Auf dem Petersplatz
ist heute Morgen ein weißer Gedenkstein eingesetzt worden. Die Marmorplatte, 40 x
40 Zentimeter groß, erinnert ab sofort an das Attentat auf Papst Johannes Paul II.
am 13. Mai 1981, also vor genau 25 Jahren. Die Platte zeigt das Datum sowie das Wappen
des polnischen Papstes, das M unter dem Kreuz. Sie ersetzt den roten Pflasterstein
kurz vor der Einfahrt in den linken Kolonnadenbogen. Dieser war so klein, dass er
bisher nur Eingeweihten als Erinnerungsstütze dienen konnte.
Zum Jahrestag
des Attentats organisierte das römische Pilgerwerk einen nationalen Wallfahrtstag
zu Ehren Johannes Pauls und der Madonna von Fatima. Am 13. Mai 1917 erschien die Jungfrau
den drei Hirtenkindern von Fatima erstmals, und Johannes Paul II. hatte sein Überleben
stets auf die Hilfe der Gottesmutter von Fatima zurückgeführt. Eine der beiden Kugeln,
die den Papst an Magen und Hand trafen, ließ er in die Krone der Statue einarbeiten.
1982, auf den Tag ein Jahr nach dem Attentat, besuchte Johannes Paul den portugiesischen
Wallfahrtsort:
„Ich bin heute hierher gekommen, gerade weil am selben
Tag des vergangenen Jahres auf dem Petersplatz in Rom das Attentat auf den Papst geschehen
ist, ein Ereignis, das auf geheimnisvolle Weise zusammentraf mit dem Jahrestag der
ersten Erscheinung von Fatima. Diese beiden Daten sind derart zusammengetroffen, dass
ich glaube, darin einen besondern Ruf zu diesem Besuch heute und hier zu erkennen.
Uns so bin ich nun hier. Ich bin gekommen, um der göttlichen Vorsehung an diesem Ort
zu danken, den die Gottesmutter in so auffallender Weise erwählt zu haben scheint.“
Pilgerwerkschef Liberio Andreatta sagt zur Fatima-Verehrung des polnischen
Papstes:
„Die Madonna von Fatima hat den Hirten aufgetragen, das Rosenkranzgebet
immer wieder zu wiederholen. Johannes Paul sagte, der Rosenkranz ist das Brevier der
Christen. Vor allem ist er unsere Waffe, mit der wir uns gegen die Gefahren für den
Glauben wehren können.“
Vor 25 Jahren hielt die Welt den Atem an, die Bilder
vom Papst der schmerzverzerrt im offenen Wagen zusammenbricht gingen wie ein Lauffeuer
um die Welt. Die Italiener, die wie viele vom "Verbrechen des Jahrhunderts" sprechen,
veranstalteten heute ein show-ähnliches Programm in der vatikanischen Audienzhalle.
Im Beisein von Vertretern aus Staat und Gesellschaft ging es um Aspekte des Pilgerns
und des katholischen Lebens. Am Nachmittag traf die Marienstatue aus dem portugiesischen
Wallfahrtsort in Rom ein.
„Den Pilgern bleibt vor allem die Erinnerung
an einen Papst, der sein ganzes Leben Maria gewidmet hatte. Dieses ‚Totus tuus’, ‚ganz
dein’, galt für sein geistiges Leben, aber er hat es vor allem in dieser Hingabe an
Maria zum Ausdruck gebracht, in dieser Dankbarkeit, gegenüber der Madonna von Fatima,
der Muttergottes, die für ihn wirklich wie eine Mutter war.“
Zuletzt war
die Statue im Heiligen Jahr 2000 aus dem portugiesischen Pilgerort nach Rom gebracht
worden. In feierlicher Prozession brachten zehntausende Menschen sie von der Engelsburg
zum Petersplatz. Am frühen Abend steht eine Messfeier mit Kardinalvikar Camillo Ruini
auf dem Programm. Und dann, Liberio Andreatta?
„Wir veranstalten eine
große Gedenkfeier zu Ehren Johannes Pauls II., mit Fahnenschwingern auf dem Petersplatz,
mit der Kapelle der römischen Stadtwache und am Ende wird der Himmel voll sein mit
blauen und gelben Luftballons – zu Ehren Johannes Pauls II.“
Für die Pilger
heute also kein Trauer- sondern ein Freudentag. Der Attentäter Mehmet Ali Agca wurde
im Jahre 2000 begnadigt. In der Türkei nahm man ihn wegen des Mordes an einem Journalisten
im Jahr 1979 wieder in Haft. Im Januar dieses Jahres kam Agca für kurze Zeit frei.
Kurz darauf entschied ein Berufungsgericht, Agca müsse wenigstens bis zum Jahre 2014
im Gefängnis bleiben. Immer wieder gibt es Gerüchte und Berichte, das Attentat auf
den Papst aus Polen sei von Sowjet-Geheimdiensten gesteuert gewesen. Aufgeklärt wurde
es nie.
Johannes Paul II. hatte seinem Attentäter sofort vergeben. Nur
vier Tage nach dem Anschlag wandte er sich in einer Radiobotschaft an die Welt außerhalb
der Gemelliklinik. Seine Stimme schwach, seine Botschaft keine zehn Zeilen lang:
„Liebe
Brüder und Schwestern, ich weiß, dass ihr in diesen Tagen und speziell in dieser Stunde
mit mir verbunden seid. Ich danke euch bewegt für eure Gebete und segne euch alle.
Ich bin besonders den beiden Personen nahe, die mit mir verletzt wurden. Ich bete
für den Bruder, der auf mich geschossen hat. Ich habe ihm aufrichtig vergeben. Vereint
mit Christus, Hoherpriester und Opferlamm, opfere ich meine Leiden auf für die Kirche
und für die Welt. Dir, Maria, wiederhole ich: Ich bin ganz dein.“