Vatikan: Christen in islamischen Ländern brauchen Schutz
Der Vatikan ist tief besorgt über den Rückgang der Zahl der Christen in Ländern mit
islamischer Mehrheit. Auf einem Kongreß im Vatikan legte der päpstliche "Außenminister"
Erzbischof Giovanni Lajolo dazu jetzt alarmierende Zahlen vor. So gibt es in der Türkei
oder Palästina einen Exodus von Christen; im Iran sank ihr Bevölkerungsanteil von
0,1 Prozent vor etwa dreißig Jahren auf 0,01 Prozent heute. Dramatisch ist die Lage
der Christen auch im Irak sowie in einigen Teilen Syriens - um nicht zu reden von
den Ländern mit islamischer Bevölkerungsmehrheit, in denen es, diese Bemerkung zielt
wohl auf Saudi-Arabien, eine richtiggehende Christenverfolgung gibt. "Viele der Christen
in diesen Ländern sind Ausländer, die dort nur vorübergehend leben", weiß der Vatikanmann.
Sorgen bereiten ihm "die vielen religiös gemischten Ehen, bei denen der christliche
Partner in Ländern mit einer islamisch inspirierten Rechtsprechung kaum geschützt
ist". Zum interreligiösen Dialog sieht Erzbischof Lajolo keine Alternative;
allerdings betont er wie auch kürzlich der Papst das Prinzip der Gegenseitigkeit im
Gespräch mit dem Islam. Implizit heißt das: Es kann auch nicht immer nur christliche
Good-will-Vorleistungen geben. Der Außenminister des Papstes drängt die Christen in
Europa wie in Ländern mit islamischer Mehrheit, "ihre christliche Identität voll zu
leben, sich nicht zu verstecken und deutlich Position zu beziehen". Sie dürften sich
keinesfalls in Nischen zurückziehen, weil das dem radikalen Islam in die Hände spiele
- dieser warte ja nur auf "Zeichen von Schwäche". Die internationale Gemeinschaft
ruft Lajolo dazu auf, sich noch hartnäckiger für das Thema Religionsfreiheit zu interessieren
und zu engagieren. (rv 17.05.06 sk)