2006-06-19 17:21:28

Osttimor: Undurchsichtige Lage


RealAudioMP3 Die Unruhen in Osttimor finden kein Ende – Medienberichten zufolge droht gar ein Bürgerkrieg. Staatspräsident Xanana Gusmão forderte die Aufständischen vergangene Woche auf, ihre Waffen an die multinationalen Truppen auszuhändigen. Die Aufständischen beharren jedoch auf ihrer Forderung nach dem Rücktritt von Regierungschef Mari Alkatiri. Dieser hatte im April 600 der insgesamt 1.400 Soldaten des kleinen Landes entlassen und damit die seit Wochen andauernden Unruhen ausgelöst. Der Schweizer Jesuitenpater Ruedi Hofmann arbeitet in Dili. Er schätzt die Situation als sehr undurchsichtig ein:
 
„Es ist sehr schwer für mich, die Lage vor Ort einzuschätzen, denn es herrschen viele widersprüchliche Meinungen. Manches ist wohl richtig, aber manches ist verkehrt – nachdem was ich selber sehe. Ich glaube es ist schwierig zu sagen, was eigentlich passiert. Die Leute haben Angst, wir haben das Haus voll von Flüchtlingen, die Kinder machen Lärm. Die Leute haben Angst, zu Hause zu schlafen. Dann kommen sie jeden Abend in die Flüchtlingslager, und eins davon ist unser Haus. Wir haben jede Nacht ein paar hundert Leute hier. Aber was eigentlich vorgeht, das wissen wir nicht. Es werden viele Häuser verbrannt; die Lage ist tatsächlich sehr angespannt.“

 
Der osttimoresische Regierungschef Mari Alkatiri beschuldigt Indonesien, den Konflikt anzufachen. Der Jesuitenpater Hofmann äußert sich zurückhaltend zu diesem Vorwurf.

„Hier ist man außerordentlich vorsichtig damit. Es wird eigentlich nie gesagt. Auch ich habe im Internet gelesen, dass Indonesier beteiligt waren. Aber ich habe keine Bestätigung dafür. Es ist anzunehmen. Aber die Grenze ist ja schon seit einigen Wochen geschlossen, und mit dem Flugzeug werden sie nicht gekommen sein. Aber ich glaube nicht, dass es Beweise gibt, das die Indonesier jetzt in diesem Konflikt direkt beteiligt sind.“
(19.06.06 sis)








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