Migration in und aus Ländern mit islamischer Mehrheit - ein heikles Thema. Der Päpstliche
Migrantenrat hat letzten Monat auf seiner Vollversammlung darüber nachgedacht und
legt heute Überlegungen dazu vor. Integration, nicht Assimilierung - das empfiehlt
der Migrantenrat des Papstes mit Blick auf die Moslems, die in wachsender Zahl nach
Europa oder Nordamerika einwandern. "Speziell Katholiken" sollten sich ihres eigenen
Glaubens vergewissern und - so das Schlußdokument wörtlich - "in der Perspektive einer
Neuevangelisierung" Zeugnis für Christus geben. Weiter heißt es: "Selbstverständlich
müssen dabei die Menschenrechte und Freiheiten der einen im Einklang mit den Menschenrechten
und Freiheiten der anderen gesehen werden" - das berühmte Prinzip der Gegenseitigkeit.
Islamische Zuwanderer im Westen müßten "die kulturelle und religiöse Identität der
Gesellschaften, die sie aufnehmen, respektieren." Die Politiker und die Gesellschaft
insgesamt sollten klar sagen, was sie "von der islamischen Kultur tolerieren können"
und was nicht. "Auch in den islamischen Ländern" wünscht sich Benedikts Migrantenrat
"eine Unterscheidung zwischen ziviler und religiöser Sphäre" - und mehr Rechte für
"Christen und allgemein arme Gastarbeiter" in Ländern mit mehrheitlich islamischer
Bevölkerung. Die Kirche dürfe nicht daran gehindert werden, Seelsorge an Christen
in solchen Ländern zu betreiben; die berühmte Forderung nach einer Kirche in Mekka
findet sich in dem Dokument allerdings nicht. Der vollständige Text ist auf der deutschen
Homepage von Radio Vatikan zugänglich. (rv 22.06.06 sk)