In China wurde heute erneut ein Bischof geweiht, der der so genannten patriotischen
Vereinigung angehört. Paolo Pei Junmin ist nun Weihbischof von Shenyang, der größten
Stadt im Nordosten Chinas. Ein Sprecher der patriotischen Vereinigung sagte gegenüber
der Nachrichtenagentur AP, dass der Weihe keine Konsultationen mit dem Vatikan vorangegangen
seien. Der für gewöhnlich gut informierte Dienst Asianews hatte allerdings gemeldet,
Papst Benedikt XVI. befürworte Peis Weihe. Ebenfalls heute verteidigte Chinas
staatliche Administration für religiöse Angelegenheiten die beiden Bischofsweihen
von vergangener Woche. Peking habe den Vatikan vorab darüber informiert, aber keine
Antwort erhalten. Kritik an Pekings Vorgehen würde dem Wunsch des Vatikans nach besseren
Beziehungen zuwiderlaufen. Illegale Bischofsweihen in China – in unserem Interview
der Woche sprach Pater Eberhard von Gemmingen darüber mit dem China-Fachmann Roman
Malek. Seine Einschätzung:
„Wir beobachten, dass es in China verschiedene
Methoden der Einsetzung der Bischöfe gibt. Das ist eine wichtige Feststellung. Diese
Bischofsweihen sind natürlich andererseits ein Versuch der Patriotischen Vereinung
der katholischen Kirche, sich zu etablieren. Sie laufen auch gegen die Absichten der
chinesischen Regierung bzw. offizieller Stellen im Religionsbüro, eine etwas andere
Art und Weise von Kontakten mit Rom und der katholischen Kirche zu entwickeln. Wir
wissen nicht erst durch diese Bischofsweihen, dass es im Hinblick auf die Kontakte
mit Rom und dem Papst zwischen der Patriotischen Vereinigung und dem staatlichen Religionsbüro
verschiedene Meinungen gibt. Das wurde schon mehrmals sichtbar, das ist jetzt abermals
sichtbar durch die Bischofsweihen.“
Wie konnten diese Weihen aber denn
zu Stande gekommen? Was steckt dahinter?
„Ich würde raten, vorsichtig
im Urteil zu sein, weil wir ja die Tatsachen von Außen beurteilen. Zunächst müssen
wir immer wieder daran erinnern und das bei diesen Bischofsweihen auch nicht vergessen:
In China herrscht keine Religionsfreiheit. Zweitens. Die Patriotische Vereinigung
ist immer noch ein Instrument der Kontrolle der Kirche. Die Bischofweihen spielen
hier eine wichtige Rolle, weil sie eben durch die Patriotische Vereinigung kontrolliert
werden können. Die Frage der Bischofsweihe ist nicht gelöst, auch wenn wir in der
Vergangenheit schon Bischofsweihen hatten, die in einem Konsens entstanden sind: in
einem schweigenden Konsens, nicht mit einer Einverständniserklärung, sondern mit schweigender
Akzeptanz der Bedingungen bzw. der Methoden, die gewählt wurden.“
Könnte
man sagen, es gibt in China eine Art Machtkampf in diesen Fragen?
„Dass
man diese Tatsachen heutzutage diskutieren kann, dass man innerhalb der Volksrepublik
China auch solche Weihen in Frage stellen kann und feststellen darf, dass sie ohne
Erlaubnis des Papstes entstehen – doch ein Fortschritt, kann man sagen. Das war früher
unmöglich, dass sich einige Bischöfe weigern, diese Bischöfe zu weihen, weil sie eben
keine Erlaubnis des Papstes haben. Das sind doch Tatsachen, die von einer Pluralität
zeugen. Zum Zweiten: Es gibt zwischen der Patriotischen Vereinigung und
dem Religionsbüro einen Machtkampf, das kann man sagen, und einen Kampf um den Einfluss.
Ich bezweifle sehr, ob die patriotische Vereinigung diesen Kampf gewinnt. Der Gewinner
wird sicherlich die staatliche Seite sein. Die Patriotische Vereinigung versucht im
Letzten, ihre Macht noch irgendwei zu etablieren. Wir müssen aber die Bischofskandidaten
bedauern, weil sie in einer Zwangssituation stehen. Ich bezweifle die Katholizität
der Leute in keinem Fall.“