Die erste Folge der
umstrittenen Zeichentrickserie "Popetown" ist Mittwoch Abend bei MTV über den Sender
gegangen. Sie zeigt einen infantilen Papst, der an einem Springstock in Kreuzform
durch den Vatikan hüpft und der mit einer großen Show Geld einnehmen will. Im Vorfeld
war es zu zahlreichen Protesten von katholischen Laienverbänden gekommen, die den
Sender aufforderten, die Serie nicht auszustrahlen. Auch das Erzbistum München-Freising
hatte durch eine einstweilige Verfügung versucht, die Sendung zu verhindern. Doch
die 9. Zivilkammer des Landgerichts München lehnte den Antrag am Vortag der Ausstrahlung
ab. Eine der größten Aktionen haben Jugendliche des Dekanats Goslar in Niedersachsen
auf die Beine gestellt: Über 5000 Unterschriften wurden gesammelt, um gegen die Ausstrahlung
zu protestieren. Kaplan Matthias Eggers ist Jugendseelsorger, und er kritisiert die
geltende Rechtslage, die zu der Entscheidung des Landgerichts geführt hat: "Das
Verrückte an diesem Paragraphen 166 ist ja jetzt tatsächlich, MTV macht sich erst
dann strafbar, wenn der öffentliche Friede gestört ist. Es ist ganz klar, wenn diese
Serie zum Beispiel auf den Islam hin gezeigt worden wäre, dann wäre der öffentliche
Friede auf jeden Fall gestört gewesen. Das ist eine ganz schwierige Gesetzgebung,
zu sagen, erst wenn andere straffällig werden, entsteht auf Grund dieser Straftat
eine neue Straftat, das ist wirklich ein Aufruf an die Christen: Wenn ihr wollt, dass
der Staat das verbietet, dann müsst ihr den öffentlichen Frieden stören. Das wird
natürlich kein Christ machen. An dieser Stelle ist der Paragraph 166 sogar bedenklich.“ Vor
und nach der Sendung fand im MTV-Studio eine Live-Diskussion statt über die Grenzen
von Satire. Mit dabei: unter anderem der Vorsitzende des Bundes der katholischen Jugend
Dirk Tänzler. Er kritisierte den Missbrauch des Kreuzes, auch erinnerten die Szenen
in der Hostienbäckerei an ein KZ. MTV präsentierte eine Umfrage, nach der 78 Prozent
der Haushalte für eine Ausstrahlung von Popetown sei, nach der Sendung sollen es sogar
84 Prozent gewesen sein. Matthias Eggers bedauert das Verhalten des Senders: "Ich
finde es wirklich traurig und schade, dass MTV nicht auf die großen Proteste in Deutschland
reagiert hat: Ich hoffe natürlich, dass aufgrund dessen, dass viele das auch gesehen
haben, schon so etwas wie Bewusstseinsbildung passiert, und auch in der Gesellschaft
diese Frage besprochen wird: Wie weit darf Meinungsfreiheit eigentlich gehen und
wo sind die Grenzen? Wir als Christen sollten uns dann wirklich fragen, wie weit wir
für den Schutz des Heiligen einstehen und lassen nicht einfach alles mit uns machen
in der Öffentlichkeit.“ Nach Angaben der KNA will der Musiksender MTV Anfang
nächster Woche über die Ausstrahlung weiterer Episoden entscheiden. Am Mittwochabend
sahen rund 380.00 Zuschauer die Sendung, was einem Marktanteil von 6,4 Prozent bei
der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen entspricht.