2006-05-25 19:31:16

Ökumenisches Treffen mit dem Papst in Warschau


RealAudioMP3 Im Anschluss an das Treffen mit Staatspräsident Lech Kaczynski fand am Donnerstag abend eine Ökumenische Begegnung in der Lutherischen Dreifaltigkeitskirche von Warschau statt. Der Präsident des Polnischen Kirchenrates, der orth. Erzbischofs Jeremia, begrüßte den Papst in der lutherischen Kirche. Die sieben Minderheitskirchen in Polen sind zusammengeschlossen im Polnischen Ökumenischen Rat. Dazu gehören die Polnische Orthodoxe Kirche mit ca. 500.000 Gemeindeglieder, die polnisch-katholische Kirche, sowie verschiedene protestantische Kirchen, wie zum Beispiel die Evangelisch-Augsburgische Kirche, die so genannten Lutheraner, die Evangelisch-Reformierte Kirche, baptistische- und Methodistische Kirche. Beim ökumensichen Treffen sprachen die Vertreter der sieben Kirchen des Rates kurze Gebete. Papst Benedikt hielt die folgende Ansprache:
"Liebe Brüder und Schwestern in Christus,

uns vereint hier heute der Wunsch einander zu treffen, um im gemeinsamen Gebet unserem Herrn Jesus Christus Ruhm und Ehre zu erweisen. Zusammen mit euch danke ich für das Geschenk dieses Treffens. Ich sehe darin eine der Etappen auf dem Weg, meinen festen Vorsatz vom Beginn meines Pontifikates Wirklichkeit werden zu lassen: naemlich die Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Einheit zwischen den Christen als eine Priorität meines Amtes anzusehen.



Die Botschaft Christi muss jeden Menschen auf der Erde erreichen, dank des Bemühens jener, die an ihn glauben und berufen sind zu bezeugen, dass er vom Vater geschickt ist. Wir müssen also, wenn wir das Evangelium verkünden, vom Wunsch beseelt sein, gegenseitige Beziehungen von aufrichtiger Nächstenliebe zu pflegen, sodass alle sehen, dass der Vater den Sohn sandte und seine Kirche sowie jeden von uns liebt. Die Aufgabe der Schüler Christi, die Aufgabe eines jeden von uns ist es also, einer solchen Einheit zuzustreben, sodass wir als Christen das sichtbare Zeichen seines Heilsbotschaft werden, die an jedes menschliche Wesen gerichtet ist.



Gott hat uns viele Schritte hin zum gegenseitigen Verständnis und zur Annäherung tun lassen. Erlauben Sie mir, Ihnen einige ökumenische Ereignisse vor Augen zu führen, die in jener Zeit auf der Welt stattgefunden haben: Das Erscheinen der Enzyklika "Ut Unum sint"; der Abschluss der "Gemeinsamen Erklärung über die Rechtfertigungslehre" in Augsburg; das Treffen anlässlich des Grossen Jubiläums des Jahres 2000 und das ökumenische Gedenken der Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts; die Wiederaufnahme des katholisch-orthodoxen Dialogs auf Weltebene; die Beerdigung von Johannes Paul II. unter Teilnahme fast aller Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften.



Wir sehen viele Fortschritte in der Ökumene, und dennoch erwarten wir Weiteres. Erlauben Sie mir heute auf zwei Fragen detaillierter einzugehen. Die erste betrifft den Dienst der Nächstenliebe der Kirchen. Viele Brüder erwarten von uns die Gabe der Liebe, des Vertrauens, der spirituellen und konkreten materiellen Hilfe. Trotz aller Differenzen, die auf der Ebene des interkonfessionellen Dialogs überwunden werden müssen, scheint es legitim, das karitative Bemühen der ökumenischen Gemeinschaft der Schüler Christi auf der Suche nach voller Einheit zuzuordnen. Wir alle können am Einsatz zugunsten der Bedürftigen mitarbeiten und dabei jenes Netz gegenseitiger Beziehungen nutzen, das Frucht des Dialogs zwischen uns und des gemeinsamen Handelns ist.



Die zweite Frage, die ich anschneiden möchte, betrifft das Ehe- und Familienleben. Immer häufiger entscheiden sich junge Menschen verschiedener Traditionen, Religionen und Konfessionen, miteinander eine Familie zu gründen. Gelegentlich ist dies für diese Menschen selbst und für ihre Angehörigen eine schwierige Entscheidung, die verschiedene Gefahren bezüglich des Glaubens und der Schaffung einer Familienordnung mit sich bringt. Dennoch kann diese Entscheidung Anlass sein, ein praktisches Laboratoriums der Einheit zu schaffen. Dafür sind gegenseitiges Wohlwollen nötig, Verständnis und Reife im Glauben beider Partner, aber auch der Gemeinschaften, aus denen sie stammen. Ich wünsche allen, dass in dieser heiklen Frage das gegenseitige Vertrauen zwischen den Kirchen und die Zusammenarbeit wächst, die die Rechte und Pflichten der Eheleute respektiert"


 
 







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