2006-05-03 10:09:02

D: Bistum will "Popetown" stoppen


Das Erzbistum München-Freising will die Ausstrahlung der Serie "Popetown" sowie die entsprechende Werbung des Musiksenders MTV stoppen. Beim Landgericht München hat es eine Einstweilige Verfügung gegen MTV beantragt. Der Sender hatte eine vom Erzbistum verlangte Unterlassungs-Erklärung nicht unterzeichnet, sondern die Ausstrahlung von zunächst einer Episode der umstrittenen Serie für heute Abend angekündigt. Die SPD-Bundestagsfraktion hat MTV derweil gebeten, "Popetown" nicht auszustrahlen. Glaubensinhalte dürften auch unter dem Motto "Satire" nicht in den Schmutz gezogen werden.

Hier die Erklärung der Pressestelle des Erzbistums München-Freising im vollen Wortlaut:

"Im Auftrag des Erzbischöflichen Ordinariates München hat die Münchner Kanzlei des Rechtsanwalts Dr. Günter Knobel bei der 9. Zivilkammer des Landgerichts München I den Erlass einer Einstweiligen Verfügung gegen den privaten Fernsehsender MTV beantragt (AZ 9 O 8051/06). Der Antrag richtet sich sowohl gegen die von dem Sender massenhaft verbreitete Werbung für die Cartoon-Serie „popetown“, die den gekreuzigten Christus mit Dornenkrone und Wundmalen verspottete, als auch gegen die Cartoon-Serie selbst. In der Serie agiert die Figur eines nach Angaben des Senders „durchgeknallten Papstes“, der unter anderem das Kreuz, das zentrale Symbol des Christentums, als Instrument des Klamauks verunglimpft und in menschenverachtender Sprache behinderte Kinder verunglimpft.

Der Sender hatte eine vom Ordinariat verlangte vorausgehende Unterlassungsverpflichtungserklärung, obgleich die hierzu gesetzte Frist auf Wunsch von MTV um eine Woche verlängert worden war, nicht unterzeichnet. Stattdessen kündigte er an, er wolle zunächst nur eine „Episode“ senden, darüber unter anderem mit dem Publikum diskutieren und erst dann über eine Ausstrahlung weiterer Folgen entscheiden. Das Erzbischöfliche Ordinariat hatte dieses Ansinnen sofort zurückgewiesen und erklärt, der Vorschlag sei perfide, weil dadurch die berechtigten Proteste gegen eine Verunglimpfung zentraler Glaubensinhalte und Symbole des Christentums auch noch zu den Bedingungen von MTV vermarktet würden.

In der 31 Seiten umfassenden Antragschrift heißt es zu der Werbung, sie erfülle den objektiven Tatbestand einer Beschimpfung gläubiger Christen und ihres religiösen Bekenntnisses. Die Darstellung des vom Kreuz herabgestiegenen, fernsehenden Christus unter der Überschrift „Lachen statt rumhängen“ sei geeignet, den öffentlichen Frieden zu stören. In Schrifttum und Rechtssprechung sei anerkannt, dass eine tatsächliche Störung des Friedens nicht erforderlich sei. Es genüge, dass berechtigte Gründe für die Befürchtung vorlägen, die Beschimpfung werde das Vertrauen in die öffentliche Rechtssicherheit erschüttern. Die Eignung zur Störung des öffentlichen Friedens sei nicht erst dann erfüllt, wenn bereits ein Klima offener oder latenter Feindschaft entstanden sei, sondern schon dann, wenn Menschen nicht mehr in einer Gesellschaft leben könnten, ohne befürchten zu müssen, um ihres Glaubens willens Schmähungen ausgesetzt zu sein.

In der Cartoon-Serie selbst sieht die Antragsschrift eine „kollektive Beleidigung gläubiger Katholiken“ (§ 185 StGB) und auch den Tatbestand der Beschimpfung (§ 166 StGB) verwirklicht. So werde der Papst als Zeichentrickfigur gezeigt, die auf einem als Springstock zweckentfremdeten Kreuz, zusätzlich mit Nägeln auf die Kreuzigung Christi hinweisend, durch den Vatikan hüpfe. Die Verächtlichmachung richte sich gegen das Papsttum und die dadurch verkörperte katholische Kirche. Dies werde auch durch den realistisch dargestellten Hintergrund von St. Peter in Rom gezielt verdeutlicht. In der an die Presse verteilten bereits synchronisierten deutschen Fassung der Sendung würden die bereits aus den in der Internet-Werbung des Senders verbreiteten Beleidigungen des Kreuzes, der katholischen Eucharistiefeier und des Papsttums noch schärfer dargestellt. So werde eine heilige Messe im Petersdom persifliert und damit die katholische Eucharistiefeier verunglimpft. Fortlaufend werde in menschenverachtenden Worten über behinderte Kinder gesprochen. Dem Papst würden beispielsweise Worte in den Mund gelegt, dass „verkrüppelte Waisenkinder“ Schmarotzer seien, dass er sie wie die Pest hasse, und dass sie zu empfangen „total Scheiße“ sei. Dadurch würden der katholische Glaube und katholische Einrichtungen der Lächerlichkeit preisgegeben, wozu weder die Freiheit der Meinung, der Kunst, der Presse und des Rundfunks berechtigten. "
>(pm 03.05.06 sk)







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