2006-05-07 13:57:19

China: Besserer Draht zur Kirche nötig


In China wurde heute erneut ein Bischof geweiht, der der so genannten patriotischen Vereinigung angehört. Paolo Pei Junmin ist nun Weihbischof von Shenyang, der größten Stadt im Nordosten Chinas. Ein Sprecher der patriotischen Vereinigung sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass der Weihe keine Konsultationen mit dem Vatikan vorangegangen seien. Der für gewöhnlich gut informierte Dienst Asianews hatte allerdings gemeldet, Papst Benedikt XVI. befürworte Peis Weihe.
Ebenfalls heute verteidigte Chinas staatliche Administration für religiöse Angelegenheiten die beiden Bischofsweihen von vergangener Woche. Peking habe den Vatikan vorab darüber informiert, aber keine Antwort erhalten. Kritik an Pekings Vorgehen würde dem Wunsch des Vatikans nach besseren Beziehungen zuwiderlaufen.
Illegale Bischofsweihen in China – in unserem Interview der Woche sprach Pater Eberhard von Gemmingen darüber mit dem China-Fachmann Roman Malek. Seine Einschätzung:



„Wir beobachten, dass es in China verschiedene Methoden der Einsetzung der Bischöfe gibt. Das ist eine wichtige Feststellung. Diese Bischofsweihen sind natürlich andererseits ein Versuch der Patriotischen Vereinung der katholischen Kirche, sich zu etablieren. Sie laufen auch gegen die Absichten der chinesischen Regierung bzw. offizieller Stellen im Religionsbüro, eine etwas andere Art und Weise von Kontakten mit Rom und der katholischen Kirche zu entwickeln. Wir wissen nicht erst durch diese Bischofsweihen, dass es im Hinblick auf die Kontakte mit Rom und dem Papst zwischen der Patriotischen Vereinigung und dem staatlichen Religionsbüro verschiedene Meinungen gibt. Das wurde schon mehrmals sichtbar, das ist jetzt abermals sichtbar durch die Bischofsweihen.“

Wie konnten diese Weihen aber denn zu Stande gekommen? Was steckt dahinter?


„Ich würde raten, vorsichtig im Urteil zu sein, weil wir ja die Tatsachen von Außen beurteilen. Zunächst müssen wir immer wieder daran erinnern und das bei diesen Bischofsweihen auch nicht vergessen: In China herrscht keine Religionsfreiheit. Zweitens. Die Patriotische Vereinigung ist immer noch ein Instrument der Kontrolle der Kirche. Die Bischofweihen spielen hier eine wichtige Rolle, weil sie eben durch die Patriotische Vereinigung kontrolliert werden können. Die Frage der Bischofsweihe ist nicht gelöst, auch wenn wir in der Vergangenheit schon Bischofsweihen hatten, die in einem Konsens entstanden sind: in einem schweigenden Konsens, nicht mit einer Einverständniserklärung, sondern mit schweigender Akzeptanz der Bedingungen bzw. der Methoden, die gewählt wurden.“

Könnte man sagen, es gibt in China eine Art Machtkampf in diesen Fragen?


„Dass man diese Tatsachen heutzutage diskutieren kann, dass man innerhalb der Volksrepublik China auch solche Weihen in Frage stellen kann und feststellen darf, dass sie ohne Erlaubnis des Papstes entstehen – doch ein Fortschritt, kann man sagen. Das war früher unmöglich, dass sich einige Bischöfe weigern, diese Bischöfe zu weihen, weil sie eben keine Erlaubnis des Papstes haben. Das sind doch Tatsachen, die von einer Pluralität zeugen.
Zum Zweiten: Es gibt zwischen der Patriotischen Vereinigung und dem Religionsbüro einen Machtkampf, das kann man sagen, und einen Kampf um den Einfluss. Ich bezweifle sehr, ob die patriotische Vereinigung diesen Kampf gewinnt. Der Gewinner wird sicherlich die staatliche Seite sein. Die Patriotische Vereinigung versucht im Letzten, ihre Macht noch irgendwei zu etablieren. Wir müssen aber die Bischofskandidaten bedauern, weil sie in einer Zwangssituation stehen. Ich bezweifle die Katholizität der Leute in keinem Fall.“

 
(rv 06.05.06 bp)







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