2006-05-27 14:48:28

... und außerdem: Katholikentag


RealAudioMP3 Auf dem 96. Deutschen Katholikentag gibt es zahlreiche Debatten zum Thema Gerechtigkeit. Bundespräsident Horst Köhler warf der Politik auf dem Treffen in Saarbrücken Kurzsichtigkeit und «Doppelmoral» auf Kosten ärmerer Länder vor. Viele Politiker richteten ihr Handeln zu sehr nach den Perspektiven einer Wiederwahl aus. Er rief zu mehr globaler Gerechtigkeit auf. SPD-Chef Kurt Beck forderte einen Kurswechsel der Weltbank. Sie solle weniger auf prestigeträchtige Großprojekte setzen. Auch viele Kirchenvertreter mahnten eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung an. Am Abend gab es den Zentralen Ökumenischen Gottesdienst des Katholikentags.
Der Bundespräsident bemängelte bei dem Christentreffen, zu wenige Politiker brächten «ihre guten Ziele für Deutschland in Zusammenhang mit den guten Zielen für die Entwicklungsländer». Sie predigten Marktwirtschaft und Gerechtigkeit, schauten aber im Ernstfall zuerst nach ihrem eigenen Vorteil. Das Staatsoberhaupt nannte Armut und Hunger als größte Bedrohungen für den Weltfrieden. Weiter mahnte er, in der internationalen Zusammenarbeit nicht allein auf Ökonomie zu setzen. Notwendig seien auch Werte und Spiritualität.
Köhler äußerte sich in einer Diskussion mit dem honduranischen Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga und dem Chef der Welthandelsorganisation (WTO), Pascal Lamy, vor mehreren tausend Zuhörern. Auch der Kardinal warnte vor einer Absolutsetzung der Ökonomie. Eine Gesellschaft, die den Markt vergöttere, lasse
keinen Platz für Werte. Rodriguez appellierte an Unternehmer, auf Teile ihrer Gewinne zu Gunsten der Produzenten in ärmeren Ländern zu verzichten.

Positive Bilanz zum Schluß des Katholikentags

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der Trierer Bischof Reinhard Marx haben eine positive Bilanz des morgen zu Ende gehenden Deutschen Katholikentags gezogen. ZdK-Präsident Hans Joachim Mayer sagte heute in Saarbrücken, es sei klug gewesen, mit dem Schwerpunktthema Europa in eine Grenzregion zu gehen, auch wenn dadurch der Veranstaltungsort weniger gut erreichbar gewesen sei. Marx sagte, man habe «gespürt, wie unverzichtbar Katholikentage sind». Er äußerte die Hoffnung, dass mit dem Katholikentag ein Signal gesetzt worden sei, um das Thema Gerechtigkeit in Kirche und in Gesellschaft neu zu thematisieren. Der Treffen stand unter dem Motto «Gerechtigkeit vor Gottes Antlitz». An den Veranstaltungen nahmen insgesamt rund 40.000 Besucher teil.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Mainzer Kardinal Karl Lehmann zeigte sich ebenfalls «glücklich» mit dem Verlauf des Katholikentages. Er sei «sehr positiv überrascht, dass bei dem ekligen Wetter sich viele nicht haben entmutigen lassen», so der Kardinal. Mit Blick auf künftige Katholikentage
äußerte Meyer die Hoffnung, es werde gelingen, die Zahl der diesmal rund 1.000 Veranstaltungen zu reduzieren. Allerdings sei dies ein regelmäßiger Streitpunkt im Vorfeld. Marx und Meyer sagten, nach ihrem Eindruck hätten Veranstaltungen zu politischen und sozialen Themen ebenso großen Zuspruch gefunden wie
spirituelle Angebote.

(kna)

In unserem Audio-Dossier mit Material des Kölner "Domradios": Berichte vom Katholikentag, u.a. mit Äußerungen der Politiker Beck und Thierse sowie von Bischof Reinelt. Redaktion: Carmen Wagner.







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