"In China herrscht
keine Religionsfreiheit." Und: "Die römisch-katholische Kirche braucht einen direkteren
Kanal zur chinesischen Regierung." Diese Schlüsse zieht der China-Fachmann Pater Roman
Malek, Religionswissenschaftler in St. Augustin, aus den illegalen Bischofsweihen
der Patriotischen Vereinigung in China. Pater Eberhard von Gemmingen hat nach den
Weihen mit Roman Malek gesprochen. Seine Einschätzung:
„Es gab zwei
Bischofsweihen in der letzten Zeit. Wir müssen aber sofort hinzufügen, dass es nicht
allein diese beiden Weihen waren. Es gab andere Bischofsweihen in den letzten Monaten.
Wir beobachten also, dass es in China verschiedene Methoden der Einsetzung der Bischöfe
gibt. Das ist eine wichtige Feststellung. Es gibt verschiedene Methoden. Diese
Bischofsweihen sind natürlich andererseits ein Versuch der Patriotischen Vereinung
der katholischen Kirche, sich zu etablieren. Sie laufen auch gegen die Absichten der
chinesischen Regierung bzw. offizieller Stellen im Religionsbüro, eine etwas andere
Art und Weise von Kontakten mit Rom und der katholischen Kirche zu entwickeln. Wir
wissen nicht erst durch diese Bischofsweihen, dass es im Hinblick auf die Kontakte
mit Rom und dem Papst zwischen der Patriotischen Vereinigung und dem staatlichen Religionsbüro
verschiedene Meinungen gibt. Das wurde schon mehrmals sichtbar, das ist jetzt abermals
sichtbar durch die Bischofsweihen.“
Wie konnten diese Weihen aber denn
zu Stande gekommen? Was steckt dahinter?
„Ich würde bei einem Urteil
zu Vorsicht raten, weil wir ja die Tatsachen von Außen beurteilen. Zunächst müssen
wir immer wieder daran erinnern und das bei diesen Bischofsweihen auch nicht vergessen:
In China herrscht keine Religionsfreiheit. Zweitens. Die Patriotische Vereinigung
ist immer noch ein Instrument der Kontrolle der Kirche. Die Bischofweihen spielen
hier eine wichtige Rolle, weil sie eben durch die Patriotische Vereinigung kontrolliert
werden können. Die Frage der Bischofsweihe ist nicht gelöst, auch wenn wir in der
Vergangenheit schon Bischofsweihen hatten, die in einem Konsens entstanden sind: in
einem schweigenden Konsens, nicht mit einer Einverständniserklärung, sondern mit schweigender
Akzeptanz der Bedingungen bzw. der Methoden, die gewählt wurden. Ich wurde durch diese
Bischofsweihen jetzt an die mangelnde Religionsfreiheit erinnert, weil ich die Kandidaten
kenne und keinen Zweifel an deren Katholizität habe. Zum Zweiten wurde ich daran erinnert,
dass es höchste Zeit, ist, dass man sich von Seiten der katholischen Kirche einen
besseren, offizielleren Kanal nach China, zur chinesischen Regierung verschafft, um
solche Fragen wenn es notwendig ist, direkt mit der Regierung zu diskutieren und diese
Frage der Bischofsweihen, die Frage der Erwählung der Leute nicht der Patriotischen
Vereinigung überlässt. Die römisch-katholische Kirche braucht einen direkteren Kanal
zur chinesischen Regierung und daran muss man jetzt primär arbeiten.“
Könnte
man sagen, es gibt in China eine Art Machtkampf in diesen Fragen?
„Dass
man diese Tatsachen heutzutage diskutieren kann, dass man innerhalb der Volksrepublik
China auch solche Weihen in Frage stellen kann und feststellen darf, dass sie ohne
Erlaubnis des Papstes entstehen – doch ein Fortschritt, kann man sagen. Das war früher
unmöglich, dass sich einige Bischöfe weigern, diese Bischöfe zu weihen, weil sie eben
keine Erlaubnis des Papstes haben. Das sind doch Tatsachen, die von einer Pluralität
zeugen. Zum Zweiten: Es gibt zwischen der Patriotischen Vereinigung und
dem Religionsbüro einen Machtkampf, das kann man sagen, und einen Kampf um den Einfluss.
Ich bezweifle sehr, ob die patriotische Vereinigung diesen Kampf gewinnt. Der Gewinner
wird sicherlich die staatliche Seite sein. Die Patriotische Vereinigung versucht im
Letzen, ihre Macht noch irgendwei zu etablieren. Wir müssen aber die Bischofskandidaten
bedauern, weil sie in einer Zwangssituation stehen. Ich bezweifle die Katholizität
der Leute in keinem Fall.“