2006-05-04 16:45:47

China: Vatikan braucht „direkteren Kanal“


RealAudioMP3 "In China herrscht keine Religionsfreiheit." Und: "Die römisch-katholische Kirche braucht einen direkteren Kanal zur chinesischen Regierung." Diese Schlüsse zieht der China-Fachmann Pater Roman Malek, Religionswissenschaftler in St. Augustin, aus den illegalen Bischofsweihen der Patriotischen Vereinigung in China. Pater Eberhard von Gemmingen hat nach den Weihen mit Roman Malek gesprochen. Seine Einschätzung:


„Es gab zwei Bischofsweihen in der letzten Zeit. Wir müssen aber sofort hinzufügen, dass es nicht allein diese beiden Weihen waren. Es gab andere Bischofsweihen in den letzten Monaten. Wir beobachten also, dass es in China verschiedene Methoden der Einsetzung der Bischöfe gibt. Das ist eine wichtige Feststellung. Es gibt verschiedene Methoden.
Diese Bischofsweihen sind natürlich andererseits ein Versuch der Patriotischen Vereinung der katholischen Kirche, sich zu etablieren. Sie laufen auch gegen die Absichten der chinesischen Regierung bzw. offizieller Stellen im Religionsbüro, eine etwas andere Art und Weise von Kontakten mit Rom und der katholischen Kirche zu entwickeln. Wir wissen nicht erst durch diese Bischofsweihen, dass es im Hinblick auf die Kontakte mit Rom und dem Papst zwischen der Patriotischen Vereinigung und dem staatlichen Religionsbüro verschiedene Meinungen gibt. Das wurde schon mehrmals sichtbar, das ist jetzt abermals sichtbar durch die Bischofsweihen.“

Wie konnten diese Weihen aber denn zu Stande gekommen? Was steckt dahinter?


„Ich würde bei einem Urteil zu Vorsicht raten, weil wir ja die Tatsachen von Außen beurteilen. Zunächst müssen wir immer wieder daran erinnern und das bei diesen Bischofsweihen auch nicht vergessen: In China herrscht keine Religionsfreiheit. Zweitens. Die Patriotische Vereinigung ist immer noch ein Instrument der Kontrolle der Kirche. Die Bischofweihen spielen hier eine wichtige Rolle, weil sie eben durch die Patriotische Vereinigung kontrolliert werden können. Die Frage der Bischofsweihe ist nicht gelöst, auch wenn wir in der Vergangenheit schon Bischofsweihen hatten, die in einem Konsens entstanden sind: in einem schweigenden Konsens, nicht mit einer Einverständniserklärung, sondern mit schweigender Akzeptanz der Bedingungen bzw. der Methoden, die gewählt wurden. Ich wurde durch diese Bischofsweihen jetzt an die mangelnde Religionsfreiheit erinnert, weil ich die Kandidaten kenne und keinen Zweifel an deren Katholizität habe. Zum Zweiten wurde ich daran erinnert, dass es höchste Zeit, ist, dass man sich von Seiten der katholischen Kirche einen besseren, offizielleren Kanal nach China, zur chinesischen Regierung verschafft, um solche Fragen wenn es notwendig ist, direkt mit der Regierung zu diskutieren und diese Frage der Bischofsweihen, die Frage der Erwählung der Leute nicht der Patriotischen Vereinigung überlässt. Die römisch-katholische Kirche braucht einen direkteren Kanal zur chinesischen Regierung und daran muss man jetzt primär arbeiten.“

Könnte man sagen, es gibt in China eine Art Machtkampf in diesen Fragen?


„Dass man diese Tatsachen heutzutage diskutieren kann, dass man innerhalb der Volksrepublik China auch solche Weihen in Frage stellen kann und feststellen darf, dass sie ohne Erlaubnis des Papstes entstehen – doch ein Fortschritt, kann man sagen. Das war früher unmöglich, dass sich einige Bischöfe weigern, diese Bischöfe zu weihen, weil sie eben keine Erlaubnis des Papstes haben. Das sind doch Tatsachen, die von einer Pluralität zeugen.
Zum Zweiten: Es gibt zwischen der Patriotischen Vereinigung und dem Religionsbüro einen Machtkampf, das kann man sagen, und einen Kampf um den Einfluss. Ich bezweifle sehr, ob die patriotische Vereinigung diesen Kampf gewinnt. Der Gewinner wird sicherlich die staatliche Seite sein. Die Patriotische Vereinigung versucht im Letzen, ihre Macht noch irgendwei zu etablieren. Wir müssen aber die Bischofskandidaten bedauern, weil sie in einer Zwangssituation stehen. Ich bezweifle die Katholizität der Leute in keinem Fall.“

 
(rv 04.05.06 bp)







All the contents on this site are copyrighted ©.