Gestern Abend ist
ein katholischer Geistlicher in der Türkei von einem psychisch-kranken Menschen niedergestochen
worden. Der Priester aus Frankreich, Pierre Brunissen, war als Vertretung für den
italienischen Geistlichen Andrea Santoro eingesetzt worden. Santoro wurde im Februar
in seiner Kirche erschossen. Wir haben mit dem aus Italien stammenden Bischof Luigi
Padovese, der für die Türkei zuständig ist, über die Angriffe gesprochen. Zum Glück
sei es diesmal glimpflich ausgegangen, so Padovese:
„Jetzt ist er wieder
aus dem Krankenhaus entlassen worden, ist wieder nach Hause - zum Glück, ja. Und
wir haben jetzt ein wenig Angst vor der ganzen Situation. Also es sind so verschiedene
Episoden. Ich hoffe, es steckt nicht ein Plan hinter diesen verschiedenen Situationen
– aber ich bin nicht hundert Prozent sicher“
Die Berichterstattung im Land
bestätige jedoch seine Vermutung. Zumindest trage die Presse nicht dazu bei, die Situation
zwischen Christen und Muslimen zu verbessern, klagt der Bischof – im Gegenteil:
„Eine
nationale Zeitung, Hürriet hat schon heute früh geschrieben, der Pater Pierre ist
angegriffen worden weil er versucht hat, diesen Menschen, diesen verrückten Mann zum
Christentum zu bekehren. Also wie sie sehen. Wenn die normalen Leute diese Informationen
lesen, sie meinen, wir sind ständig da und versuchen das türkische Volk zum Christentum
zu bringen und sozusagen zu verderben. Und daher immer wieder diese kleinen Angriffe
uns gegenüber“
Ob der Papst in Gefahr sein könnte,
wenn er im November die Türkei besuchen wird – das möchte Padovese nicht pauschal
beurteilen. Zwar schürten die türkischen Nationalisten durchaus Stimmung gegen den
Gast aus Rom. Aber gerade in dieser Lagekönne der Papst Orientierung bieten und mit
seinem Besuch ein Zeichen setzen: „Was ich mir wünsche, dass er
wirklich den türkischen Leuten mit dem Herzen sprechen kann. Das er das wahre Gesicht
des Christentums zeigt weil viel wird gerade durch Fernsehen und durch Presse falsch
präsentiert. Und ich hoffe, dass dieser Besuch helfen kann und das er sagt, was die
Christen möchten, wie sie sind, wonach sie streben. Und ich glaube, es ist auch eine
einzigartige Angelegenheit wirklich für die Christen und für die Katholiken in der
Türkei, damit wir endlich mehr Ruhe haben“ (3.07.06. sis)