2006-06-29 17:40:00

Der venezuelanischen Kardinals Jorge Urosa - ein Portrait


Während des Festgottesdienstes zum römischen Patriatsfest Peter und Paul überreichte Papst Benedikt 27 Erzbischöfen, die im vergangenen Jahr ernannt wurden, das Pallium. Es handelt sich um eine weiße Stola, die als Zeichen der Metropolitanwürde bei liturgischen Feiern über dem Messgewand getragen wird. Sie besteht aus Wolle als Symbol für das verirrte Schaf, das der gute Hirte auf die Schultern hebt, um es zu retten.

Als erster bekam Kardinal Jorge Urosa, Erzbischof von Caracas, die weiße Stola um die Schultern gelegt. Vor einem Jahr, im September 2005 ernannte ihn Papst Benedikt zum Erzbischof von Caracas, der Hauptstadt Venezuelas. Vor kurzem erst, am 24. März, wurde er als Kardinalpriester im feierlichen Konsistorium in das Kardinalskollegium aufgenommen. Das Konsistorium ist eine Art Vollversammlung der Kardinäle. Hier bekommen die Neuernannten Kardinälen vom Papst das Ernennungsdekret und das rote Birett überreicht. Erst mit dieser Zeremonie erlangt die Ernennung des Kardinals Rechtswirksamkeit. Und das ist bei Kardinal Jorge Urosa erst drei Monate her.

Gerade die katholische Kirche in Venezuela hat unter dem Staatschefs Hugo Chavez und seiner linkspopulistischen Politik zu leiden. In einem Interview haben wir Kardinal Urosa gefragt, welche dringenden Aufgaben die Kirche in Venezuela zu bewältigen habe - auch im Hinblick auf die fünfte lateinamerikanische Bischofskonferenz, die nächstes Jahr in Brasilien stattfindet:

„Die Kirche in Venezuela macht gerade eine sehr schwierige Zeit durch – oder besser gesagt, sie muss sich in einer neuen Situation zurechtfinden, die sie vor neue Herausforderungen stellt. Ich beziehe mich hier insbesondere auf die beschämenden sozio-politischen Umwälzungen, die man in unserem Land verfolgen kann. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das fundamentale Problem der Kirche nur auf politische Angelegenheiten zurückzuführen sei. Sondern es handelt sich um den Rahmen, in dem wir agieren können. Ich glaube, die große Herausforderung der Kirche in Venezuela – und sie geht alle etwas an, vom Bischof bis zum Laien - ist es, die Freude zu spüren, ein Jünger Christi zu sein. Fröhlich sein, ein Kind Gottes zu sein und mit dem Volk der Liebe und des Lebens verbunden zu sein in der Kirche. Aber auch sich dieser Freude bewusst zu werden und sie an andere weiter zu geben.“

Eine weiter Herausforderung der Kirche seien die jungen Erwachsenen: Venezuela ist ein sehr junges Volk – das Durchschnittsalter beträgt 25 Jahre. Welche Stütze kann die Kirche in Venezuela den Jugendlichen bieten? Im Hinblick auf das Familientreffen des Papstes in Spanien: Wie sieht die Situation der Familien in Lateinamerika aus?

„Für Venezuela kann ich behaupten, dass die Familie eigentlich immer eine schwache Institution war, die starke Rückschläge erleiden musste. Das hat sich im Zuge der säkularisierten Gesellschaft in den letzten 20 Jahren noch verschlimmert. Die Familie musste den Aufprall mit dem typischen modernen Leben aushalten, getragen von wenig Verbindlichkeit und Instabilität. Wir haben sehr schwache Ehen – nicht zuletzt wegen dem fehlenden Trauschein. Nur wegen Paare haben sich mit dem Sakrament der Ehe segnen lassen. Wir müssen uns dafür einsetzen, insbesondere den Jugendlichen das Sakrament der Ehe nahe zu bringen. Ein Zeugnis abzulegen, mit Christi vereint die Bedürfnisse der Liebe zu leben – der christlichen Liebe, der Liebe zu Gott. Liebe ist keine einfache sexuelle Anziehung oder Attraktivität, ein romantisches „sich-gern-haben", das höchstens ein paar Wochen oder Monate übersteht, bis es verschwindet.“ (rv 30.06.06 sis)








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