Die Länder der entwickelten
Gesellschaft brauchen eine neue „Kultur des Kindes“, um sich ihre eigene Zukunft zu
sichern. Was tun? Und was sind die wichtigsten Gründe für den „demografischen Winter“
der westlichen Welt? Über diese Fragen tauschten sich in diesen Tagen die Mitglieder
der päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften bei ihrer Vollversammlung im Vatikan
aus. Die Präsidentin der Sozialakademie, Mary Ann Glendon.
„In der europäischen
Wohlstandsgesellschaft gibt es einen Trend, der aus dem Blickpunkt der katholischen
Soziallehre besonders interessant ist: Kinderlosigkeit als Frage der Mentalität. Kinder
werden da als Konsumgut gesehen, das nicht unbedingt wichtiger ist als andere Konsumgüter,
die Menschen in diesen Ländern eben auch wollen.“
Wenn es um Kinder geht,
geht es um Solidarität. Deshalb war es den Mitgliedern der päpstlichen Sozialakademie
wichtig, nicht Kinder gegen Erwachsene oder gegen ältere Menschen auszuspielen. Der
in Bologna lehrende Soziologe Pierpaolo Donati sagt:
„Es geht nicht darum,
Kindern etwas zu geben. Das Thema unserer Arbeit in der Akademie war Solidarität zwischen
den Generationen, das heißt, das Regelwerk des Austauschs. Wir müssen das Insgesamt
der Ressourcen besser nutzen. Diese Ressourcen für Kinderversorgung kommen nicht nur
vom Staat und vom Markt. Da sind soziale Institutionen zwischengeschaltet: Familie,
Gemeinschaften, und so weiter. Wir müssen ein Klima schaffen, das wieder familienfreundlicher
ist. Wenn Familien heute wenig Kinder zur Welt bringen, dann tun sie das, weil Kinderkriegen
heute quasi bestraft wird: auf einer politischen und steuerlichen Ebene, dort, wo
es um Verteilung der sozialen Mittel geht.“ (rv 02.05.06 gs)