2006-06-21 13:06:29

Vatikan: Papst ist Ehrenbürger von Regensburg


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. ist Ehrenbürger von Regensburg. Im Anschluss an die Generalaudienz überreichte eine eigens angereiste Delegation aus der Universitätsstadt in der Oberpfalz die Urkunde. Der Besuch aus der Heimat bedeutete ihm viel:
"Für mich ist es in diesem Augenblick schwer Worte zu finden. Alles was ich sagen möchte ist in dem Wort 'Danke' zusammengefasst."
Joseph Ratzinger war von 1969 bis 1977 Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Regensburg. Sein Bruder Georg wohnt in der Regensburger Innenstadt und er selbst besitzt ein Haus im Vorort Pentling. Hier sind seine Eltern und die Schwester begraben. Mit der Stadt ist er also seit langem eng verbunden.
"Nun gehöre ich auch zu ihren Bürgern, ehrenhalber, und bin dadurch, wie Sie sagen, auf Lebenszeit und über das Leben hinaus dieser besonderen Stadt zugehörig; eine alte und doch eine ganz junge Stadt voll junger Menschen und voll junger Dynamik und Lebenskraft. Ich habe dieses Miteinander, das Regensburg wie mir scheint auszeichnet, von tiefen Wurzeln in der Geschichte und von lebendiger Dynamik in die Zukunft hinein, zuerst in der besonderen Weise erfahren, die mir dadurch gegeben wurde, dass ich seit vierundsechzig immer wieder Gast bei meinem Bruder bei den Domspatzen sein durfte. Ein Chor, der der älteste durchgehend bestehende Knabenchor der Welt ist und der doch immer wieder neu aus ganz jungen Menschen besteht, der davon lebt, dass er seine Kontinuität nicht verliert und dass er doch immer wieder neu beginnt, mit jungen Menschen sich neu inspiriert und neue Wege findet. Diese Fähigkeit auch in dunklen Zeiten und in Tiefpunkten durchzuhalten und weiter zu gehen scheint mir doch das besonders Auszeichnende dieser Stadt zu sein.“
3 Gründe haben ihn 1969 dazu veranlasst, nach Regensburg zu gehen:
"Zum einen war der ideologische Wirbel in einer so kleinen Stadt wie Tübingen, wo man sagt, dass die Universität zugleich das Stadttheater ersetze, besonders wuchtig und der inneren Harmonie die man für die Arbeit braucht nicht besonders zuträglich. Aber ein rein negativer Grund wegzugehen hätte nicht genügt. Es hat mich auch fasziniert am Werden einer jungen Universität teilzunehmen, nachdem ich an drei großen, alten Universitäten - Bonn, Münster, Tübingen - gelehrt hatte, mitzutun eine neue Universität aufzubauen. Und dann kam natürlich dazu, dass mein Bruder in Regensburg wohnte und es mir in so fern schon ein Daheim geworden war. Es war dann in der Tat etwas Schönes und mitunter Aufregendes, diese Universität, in der es ja auch die ideologischen Wirrnisse, die ganzen Situationen besonderer Art des Umbruchs nach 1968 gab, ein wenig aufzubauen. Wir fingen mit einem Sammelgebäude an und allmälich wuchs dann der Universitätscampus. Am Anfang stand die Universität nicht nur als ein verlorener Betonbau äußerlich etwas in der Peripherie der Stadt, auch für die Stadt selber war die Universität noch etwas Fremdes. Sie wuchs, und inzwischen sind Stadt und Universität wirklich zueinander gewachsen und befruchten sich gegenseitig. Die Universität hat eine neue Dynamik, Jugendlichkeit, Ideen in die Stadt gebracht, und umgekehrt tut es der Universität - den Professoren wie den Studenten - wohl, in einer Stadt zu leben in der große Geschichte spürbar wird und in der sichtbar wird, dass die Denunzierungen der Geschichte, als sei dies alles nur dunkel gewesen, nicht wahr sind. Wer den Dom in seiner ganzen Größe sieht, den lächelnden Engel, die Mutter Gottes, die Gestalten in ihr, wer all die anderen großen Kirchen und Bauten dieser Stadt sieht, der sieht, dass - wie immer - auch in den vergangenen Zeiten Dunkles und Großes miteinander verbunden waren, dass die Geschichte auch heute uns zu belehren hat, dass wir Geschichte nicht verlieren dürfen, sie verlieren würden, wenn wir sie vergessen, sie verlieren würden, wenn wir stagnieren wollten.“
Benedikt hob außerdem den ökumenischen Charakter Regensburgs hervor. In der ehemals protestantischen Reichsstadt mit der überwiegend katholischen Bevölkerung war ein friedliches Miteinander "möglich und nötig". Auch die jüdische Gemeinde habe trotz der "dunklen Zeiten" hier ihren Platz gehabt.
Der Abschied von der Delegation war dann kurz und schmerzlos. Schließlich gibt es schon bei der Papst-Reise im September ein Wiedersehen:
"Herzlichen Dank für alles. Ich freue mich auf Regensburg. Auf Wiedersehen in der Stadt an der Donau.“
Regensburg ist die zweite Stadt aus der Heimat des Papstes, die eine Ehrenbürgerurkunde nach Rom bringt. Bereits Anfang Juni hat der Papst die Ehrenbürgerwürde des Wallfahrtsortes Altötting erhalten.
(rv 21.06.06 bp)







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