Das EU-Parlament hat
gestern beschlossen, dass die EU Forschung auch mit menschlichen Embryonen und humanen
embryonalen Stammzellen finanzieren soll. Eine Entscheidung, die in kirchlichen Kreisen
Bestürzung hervorruft. Eine „schwere Niederlage und ein verheerendes Signal für den
Embryonenschutz in Europa, ja auch für die Wahrung der Menschenrechte“ sieht etwa
die deutsche Bischofskonferenz in der Entscheidung. Katharina Schauer ist Sprecherin
für Fragen der Bioethik in der COMECE, der Kommission der europäischen Bischofskonferenzen.
Diese bedauert die Entscheidung des EU-Parlaments nicht nur aus ethischen Gründen.
"Die EU bzw. das EU-Parlament fördert damit eine Forschung durch die gemeinsame
Finanzierung, die in mehreren Mitgliedsstaaten untersagt oder erheblich beschränkt
ist, gerade aus ethischen Gründen. Wir kritisieren, dass die EU über die gemeinschaftliche
Finanzierung diese Entscheidung indirekt beeinflusst. Das halten wir auch für gefährlich
im Hinblick darauf, ob die Bürger Vertrauen fassen zu den Entscheidungen der europäischen
Union."
Von jeher schlägt die Kirche vor, statt der Forschung an embryonalen
Stammzellen die moralisch unbedenkliche Forschung an adulten Stammzellen zu fördern.
Diese bietet bereits eine Reihe von erwiesenen Therapiemöglichkeiten.
"Wir
wünschen uns, dass in diese Forschung, die ja auch viel näher am Patienten ist, mehr
investiert wird. Vor allem auch als Gemeinschaft. Wir können nicht verstehen, warum
die Forschung mit menschlichen Embryonen und embryonalen Stammzellen für die Gemeinschaft
eine Priorität sein soll, wenn sie doch so umstritten ist. Einmal unter den Bürgern
in allen Mitgliedsstaaten, aber auch aufgrund der unterschiedlichen Gesetzgebung in
den Mitgliedsstaaten."
Die Debatte um Forschungsförderung ist damit noch
nicht beendet. Es war die erste Lesung im EU-Parlament. Im nächsten Schritt muss sich
der Ministerrat zu der Frage äußern, also die Vertretung der Mitgliedsstaaten.
"Wir
appellieren noch einmal an die Regierungen, dass sie diese besonders sensible Frage
nochmals überdenken und gemeinschaftliche Forschungsanstrengungen auf solche Bereiche
konzentrieren, die wirklich von allen Mitgliedsstaaten geteilt werden können." (rv 16.06.06 gs)