Eine "Erweiterte Synode" hat vor zwei Tagen den orthodoxen Erzbischof von Nikosia,
Chrysostomos, abgesetzt. Damit ist der Weg für die Wahl eines neuen Erzbischofs frei.
Im Orthodoxen Zentrum von Chambésy bei Genf tagten die Patriarchen von Konstantinopel,
Alexandrien, Antiochien und Jerusalem gemeinsam mit den Bischöfen der orthodoxen Kirche
von Zypern. Chrysostomos, seit 1977 Erzbischof der zypriotischen Hauptstadt, litt
seit mehreren Jahren an zunehmender Demenz. Er wollte aber nicht zurücktreten, worin
er von seinen Verwandten und kirchlichen Parteigängern bestärkt wurde.
Der
Nachfolger von Chrysostomos soll nun laut den Statuten binnen 40 Tagen von der zypriotischen
Kirche gewählt werden - unter Einbeziehung des gesamten Klerus und der Gläubigen.
Als einer der aussichtsreichen Kandidaten gilt der Abt-Bischof des Marienklosters
Kykkou, Nikiphoros. Gute Chancen werden aber auch Weihbischof Basilios eingeräumt,
der beim heutigen Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, promoviert hatte.
Die
zypriotischen Bischöfe hatten nicht die für die Absetzung notwendige Synodengröße
von 12 Personen, was den erzwungenen Rücktritt von Chrysostomos zunächst unmöglich
machte. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios, hatte daher schon
vor drei Jahren seine Absetzung durch eine "Erweiterte Synode" gefordert, der außer
den zypriotischen Bischöfen auch alle Nachbarpatriarchen angehören sollten. Der Vorschlag
des türkischen Patriarchen fand auf Zypern zunächst wenig Zustimmung. Auch der Tagungsort
für die "Erweiterte Synode" war ein Problem; Istanbul kam für die Zyprioten nicht
in Frage, erst vor kurzem hatte man sich auf den neutralen Boden der Schweiz geeinigt. (kipa
19.05.06 gs)