2006-06-05 12:03:44

Peru: Garcia gewinnt Wahl


RealAudioMP3 Bei den Präsidentenwahlen hat der Mitte-Links-Kandidat Alan Garcia offenbar einen klaren Sieg eingefahren. Das zeichnet sich nach der Auszählung einer Mehrzahl der Stimmen ab. Danach enfielen über 55,5 Prozent der Stimmen auf Garcia, der Peru schon einmal Ende der achtziger Jahre regiert hat. Garcia siegte überraschend deutlich über den linken Kandidaten Ollanta Humala, einen Angehörigen des Militärs, der als Favorit der Indios gegolten hatte. Humala war im Wahlkampf demonstrativ vom venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez unterstützt worden; Garcia hingegen warnte vor einem Linksruck in Peru. Humala kam nach den bisher ausgezählten Stimmen auf etwa 44 Prozent.
Der Vorsitzende der peruanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Hector Miguel Cabrejos, hat die Parteien im Land heute aufgefordert, das Ergebnis der Wahl zu respektieren. Die Wahl in Peru hat nach Ansicht von Beobachtern einen "Siegeszug linksnationalistischer Kräfte in Lateinamerika" vorerst abgebremst. Auch in Perus Nachbarland Bolivien regiert seit kurzem mit Evo Morales ein linksgerichteter Indio. Jetzt richten sich die Blicke auf die Präsidentenwahlen in Mexiko am 2. Juli.

Wir haben den Bischof von Chosica, Norbert Strotmann-Hoppe gefragt, wie er die Lage im Land einschätzt. Die Wahlen seien eine „heikle Sache“, so der Bischof. Warum?

„Ganz einfach weil man mit der Linie weder des einen Kandidaten – das heißt also APRA, Sozialdemokratie oder dem anderen, Nationalisten, nicht einverstanden war. Ja, es könnte doch ein teil schlechte Erfahrung aus der ersten Amtsperiode vor zwanzig Jahren mitspielen. Wenn sie sich richtig erinnern, gab es sowohl immer Zweifel dazu auf Menschenrechtswahrung als auch gerade im Finanzbereich, das Chaos einer wirklich schlimmen Hyperinflation die er durch verstaatlichung der Banken angezettelt hatte“

Was glauben Sie, wie wird Garcia sein Amt führen? Was ist ihre persönliche Prognose?
 
„Ich glaube, dass der neue oder der künftige Staatspräsident Erfahrungen in seiner vergangenen Periode gemacht hat. Die Faktoren die ich eben erwähnt hab in Anschlag nehmen muss und dann versuchen muss, sei es gerade auch auf nationale Tendenzen einzugehen – das heißt Globalisierung ja aber nicht auf Kosten der eigenen Identität oder auch auf Kosten der eigenen Einkünfte. Peru hat zu einem Drittel der Wirtschaftstätigkeit fast im Bergbau, im Goldbereich und im Erzbereich, da gibt es wahrscheinlich neue Verhandlungen. Aber es gibt eine sehr starke und eine genaue Abgrenzung gegenüber Hugo Chavez , der sich ja ein paarmal genau gegen den neuen Staatspräsidenten und zwar mit sehr bissigen Worten ausgesprochen hat - auch auf der internationalen Ebene. Ich vermute grundsätzlich, die neue Regierung muss, was wir immer wieder auch eingefordert hatten, mit höherer sozialer Senisibilität vorgehen. Sie müssen davon ausgehen, dass die Grunddaten für ganz Lateinamerika bedeuten, dass war ja die Region sind mit der höchsten Einkommensdifferenz auf Weltebene. Lassen wir mal die Daten der Armut noch beiseite. Darauf muss man antworten: Ich kann mir auch auf Weltebene nur vorstellen, dass es irgendwann mal soetwas wie eine Koalition zwischen Lateinamerika und Europa – das sind ja doch die einzigen Bereiche auf Weltebene wo soetwas wie christliche Soziallehre Ansprechpartner sein könnte“

Was mich immer wieder interessiert ist, dass man auch in Europa gerade unter kirchlichen Verantwortlichen – das heißt also vor allen Dingen unter den Bischöfen – neue Sensibilität aufbringt für soziale Fragen. Gerade in Lateinamerika. Wenn der Bereichspunkt nicht mit Hilfe von Europa abgedeckt wird, kann Lateinamerika sehr schnell in Flammen stehen. Und das ist meine Preokkupation. Weil wir neben der eben erwähnten Einkommensungleichheit, die die höchste auf Weltebene ist wie ich sagte, mit Armutsziffern zu haben, die man sich heute in Europa gemeinhin nicht vorstellen kann. Das heißt also 40% Armut, 20% in extremer Armut und das auf ganz Lateinamerika. Natürlich ist Afrika schlimmer dran. Aber man muss irgendwann auf Weltebene auch zu der Einsicht kommen, dass die ökonomischen Institutionen Menschen gemacht sind, sodass die Resultate auch Verantwortliche haben. Und da müssen wir neu andenken. Leider ist es so, dass in einer globalisierten Welt nur globalisierte Institutionen überhaupt noch greifen. Und dafür haben wir noch keine Mittel“

(agenturen 05.06.06 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.