2006-05-28 11:36:39

Krakau: Messe mit Papst Benedikt


Mit rund einer Million Menschen hat Papst Benedikt XVI. am vierten und letzten Tag seiner Polenreise in Krakau einen Gottesdienst gefeiert. Von seinem mit weißen und gelben Fuchsien geschmückten Podest rief der Pontifex in seiner Messe die Gläubigen auf, den christlichen Glauben nach Europa und in die Welt hinauszutragen.

Hier Kernsätze aus der Predigt des Papstes in Krakau:

"Zu Beginn des zweiten Jahres meines Pontifikates bin ich mit einem Herzensanliegen nach Polen und Krakau gekommen: als Pilger auf den Spuren meines Vorgängers. Ich wollte die Luft seiner Heimat atmen. Ich wollte das Land sehen, in dem er geboren wurde und aufwuchs, um seinen unermüdlichen Dienst fuer Christus und die Weltkirche aufzunehmen. Vor allem wollte ich die lebendigen Menschen treffen, seine Landsleute, euren Glauben sehen, der ihn nährte, und mich davon ueberzeugen, dass ihr fest im Glauben seid. Hier will ich auch zu Gott beten, damit er in euch das Erbe des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe erhalte, das Johannes Paul der Welt und besonders euch hinterlassen hat.

Liebe Brueder und Schwestern, das Motto meiner Pilgerreise lautet: "Bleibt stark im Glauben". Glauben heisst vor allen Dingen, das als wahr zu akzeptieren, was unser Geist nicht bis in die Tiefe versteht. Wir müssen annehmen, was Gott uns über sich selbst enthüllt, über uns und ueber die Wirklichkeit, die uns umgibt, auch wenn diese unsichtbar, unfassbar und unvorstellbar ist. Dieser Akt des Annehmens der uns enthüllten Wahrheit erweitert den Horizont unseres Bewusstseins und erlaubt uns, das Geheimnis zu erlangen, in das unsere Existenz getaucht ist. Diese Grenzen des Geistes sind nicht leicht hinzunehmen. Genau hier zeigt sich der Glauben in seiner zweiten Dimension: im Sich-Anvertrauen an eine Person. Nicht an eine gewöhnliche Person, sondern Christus. Es ist wichtig, woran wir glauben. Aber noch wichtiger ist der, an den wir glauben.

Glauben heisst, sich Gott auszuliefern, unser Schicksal ihm anzuvertrauen. Glauben heisst, eine ganz persönliche Bindung mit unserem Schöpfer und Erlöser herzustellen, und diese Bindung zur Grundlage unseres ganzen Lebens zu machen.

Auch ich, Benedikt XVI., der Nachfolger von Papst Johannes Paul II., bitte euch, von der Erde zum Himmel zu schauen. Gestärkt im Glauben an Gott, bemüht euch mit Eifer, Sein Reich auf Erden zu schaffen: das Reich des Guten, der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Barmherzigkeit. Ich bitte euch, das Evangelium vor der Welt von heute mit Mut zu bezeugen und den Armen Hoffnung zu bringen, den Leidenden, den Verlassenen, Verzweifelten, und denen, die nach Freiheit, Wahrheit und Frieden dürsten.

Ich bitte euch schliesslich, mit den anderen Völkern Europas und der Welt den Schatz des Glaubens zu teilen, auch in Erinnerung an euren Landsmann, der das als Nachfolger Petri mit aussergewöhnlicher Kraft und Wirksamkeit getan hat."

2.000 Geistliche, unter ihnen 20 Kardinäle sowie 150 Bischöfe und Erzbischöfe aus 16 Ländern, waren auf der Blonie-Wiese versammelt, auf der auch Johannes Paul II. bei Besuchen in seiner Bischofsstadt immer die Heilige Messe zelebriert hatte. Zur Begrüßung wandte sich Krakaus Erzbischof, Kardinal Stanislaw Dziwisz, an den Nachfolger von Johannes Paul II., dem dieser fast vierzig Jahre als Sekretär gedient hatte: "Unser Haus ist das Deine, unsere Kirche ist Deine Kirche", sagte Dziwisz. Er hiess die Glaeubigen und Papst Benedikt ausserdem im Namen Johannes Pauls II. willkommen.

Im Rahmen der Heiligen Messe ueberbrachten mehrere Repraesentanten des Volks der polnischen Glaeubigen dem Papst Brot und Wein: eine Grossfamilie, drei Kranke, darunter ein an Krebs leidendes Kind und der Patient eines Sterbehospizes, ausserdem zwei Jugendliche, die einen in Polen ausgeschriebenen Wissens-Wettbewerb ueber Johannes Paul II. gewonnen hatten, sowie zwei Fussballfans, deren Gruppen sich in der Vergangenheit blutige Schlachten geliefert hatten.

(rv 28.05.06 gs)








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