Bei den Präsidentenwahlen
hat der Mitte-Links-Kandidat Alan Garcia offenbar einen klaren Sieg eingefahren. Das
zeichnet sich nach der Auszählung einer Mehrzahl der Stimmen ab. Danach enfielen über
55,5 Prozent der Stimmen auf Garcia, der Peru schon einmal Ende der achtziger Jahre
regiert hat. Garcia siegte überraschend deutlich über den linken Kandidaten Ollanta
Humala, einen Angehörigen des Militärs, der als Favorit der Indios gegolten hatte.
Humala war im Wahlkampf demonstrativ vom venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez unterstützt
worden; Garcia hingegen warnte vor einem Linksruck in Peru. Humala kam nach den bisher
ausgezählten Stimmen auf etwa 44 Prozent. Der Vorsitzende der peruanischen Bischofskonferenz,
Erzbischof Hector Miguel Cabrejos, hat die Parteien im Land heute aufgefordert, das
Ergebnis der Wahl zu respektieren. Die Wahl in Peru hat nach Ansicht von Beobachtern
einen "Siegeszug linksnationalistischer Kräfte in Lateinamerika" vorerst abgebremst.
Auch in Perus Nachbarland Bolivien regiert seit kurzem mit Evo Morales ein linksgerichteter
Indio. Jetzt richten sich die Blicke auf die Präsidentenwahlen in Mexiko am 2. Juli.
Wir
haben den Bischof von Chosica, Norbert Strotmann-Hoppe gefragt, wie er die Lage im
Land einschätzt. Die Wahlen seien eine „heikle Sache“, so der Bischof. Warum?
„Ganz
einfach weil man mit der Linie weder des einen Kandidaten – das heißt also APRA, Sozialdemokratie
oder dem anderen, Nationalisten, nicht einverstanden war. Ja, es könnte doch ein teil
schlechte Erfahrung aus der ersten Amtsperiode vor zwanzig Jahren mitspielen. Wenn
sie sich richtig erinnern, gab es sowohl immer Zweifel dazu auf Menschenrechtswahrung
als auch gerade im Finanzbereich, das Chaos einer wirklich schlimmen Hyperinflation
die er durch verstaatlichung der Banken angezettelt hatte“
Was glauben
Sie, wie wird Garcia sein Amt führen? Was ist ihre persönliche Prognose? „Ich
glaube, dass der neue oder der künftige Staatspräsident Erfahrungen in seiner vergangenen
Periode gemacht hat. Die Faktoren die ich eben erwähnt hab in Anschlag nehmen muss
und dann versuchen muss, sei es gerade auch auf nationale Tendenzen einzugehen – das
heißt Globalisierung ja aber nicht auf Kosten der eigenen Identität oder auch auf
Kosten der eigenen Einkünfte. Peru hat zu einem Drittel der Wirtschaftstätigkeit fast
im Bergbau, im Goldbereich und im Erzbereich, da gibt es wahrscheinlich neue Verhandlungen.
Aber es gibt eine sehr starke und eine genaue Abgrenzung gegenüber Hugo Chavez , der
sich ja ein paarmal genau gegen den neuen Staatspräsidenten und zwar mit sehr bissigen
Worten ausgesprochen hat - auch auf der internationalen Ebene. Ich vermute grundsätzlich,
die neue Regierung muss, was wir immer wieder auch eingefordert hatten, mit höherer
sozialer Senisibilität vorgehen. Sie müssen davon ausgehen, dass die Grunddaten für
ganz Lateinamerika bedeuten, dass war ja die Region sind mit der höchsten Einkommensdifferenz
auf Weltebene. Lassen wir mal die Daten der Armut noch beiseite. Darauf muss man antworten:
Ich kann mir auch auf Weltebene nur vorstellen, dass es irgendwann mal soetwas wie
eine Koalition zwischen Lateinamerika und Europa – das sind ja doch die einzigen Bereiche
auf Weltebene wo soetwas wie christliche Soziallehre Ansprechpartner sein könnte“
Was mich immer wieder interessiert ist, dass man auch in Europa gerade
unter kirchlichen Verantwortlichen – das heißt also vor allen Dingen unter den Bischöfen
– neue Sensibilität aufbringt für soziale Fragen. Gerade in Lateinamerika. Wenn der
Bereichspunkt nicht mit Hilfe von Europa abgedeckt wird, kann Lateinamerika sehr schnell
in Flammen stehen. Und das ist meine Preokkupation. Weil wir neben der eben erwähnten
Einkommensungleichheit, die die höchste auf Weltebene ist wie ich sagte, mit Armutsziffern
zu haben, die man sich heute in Europa gemeinhin nicht vorstellen kann. Das heißt
also 40% Armut, 20% in extremer Armut und das auf ganz Lateinamerika. Natürlich ist
Afrika schlimmer dran. Aber man muss irgendwann auf Weltebene auch zu der Einsicht
kommen, dass die ökonomischen Institutionen Menschen gemacht sind, sodass die Resultate
auch Verantwortliche haben. Und da müssen wir neu andenken. Leider ist es so, dass
in einer globalisierten Welt nur globalisierte Institutionen überhaupt noch greifen.
Und dafür haben wir noch keine Mittel“