Was der Papst sagt und tut, scheint genau das zu sein, was vor allem die Menschen
in Valencia sich erwartet haben. Er besucht als erstes die Unglücksstation der städtischen
U-Bahn, betet vor dem Abendmahlskelch und vor dem Madonnenbild der Stadt. Er spricht
nahezu akzentfrei die Landessprache, erinnert an die christliche Mission des Landes
und plädiert vor Hunderttausenden auf den Straßen für einen offen in der Gesellschaft
gelebten Glauben. In einer Stadt mit 96 Prozent Katholiken kommt das an. Die Stadt
lebt seit einer Woche mit kirchlichen Aussagen über Ehe und Familie. Sie hat nichts
anderes erwartet. Und die Spanier? Benedikt XVI. hat nichts ausdrücklich gesagt
zu den Uneinigkeiten in der Spanischen Bischofskonferenz. Nur in einem Halbsatz seines
Briefes an die Oberhirten spricht er von „noch mehr Zusammenwachsen“. Aber kann man
erwarten, dass der Papst öffentlich seine Bischöfe kritisiert? Benedikt XVI. hat auch
nichts gesagt zum spanischen Terrorismus. Zur ETA, zu den von Zapatero angebotenen
Verhandlungen. Aber der Papst ist nicht zum Staatsbesuch in Spanien, sondern zum Abschluss
des Weltfamilientreffens in Valencia. Noch im Flugzeug hat er einem Journalisten geantwortet:
„Fangen wir nicht gleich mit den negativen Dingen an.“