2006-06-05 13:42:22

D: "Interrel. Dialog nur für Spezialisten"


RealAudioMP3 Ein gedeihliches Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen kann nur dann gelingen, wenn der Islam seinen Anspruch auf die Verschmelzung von Religion und Politik ("din wa daula") aufgibt. Das betonte der deutsche Islam-Experte und Jesuit Christian Troll, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur kathpress. Er weise im Gespräch mit Muslimen immer darauf hin, dass die Trennung von Religion und Politik nicht als westliche Forderung angesehen werden dürfe, der man sich zähneknirschend beugt, so Troll. Vielmehr gelte es, im Islam selbst die Grundlage für die Trennung von Staat und Religion zu erkennen.
Troll plädierte im "Kathpress"-Gespräch auch dafür, zwischen dem "Dialog des Lebens" und dem "interreligiösen Dialog" im engeren Sinn schärfer zu unterscheiden. Nur wenige Experten auf christlicher und muslimischer Seite seien dazu in der Lage, einen wirklichen interreligiösen Dialog zu führen. Dringlicher sei aber jener Dialog, wie das Zusammenleben von Christen und Muslimen in einer demokratischen Gesellschaft gelingen kann. Das führe dann zu einem Dialog über notwendige moralische Grundlagen, was aber noch lange kein interreligiöser Dialog sei.



In diesem Zusammenhang begrüßte es P. Troll, dass erst kürzlich der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog in den Päpstlichen Kultur-Rat integriert wurde. Damit habe Papst Benedikt XVI. wohl auch ein Zeichen für den derzeitigen Vorrang des kulturellen Dialogs setzen wollen.



Im übrigen, so Troll, habe er bei diversen sogenannten "interreligiösen Dialogen" immer wieder feststellen müssen, dass seine muslimischen Gesprächspartner über das Christentum nur sehr wenig wissen. Kaum einer habe je die Bibel gelesen oder sich intensiver mit christlichen Traditionen befasst.



Troll gilt als einer der profundesten westlichen Islam-Experten. Er hielt u.a. auch von 1992 bis 2001 jedes Jahre Vorlesungen und Seminare an der Islamisch-Theologischen Fakultät der Universität Ankara. Zum Islam in der Türkei meinte der Jesuit, dass dieser ein wenig offener sei als in anderen muslimischen Ländern. So sei es an der Universität in Ankara zumindest möglich gewesen, dass sich einige Theologen auch historisch-kritisch mit dem Koran auseinander setzten, auch wenn sie von den anderen Professoren kritisch betrachtet wurden. Positiv zu bewerten sei auch die Tatsache, dass an türkischen Fakultäten Abteilungen für Religionsgeschichte eingerichtet wurden, wo man versucht, Religionen wie das Christentum auch ohne islamische "Brille" zu betrachten.
(kathpress 05.05.06 sk)







All the contents on this site are copyrighted ©.