Es kann keine religiöse Toleranz geben, wenn nicht zuerst die private und öffentliche
Rolle von Religion entsprechend gewürdigt und geachtet wird. Das erklärte der offizielle
Vertreter des Heiligen Stuhls bei der "Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit
in Europa" (OSZE) am Montag in Almaty. Das zweitägige OSZE-Treffen an der Grenze
zur Kirgisistan stand unter dem Thema der "Förderung der interkulturellen, interreligiösen
und interethnischen Verständigung". Erzbischof Józef Wesolowski hob hervor, dass verschiedene
Kulturen, Religionen und Volksgruppen nicht harmonisch miteinander leben könnten,
wenn man sich gegenseitig nicht kenne. Das Miteinander erfordere außerdem einen Dialog,
betonte er. "Aber der Dialog ist nur der erste Schritt." Durch die Gespräche sollte
eine feste Basis aufgebaut werden, "auf der ein dauerhaftes Miteinander hergestellt
werden kann". Der Apostolische Nuntius stelle anschließend die Frage, woraus ein solches
allgemeines und tragfähiges Fundament bestehen könne, um seine Zuhörer daran zu erinnern,
dass der Respekt und die Anerkennung von unterschiedlichen Kulturen und Religionen
ein Wesensmerkmal der OSZE sein sollte. Anstatt der Religion Anerkennung zu zollen,
werde sie als Teil jenes Problems betrachtet beziehungsweise missverstanden, das es
zu lösen gelte. Dabei sei Religion vielmehr ein Bestandteil der Lösung jener Probleme,
"die zwischen unterschiedlichen Kulturen und Zivilisationen bestehen". (zenit
15.06.06 sk)