2006-05-04 14:45:28

D: Erste Folge von Popetown ausgestrahlt


RealAudioMP3 Die erste Folge der umstrittenen Zeichentrickserie "Popetown" ist Mittwoch Abend bei MTV über den Sender gegangen. Sie zeigt einen infantilen Papst, der an einem Springstock in Kreuzform durch den Vatikan hüpft und der mit einer großen Show Geld einnehmen will. Im Vorfeld war es zu zahlreichen Protesten von katholischen Laienverbänden gekommen, die den Sender aufforderten, die Serie nicht auszustrahlen. Auch das Erzbistum München-Freising hatte durch eine einstweilige Verfügung versucht, die Sendung zu verhindern. Doch die 9. Zivilkammer des Landgerichts München lehnte den Antrag am Vortag der Ausstrahlung ab.
Eine der größten Aktionen haben Jugendliche des Dekanats Goslar in Niedersachsen auf die Beine gestellt: Über 5000 Unterschriften wurden gesammelt, um gegen die Ausstrahlung zu protestieren. Kaplan Matthias Eggers ist Jugendseelsorger, und er kritisiert die geltende Rechtslage, die zu der Entscheidung des Landgerichts geführt hat:
"Das Verrückte an diesem Paragraphen 166 ist ja jetzt tatsächlich, MTV macht sich erst dann strafbar, wenn der öffentliche Friede gestört ist. Es ist ganz klar, wenn diese Serie zum Beispiel auf den Islam hin gezeigt worden wäre, dann wäre der öffentliche Friede auf jeden Fall gestört gewesen. Das ist eine ganz schwierige Gesetzgebung, zu sagen, erst wenn andere straffällig werden, entsteht auf Grund dieser Straftat eine neue Straftat, das ist wirklich ein Aufruf an die Christen: Wenn ihr wollt, dass der Staat das verbietet, dann müsst ihr den öffentlichen Frieden stören. Das wird natürlich kein Christ machen. An dieser Stelle ist der Paragraph 166 sogar bedenklich.“
Vor und nach der Sendung fand im MTV-Studio eine Live-Diskussion statt über die Grenzen von Satire. Mit dabei: unter anderem der Vorsitzende des Bundes der katholischen Jugend Dirk Tänzler. Er kritisierte den Missbrauch des Kreuzes, auch erinnerten die Szenen in der Hostienbäckerei an ein KZ. MTV präsentierte eine Umfrage, nach der 78 Prozent der Haushalte für eine Ausstrahlung von Popetown sei, nach der Sendung sollen es sogar 84 Prozent gewesen sein.
Matthias Eggers bedauert das Verhalten des Senders:
"Ich finde es wirklich traurig und schade, dass MTV nicht auf die großen Proteste in Deutschland reagiert hat: Ich hoffe natürlich, dass aufgrund dessen, dass viele das auch gesehen haben, schon so etwas wie Bewusstseinsbildung passiert, und auch in der Gesellschaft diese Frage besprochen wird: Wie weit darf Meinungsfreiheit eigentlich gehen und wo sind die Grenzen? Wir als Christen sollten uns dann wirklich fragen, wie weit wir für den Schutz des Heiligen einstehen und lassen nicht einfach alles mit uns machen in der Öffentlichkeit.“
Nach Angaben der KNA will der Musiksender MTV Anfang nächster Woche über die Ausstrahlung weiterer Episoden entscheiden. Am Mittwochabend sahen rund 380.00 Zuschauer die Sendung, was einem Marktanteil von 6,4 Prozent bei der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen entspricht.


(rv/kna 040506 mc)








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