2006-05-27 20:09:26

Papst trifft Jugendliche: Zeichen und Gesten


RealAudioMP3 Auf den berühmten Blonie Wiesen in Krakau wurde Papst Benedikt am Samstag Abend von mehr als 600 000 Jugendlichen aus ganz Polen begeistert empfangen. Es herrschte ausgelassene Stimmung. Tausende von Transparenten wehten im Wind. „Du bist unser Papst“ stand auf einem – und das war auch zu spüren.
Papst Benedikt war offensichtlich gerührt und überwältigt von dem herzlichen Empfang. Mit einem verlegenen Lächeln antwortete er auf die unermüdlichen Benedetto Chöre, die kein Ende nehmen wollten.
„Ich heiße euch alle aufs Herzlichste willkommen! Eure Gegenwart macht mich glücklich. Ich danke Gott für dieses herzliche Zusammentreffen“ - das waren die Begrüßungsworte des Papstes.
Umrundet von Kardinälen unter ihnen auch die deutschen Kardinäle Wetter, Meisner und Kaspar saß der Papst auf der großen Tribüne, in einem Meer von wehenden Fahnen.
In seiner Ansprache an die Jugendlichen forderte der Papst zu Glaubenstreue und zur Verbundenheit mit der Kirche und ihrem Oberhaupt auf:
"Auf Fels zu bauen, heißt auch, auf jemanden zu bauen, der abgelehnt wurde. Die Ablehnung Jesu durch die Menschen, die der Heilige Petrus erwähnt, setzt sich in der Geschichte der Menschheit bis heute fort. Oft wird Jesus lächerlich gemacht, zum Koenig der Vergangenheit, aber nicht der Gegenwart und erste recht nicht der Zukunft ausgerufen. Er wird abgeschoben in den Winkel der Themen und Personen, von denen man besser nicht laut spricht. Wenn ihr beim Bau des Hauses eures Lebens auf jene trefft, die das Fundament gering achten, auf das ihr baut, lasst euch nicht entmutigen! Ein starker Glaube muss Prüfungen bestehen. Unser Glauben in Jesus Christus muss, um zu wachsen, sich am Mangel an Glauben anderer messen.

Auf Fels zu bauen, heißt auch, auf Petrus und mit Petrus zu bauen. Wenn Christus, der Fels, seinen Apostel Petrus beruft, will er, dass Petrus zusammen mit der ganzen Kirche ein sichtbares Zeichen des einen Herrn und Retters ist. Hier in Krakau, der geliebten Stadt Johannes Paul II., erstaunen Worte über das Bauen auf Petrus gewiss niemanden. Deshalb sage ich euch: Habt keine Angst, euer Leben auf die Kirche und mit der Kirche zu bauen! Lasst euch nicht täuschen von jenen, die Christus aus der Kirche ausgliedern wollen! Ihr Jugendlichen habt den Petrus unserer Zeit gut gekannt. Vergesst also nicht, dass weder der Petrus, der unser Treffen jetzt vom Fenster des Herrn aus betrachtet, noch der Petrus, der gerade vor euch steht, noch irgendein späterer Petrus jemals gegen euch sein wird".
Minutenlanger Applaus war die Antwort der Jugendlichen auf die Erwähnung des verstorbenen Papstes.

Die Verbindung zu Papst Johannes Paul II. wurde auch symbolisch deutlich. Jeder der Jugendlichen hatte einen kleinen Stein mitgebracht, auf den er seinen Namen schrieb. Sie sollen ins Fundament des neu entstehenden Papst Johannes Paul II.-Zentrums in Krakau eingemauert werden. Papst Benedikt wurden einige Dutzend symbolisch überreicht. Er segnete auch den Grundstein des Johannes Paul Gedenk- Zentrums. Hinter dem Papst-Podium war das Barmherzigkeits-Bild der im Jahr 2000 von Johannes Paul II. heilig gesprochenen polnischen Ordensfrau und Mystikerin Faustyna Kowalska zu sehen. In der einbrechenden Dämmerung überreichte Papst Benedikt den Jugendlichen die Flamme der Barmherzigkeit: Sie war zum ersten Mal 2002 in Lagiewniki entzündet worden, als Johannes Paul das Heiligtum besuchte. Im Licht der untergehenden Sonne zündeten die Teilnehmer des Treffens an der Flamme eine Kerze an, um so das Licht der Barmherzigkeit in die Welt zu tragen.

Mit dem polnischen Lied Glückwunschlied ("100 Jahre soll er leben") bedankten sich die Jugendlichen für die erste Begegnung mit ihrem Papst.
Weitere Auszüge aus der Rede des Papstes an die Jugendlichen:
"Liebe junge Freunde,
Im Herzen jedes Menschen gibt es den Wunsch nach einem Haus. Umsomehr besteht die Sehnsucht nach einem eigenen Haus in einem jungen Herzen; nach einem Haus, das fest ist, in das man nicht nur gerne zurückkehrt, sondern in dem man auch mit Freuden jeden Gast aufnimmt. Es ist die Sehnsucht nach einem Haus, in dem das tägliche Brot Liebe ist, Vergebung, Verständnis. Es ist die Sehnsucht nach einem Haus, auf das wir stolz sein können, dessen wir uns nicht schämen müssen. Diese Sehnsucht ist nichts anderes als der Wunsch nach einem glücklichen und geglückten Leben. Habt keine Angst vor diesem Wunsch! Lasst euch nicht entmutigen beim Anblick eingestürzter Häuser, hohler Sehnsüchte, vernichteter Wünsche. Der Schöpfer, der in ein junges Herz den unendlichen Wunsch nach Glück einsenkt, tut das nicht, um ihn später beim Bau jenes Hauses allein zu lassen, das sich Leben nennt.

Matthäus ermahnt uns, ein Haus auf Fels zu bauen. Was heißt das? Auf Fels bauen heißt vor allem: auf Christus und mit Christus bauen. Es heißt, mit jemandem zu bauen, der immer treu ist, auch wenn wir selbst es an Treue fehlen lassen. Es heißt, mit jemandem zu bauen, der sich dem verletzten Herzen des Menschen zuwendet und sagt: "Ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" Auf Christus zu bauen, heißt alle seinen Wünsche, Erwartungen, Träume und ehrgeizigen Vorhaben auf Seinen Willen zu gründen.

Unterwegs auf den Strassen des Lebens nehmen wir die Anwesenheit Christi manchmal nicht wahr. Doch gerade diese lebendige und treue Anwesenheit im Werk der Schöpfung, im Wort Gottes und der Eucharistie, in der Gemeinschaft der Gläubigen, ist der unerschöpfliche Quell der menschlichen Kraft. Jesus von Nazareth, der Mensch gewordene Gott, steht in guten und in schlechten Tagen an unserer Seite und hat Durst nach dieser Bindung, die das Fundament wahrer Menschlichkeit ist."
(cw, 29.05.06)








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