2006-06-26 13:39:10

Osttimor: Regierungschef tritt zurück


RealAudioMP3 Regierungschef Mari Alkatiri ist zurückgetreten; damit scheint jetzt ein Ausweg aus Ost-Timors schwerer politischer Krise in greifbarer Nähe. Tausende von Menschen feiern zur Stunde in den Straßen der Hauptstadt Dili. In Osttimor tobte in den letzten Wochen ein Machtkampf mit gewalttätigen Unruhen. Mari Alkatiri wird dafür verantwortlich gemacht. Angesichts der das Land seit Wochen lähmenden politischen Krise sei er "zum Rücktritt bereit", erklärte Alkatiri jetzt.
Der Machtkampf an der Staatsspitze hatte sich am Sonntag noch einmal verschärft. Friedensnobelpreisträger Jose Ramos-Horta war aus Protest gegen Alkatiri vom Amt des Außen- und Verteidigungsministers zurückgetreten. Dem Regierungschef wird vorgeworfen, durch die im April angeordnete Entlassung mehrerer hundert Soldaten schwere Unruhen auf dem südostasiatischen Staat ausgelöst zu haben.
Pater Juan Piedad ist Ost-Timorese und lehrt derzeit an der Päpstlichen Gregoriana-Universität von Rom. Er sagte uns: "Die Lage hat sich in letzter Zeit sehr schnell verschlechtert, weil mehrere Gründe dahinterstecken. Natürlich wurde die Gewalt zunächst mal von den Animositäten innerhalb der Staatsspitze ausgelöst und von den Entlassungen aus der Armee. Aber noch wichtiger ist die zugrundeliegende soziale Krise. Gleich nach der Unabhängigkeit gab es im Volk viele Hoffnungen auf Wohlstand und bessere Lebensbedingungen; die sind bitter enttäuscht worden. Daher gibt es viel Groll gegen die regierende Klasse. Zwar wurde die Regierung von ausländischen Organisationen, z.B. der Weltbank, sehr geschätzt; aber all diese formidablen wirtschaftlichen Erfolge sind bei den normalen Leuten gar nicht angekommen."
(rv 26.06.sis)








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