Israel: "Internationale Gemeinschaft sollte eingreifen"
Die internationale
Gemeinschaft sollte der Eskalation der Lage in Nahost nicht tatenlos zuschauen, sondern
mäßigend eingreifen. Das fordert der deutsche Pfarrer Joachim Schroedel aus Kairo.
Schroedel ist zuständig für die deutschsprachigen katholischen Gemeinden in Ägypten,
Zypern, Syrien, Jordanien, Libanon, Israel und Palästina; er ist ein ausgewiesener
Kenner des Nahen Ostens und sieht die Lage nach der Entführung eines israelischen
Soldaten in Gaza mit großer Sorge. "Die derzeitige Situation scheint mir extrem
brisant zu sein, weil die Verhältnismäßigkeit der Mittel jetzt absolut nicht mehr
gewahrt ist. Es gibt keine Verhandlungen, es gibt klare Drohungen von seiten Israels
mit schärfsten Maßnahmen, um diesen jungen Mann herauszuholen. Es ist absolut schlimm,
dass so eine Entführung stattgefunden hat, aber die Verhältnismäßigkeit der Mittel
ist einfach nicht mehr gewahrt! Ich glaube, jetzt ist ein Punkt erreicht, wo wir wirklich
nicht mehr weiterkönnen und wo die internationale Gemeinschaft mit aller Kraft sagen
müßte: Ihr müßt jetzt aufhören!" Die Lage der palästinensischen Christen wird
nach Schroedels Beobachtung immer prekärer. Nach Medienberichten sind zum Beispiel
in Betlehem viele Christen massiven Einschüchterungen durch die Hamas ausgesetzt.
Das soll bis zu Hetzjagden auf Christen gehen.
"Von Hetzjagden höre ich
auch, aber ich bekomme das nicht bestätigt. Andererseits hat man schon vor Jahren
gesagt: Wenn es einmal ein festeres Konstrukt Palästina gibt mit einer staatlichen
Form, die wirklich diesen Namen verdient, dann kommen die Christen dabei wahrscheinlich
sehr, sehr schlecht weg. Wenn man sich die Entwürfe der Verfassungen anschaut, die
dann unter Umständen greifen, sieht man das: Christen haben dann eigentlich kaum klare
Rechte. Und deswegen ist zur Zeit der Exodus eben nochmals viel stärker. Ich habe
neulich mit jemandem gesprochen, der sagte: Unter israelischer Besatzung ging es uns
Christen wesentlich besser... Und das nehme ich sehr ernst." (rv 30.06.06 sk)