
bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen."

(rv 08.07.06 gs)

 
Samstag, 8. Juli 2006

Papst Benedikt XVI. ist zu seiner dritten Auslandsreise in Spanien eingetroffen. Schon am Flughafen erinnerte er an die "zentrale Rolle, die die auf der Ehe aufbauende Familie für die Kirche und die Gesellschaft hat. Sie ist eine nach dem Plan Gottes unersetzliche Institution." In der Innenstadt von Valencia betete der Papst am Ort des Metro-Unglücks vom Wochenbeginn; bei einer Begegnung mit Seminaristen sprach er von seiner Hoffnung auf reiche Priester-Berufungen. In einem Brief, den er den spanischen Bischöfen übergab, drängt der Papst die Katholiken in Spanien, sich "nicht ins Private abdrängen" zu lassen.

Ankunft am Flughafen von Valencia

Gegen 11.30 Uhr setzte die Maschine mit dem vatikanischen Gast an Bord auf dem Rollfeld des Flughafens von Valencia auf. Benedikt wurde vom spanischen Königspaar und Tausenden von Menschen begrüßt. In der spanischen Mittelmeerstadt will der Papst am V. Welttreffen der Familien teilnehmen.

In seiner Ansprache auf dem Flughafen von Valencia erinnerte König Juan Carlos I. zunächst an das Metro-Unglück, das zu Wochenbeginn in Valencia über 40 Todesopfer forderte. "Ihre Anwesenheit wird ein Trost für die Angehörigen sein", so der König. Juan Carlos erinnerte an die früheren Besuche des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger in Spanien und würdigte die Beziehungen zwischen Kirche und Staat im Land. Er erinnerte auch an die "große universelle Statur" des verstorbenen Johannes Paul II., der "ein großer Freund Spaniens" gewesen sei, und an die 500-Jahr-Feiern des aus Spanien kommenden h. Franz Xaver, eines Mitgründers des Jesuitenordens.
Juan Carlos sprach auch von einem "fruchbaren Modernisierungsprozeß", den sein Land in den letzten Jahrzehnten erlebe. Es sei "ein modernes, dynamisches, aber auch solidarisches Land; eine alte und große Nation, plural und diversiviziert, seinen Traditionen treu, unermüdlich im Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit." Er zitierte zustimmend die große Aufmerksamkeit der Kirche für die Familien "als Kern des Lebens, der Weitergabe von Werten und der menschlichen Bildung". Valencia sei in diesen Tagen eine "Welthauptstadt christlicher Familien."
Juan Carlos erwähnte auch, wie wichtig der Beitrag aller "im Kampf gegen Gewalt, Hunger, Armut, Ungerechtigkeit, Menschenrechtsverletzungen und Freiheitsberaubungen" sei. An den Papst gewandt, sagte der König abschließend: "Wir kennen Ihren unermüdlichen Eifer im Hirtendienst, wir kennen Sie als Mann des Gebets und des Intellekts." "Danke, dass Sie hier sind."

In seiner kurzen Ansprache auf spanisch meinte der Papst, er sei in das Land gekommen, um beim V. Welttreffen der Familien daran zu erinnern, wie wichtig die Weitergabe des Glaubens in der Familie sei. "Ich will die zentrale Rolle hervorheben, die die auf der Ehe aufbauende Familie für die Kirche und die Gesellschaft hat. Sie ist eine nach dem Plan Gottes unersetzliche Institution; die Kirche kann nicht anders, als ihren fundamentalen Wert zu verkünden und zu fördern, damit er immer mit Verantwortung und Freude gelebt wird."
Es sei "mit großer Emotion", dass er heute das "edle Spanien" besuche, an das er viele "schöne Erinnerungen von früheren Reisen her" habe. Er sei aber auch dem "Schmerz der Familien nahe, die ihre Lieben beweinen, und allen Verletzten", sagte der Papst mit Blick auf das kürzliche Metro-Unglück von Valencia.
Wie schon Juan Carlos erinnerte Benedikt ebenfalls an seinen Vorgänger Johannes Paul II., der sich noch vor seinem Tod für Valencia als Schauplatz des kirchlichen Familientreffens entschieden hatte. Er sei, so Benedikt wörtlich, "von der gleichen Hirtensorge bewegt" wie Johannes Paul.

Nach der Ansprache begrüßte Papst Benedikt zahlreiche Persönlichkeiten aus Spaniens Kirche und Gesellschaft; dabei kam es auch zu einem kurzen Handschlag mit Ministerpräsident Joseluis Zapatero.
Im Flughafengebäude von Valencia hat sich der Papst kurz mit dem spanischen König und dessen Frau unterhalten. Einzelheiten der Unterredung wurden nicht bekannt. Dann brach Benedikt im Papamobil in die Innenstadt von Valencia auf. Dabei winkten ihm von beiden Seiten der Autobahn aus unter Valencias sommerlicher Hitze Tausende von Menschen zu, viele mit Fächern in der Hand; an einer Stelle warfen Spanier Papierschnipsel oder Blütenblätter in den vatikanischen Farben Gelb-Weiß von einer Autobahnbrücke auf den Konvoi des Papstes hinunter.

Papst betet für Unglücksopfer

Gegen 12.45 Uhr traf der Papst am Ort des Metro-Unglücks vom Wochenbeginn ein; dort wurde er vom spanischen Kronprinzenpaar Felipe und Letizia begrüßt. Papst Benedikt legte vor dem Eingang der Metrostation "Jesus" einen Kranz nieder, sprach ein kurzes Gebet und erteilte seinen Segen. Außerdem grüßte er kurz Angehörige von Opfern des Metro-Unglücks sowie einige Überlebende.

