Die Bischöfe des Andenstaates
haben ihre Mitbürger dazu aufgerufen, morgen an der Wahl und am Referendum teilzunehmen.
Wichtig sei dabei, dass in Zukunft Staat und Kirche gut zusammenarbeiten. Der katholische
Charakter der Bevölkerung müsse berücksichtigt und die Religionsfreiheit garantiert
werden. Die Bolivianer sollen morgen die Abgeordneten der Nationalversammlung wählen
und ihre Meinung zu einer Verfassungänderung äußern. Im Interview mit Radio Vatikan
betonte der Erzbischof von La Paz, Edmundo Abastoflor:
„Die Kirche hat sich
positiv dazu geäußert in dem Sinne, dass es eine gute Gelegenheit wäre, noch einmal
über die Grundlagen des Staates in Bolivien nachzudenken. Indem sie auch die Wünsche
und die Gedanken – auch die Anstöße, die aus der Gesellschaft kommen aufnehmen und
vielleicht dadurch zu mehr Gerechtigkeit kommen können. Und auch das die verschiedenen
Schichten der Bevölkerung eine aktivere Partizipation im Land übernehmen können. Gerade
wo nach etlichen Jahren eine neo-iberalistische wirtschaftliche Politik kaum noch
etwas gegen die Armen tun konnte. Sogar die Zahl der Armen ist innerhalb dieser zwanzig
Jahre noch weiter gestiegen und die Kluft zwischen Armen und Reichen ist größer geworden“
Die
Pläne der sozialistischen Partei, Bolivien als „säkularen Staat“ zu definieren, hatten
die Bischöfe heftig kritisiert. Abastaflor erzählt, er sei mit dabei gewesen, als
eine Vertretung der Bischofskonferenz mit dem Präsidenten Evo Morales darüber diskutierte.
Am Ende des Gesprächs sei deutlich geworden, dass in erster Linie definiert werden
müsse, was ein säkularer Staat überhaupt sei:
„Wir sind dazu gekommen,
zu denken, dass man genau unterscheiden muss was wie mit einem säkularen Staat meinen,
im Unterschied zu einer säkularisierten Gesellschaft und Staat. das heißt, wir haben
dem Präsidenten gesagt, es ist gut, dass der Staat keine Konfession übernimmt, für
sich selber als Staat – das ist nicht möglich. Ein Staat muss neutral bleiben zu den
verschiedenen Religionen, aber andererseits muss der Staat die Religion der Bürger,
der Bevölkerung respektieren. Und noch weiter – nicht nur respektieren, sondern auch
fördern. Und der Präsident hat zugesagt und gemeint, ja es ist so: Bolivien ist eine
sehr sehr religiöse Gesellschaft seit Jahrhunderten schon und darf der der Staat,
hat er selber gemeint, nicht die Religion beiseite lassen“
Erzbischof
Abastaflor wünscht sich für den morgigen Tag,
„dass es ein friedlicher Tag
sein wird und das möglichst viele Bürger zur Wahl kommen. Und für die kommenden Wochen
und Tage, dass wir auch offen uns respektvoll über diese Grundlagen der Gesellschaft,
des Menschen und des Staates diskutieren können, indem wir die verschiedenen Richtungen
und Angebote und auch Ideologien zu Wort kommen lassen; und das unser Land sich das
Beste aussuchen kann – für das Land. Wir als Kirche meinen, das Beste ist gerade,
dass wir uns auf das Evangelium stützen können und das der Herr Jesus uns ständig
begleitet und das wir uns von ihm begleiten lassen können“ (01.07.06 sis)