Die Unruhen in Osttimor
finden kein Ende – Medienberichten zufolge droht gar ein Bürgerkrieg. Staatspräsident
Xanana Gusmão forderte die Aufständischen vergangene Woche auf, ihre Waffen an die
multinationalen Truppen auszuhändigen. Die Aufständischen beharren jedoch auf ihrer
Forderung nach dem Rücktritt von Regierungschef Mari Alkatiri. Dieser hatte im April
600 der insgesamt 1.400 Soldaten des kleinen Landes entlassen und damit die seit Wochen
andauernden Unruhen ausgelöst. Der Schweizer Jesuitenpater Ruedi Hofmann arbeitet
in Dili. Er schätzt die Situation als sehr undurchsichtig ein: „Es
ist sehr schwer für mich, die Lage vor Ort einzuschätzen, denn es herrschen viele
widersprüchliche Meinungen. Manches ist wohl richtig, aber manches ist verkehrt –
nachdem was ich selber sehe. Ich glaube es ist schwierig zu sagen, was eigentlich
passiert. Die Leute haben Angst, wir haben das Haus voll von Flüchtlingen, die Kinder
machen Lärm. Die Leute haben Angst, zu Hause zu schlafen. Dann kommen sie jeden Abend
in die Flüchtlingslager, und eins davon ist unser Haus. Wir haben jede Nacht ein paar
hundert Leute hier. Aber was eigentlich vorgeht, das wissen wir nicht. Es werden viele
Häuser verbrannt; die Lage ist tatsächlich sehr angespannt.“
Der
osttimoresische Regierungschef Mari Alkatiri beschuldigt Indonesien, den Konflikt
anzufachen. Der Jesuitenpater Hofmann äußert sich zurückhaltend zu diesem Vorwurf.
„Hier
ist man außerordentlich vorsichtig damit. Es wird eigentlich nie gesagt. Auch ich
habe im Internet gelesen, dass Indonesier beteiligt waren. Aber ich habe keine Bestätigung
dafür. Es ist anzunehmen. Aber die Grenze ist ja schon seit einigen Wochen geschlossen,
und mit dem Flugzeug werden sie nicht gekommen sein. Aber ich glaube nicht, dass es
Beweise gibt, das die Indonesier jetzt in diesem Konflikt direkt beteiligt sind.“ (19.06.06
sis)