Papst besucht Kathedrale von Valencia

Anschließend besuchte Benedikt die Kathedrale von Valencia, einen beeindruckenden gotischen Bau, der sich auf den Resten einer romanischen Vorgängerkirche und einer Moschee erhebt. Dort verweilte er einen Moment vor einem Kelch, der nach der Tradition von Christus beim Letzten Abendmahl verwendet wurde und seit dem Spätmittelalter in Valencia aufbewahrt wird. In der Kathedrale traf sich der Papst mit etwa 1.500 Priestern und Ordensleuten sowie mit der spanischen Bischofskonferenz, deren Präsident, ein baskischer Bischof, vom Papst unter dem Beifall der anderen Oberhirten umarmt wurde. Benedikt XVI. schenkte den spanischen Bischöfen einen Kelch, hielt aber keine Rede, sondern verwies kurz darauf, dass er ihnen einen Brief geschrieben habe, den er ihnen übergebe. Darin drängt er die Katholiken Spaniens, sich "nicht ins Private abdrängen zu lassen. Nach der kurzen, aber herzlichen Begegnung mit den Bischöfen ging der Papst in die nahegelegene barocke Basilika, um vor der hölzernen, mittelalterlichen Statue "Unserer Lieben Frau der Verlassenen" zu beten, die die Patronin Valencias ist. In einem kurzen Gebetstext sagte er, er vertraue die Opfer des Metro-Unglücks Maria an.

Auf dem Vorplatz von Kathedrale und Basilika traf sich der Papst mit Priesteramtskandidaten und deren Familien aus ganz Spanien - insgesamt mehr als 3.000 Menschen. "Willkommen bei Ihnen zu Hause, willkommen in Valencia, willkommen in Spanien!" rief ihm der Erzbischof von Valencia, Agustin Garcia-Gasco Vicente, zu. "Wir haben eine sehr intensive Woche hinter uns, auch was das Metro-Unglück betrifft", so der Erzbischof. "Aber wir stehen zusammen als eine Familie. Die Toten und Verletzten - das ist unsere Familie!"
Die Ortskirche von Valencia habe sich sehr intensiv auf den Papstbesuch und das kirchliche Welttreffen der Familien vorbereitet. Garcia-Gasco Vicente erinnerte an die christlichen Wurzeln Valencias; die Gläubigen stünden in Treue zu Gott, von dem Benedikt in seiner ersten Enzyklika betont habe, dass er die Liebe ist.

Papst Benedikt XVI. betete in seiner Ansprache um Berufungen zum Priestertum. Vor Seminaristen sagte er auf dem Vorplatz der Kathedrale beim Angelusgebet, "der Herr der Ernte möge Arbeiter in seinen Weinberg schicken" (Mt 9, 38). Die Ortskirche des Erzbistums Valencia sei "sehr alt und blühend", so der Papst; er bitte "Unsere Liebe Frau der Verlassenen", den Glauben der Bewohner Valencias zu stärken und "alle ihre Kinder mit Hoffnung zu erfüllen". "Die Liebe, die gegenseitige Hingabe und die Treue der Eltern sowie der Zusammenhalt in der Familie" seien ein fruchtbares Umfeld, um den Ruf Gottes zu hören und die Berufung zum Priestertum anzunehmen. Der Papst wörtlich: "Lebt eure Jahre der Vorbereitung im Seminar intensiv, mit Hilfe und Unterscheidungsvermögen eurer Ausbilder und mit dem völligen Vertrauen der Apostel, die Jesus so bereitwillig gefolgt sind."

(rv 08.07.06 sk)

Erster Tag des Papstbesuchs in Spanien: eine Zwischenbilanz von Birgit Pottler.

"Was der Papst sagt und tut, scheint genau das zu sein, was vor allem die Menschen in Valencia sich erwartet haben. Er besucht als erstes die Unglücksstation der städtischen U-Bahn, betet vor dem Abendmahlskelch und vor dem Madonnenbild der Stadt. Er spricht nahezu akzentfrei die Landessprache, erinnert an die christliche Mission des Landes und plädiert vor Hunderttausenden auf den Straßen für einen offen in der Gesellschaft gelebten Glauben. In einer Stadt mit 96 Prozent Katholiken kommt das an. Die Stadt lebt seit einer Woche mit kirchlichen Aussagen über Ehe und Familie. Sie hat nichts anderes erwartet.
Und die Spanier? Benedikt XVI. hat nichts ausdrücklich gesagt zu den Uneinigkeiten in der Spanischen Bischofskonferenz. Nur in einem Halbsatz seines Briefes an die Oberhirten spricht er von „noch mehr Zusammenwachsen“. Aber kann man erwarten, dass der Papst öffentlich seine Bischöfe kritisiert? Benedikt XVI. hat auch nichts gesagt zum spanischen Terrorismus. Zur ETA, zu den von Zapatero angebotenen Verhandlungen. Aber der Papst ist nicht zum Staatsbesuch in Spanien, sondern zum Abschluss des Weltfamilientreffens in Valencia. Noch im Flugzeug hat er einem Journalisten geantwortet: „Fangen wir nicht gleich mit den negativen Dingen an.“

(rv 08.07.06 bp)







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