Papst Benedikt XVI. ist zurück im Vatikan. Vier Tage bereiste der Papst Polen - immer
auf den Spuren seines Vorgängers Johannes Paul II. Letzte Station war das Vernichtungslager
Auschwitz-Birkenau. Für uns vor Ort war Gudrun Sailer. Wir haben sie gefragt, was
bleibt von dieser Polen-Reise?
"Zum einen die Wärme und Begeisterung, mit
der die Polen den deutschen Papst als Nachfolger "Ihres" Papstes angenommen haben.
Zum anderen Auschwitz. Am Ende hatte man als Beobachter ja fast den Eindruck, es seien
zwei getrennte Reisen gewesen. Der erste Teil war ein sehr freudiges Kennen lernen,
auf beiden Seiten, mit Hymnen und Sprechchören, der zweite Teil ein zuerst völlig
stummes Ausmessen von Entsetzen, bevor der Papst das Friedensgebet auf Deutsch sprach
und dann in dieser langen Rede um die Gnade der Versöhnung bat. Diese Abfolge, diese
doppelte Reise - das ist was bleibt."
Wenn man Benedikts Reden und
Homilien an die Polen genau gehört hat, waren die Kernaussagen ja durchaus kompromisslos.
Es war ein Aufruf, fest und stark zur Kirche zu stehen und den Papst als einzige Autorität
anzuerkennen. Hat das die Polen nicht abgeschreckt?
"Im Gegenteil.
Polen ist auf der Suche nach neuer Orientierung in einer Welt - einer europäischen
Welt - die aus den Fugen zu geraten droht. Da waren klare Worte sehr willkommen. Das
zeigt auch das Verhalten der Pilger. Manche haben große Opfer auf sich genommen, um
den deutschen Papst zu hören, haben zweitägige Wallfahrten zu Fuß unternommen oder,
so wie hunderttausende Jugendliche, nachts bei strömendem Regen auf der Krakauer Bluonie-Wiese
ausgeharrt."
Es war eine Reise auf den Spuren des Vorgängers JPII.
Viele Polen hätten sich gewünscht, dass Benedikt ihn im Zug der Reise selig spricht.
Warum hat er das nicht getan?
"Wohl weil der das Kirchenrecht nicht
so ohne weiteres außer Kraft setzen wollte. Das hat er zwar getan, als er die Eröffnung
des Seligsprechungsverfahrens wenige Wochen nach dem Tod Johannes Pauls ankündigte,
obwohl nach Kirchenrecht fünf Jahre verstreichen müssten. Aber zu einer Seligsprechung
sollten bestimmte Parameter sauberer und gründlicher Ermittlungsarbeit doch eingehalten
werden. Es war übrigens niemand anderer als Stanislaw Dziwisz, Erzbischof von Krakau
und langjähriger Sekretär Johannes Pauls, der die sofortige Seligsprechung in Polen
ins Spiel gebracht hat. Dziwisz stand genau hinter Papst Benedikt, als der im Wallfahrtsort
Kalwaria sich nochmals zu den Gläubigen umgewendet und erklärt hat, auch er bete für
die baldige Seligsprechung Johannes Pauls. Eine elegante Art verstehen zu geben, dass
mit einer Seligsprechung während des Polenbesuchs nicht zu rechnen ist."
Benedikt
reist weniger als sein Vorgänger. Dennoch hat der Vatikan weitere Auslandsreisen bereits
bestätigt. Wo zieht es den Papst in diesem Jahr noch hin?
"Im Juli
geht es nach Spanien - zurzeit ein echtes Sorgenkind des Vatikans, trotz der mächtigen
katholischen Vergangenheit. Benedikt wird dort zum 5. Welttreffen der Familien am
7. und 8. Juli nach Valencia reisen. Im September besucht er die bayerische Heimat.
9. bis 14. September, Stationen sind München, Altötting, Markte am Inn, Regensburg
und Freising. Ende November steht dem Papst eine politisch wichtige Reise bevor: in
die Türkei. Zum Andreasfest wird er den ökumenischen Patriarchen Bartholomaios in
Istanbul besuchen. Und nächstes Jahr im September kommt Benedikt in den österreichischen
Marienwallfahrtsort Mariazell. Es stimmt, Benedikt reist weniger als sein Vorgänger,
der statistisch viermal im Jahr im Ausland unterwegs war. Aber in diesem Jahr werden
es auch vier Reisen sein."